Prof. Dr. Uta Gaidys aus dem Projektleitungsteam stellte das Konzept des interdisziplinären Gesundheitscampus der HAW Hamburg mit den drei eng verzahnten Säulen Lehre, Forschung und Versorgung vor. Ein als Matrix strukturiertes breites Studienangebot qualifiziert Hebammen, Pflegefachkräfte, zukünftig auch Therapiewissenschaftler:innen, bis hin zu Public Health Expert:innen und Gesundheitsinformatiker:innen. Über den Ausbau der interdisziplinären akademischen Nachwuchsförderung, starke Forschungsstrukturen u.a. in den Bereichen der Nachhaltigkeits-, Versorgungs- und Quartiersforschung sowie über praxisnahe Lehre in verschiedenen Simulationslaboren und perspektivisch einer ambulanten Versorgungseinrichtung werden tragende Transferstrukturen zwischen den Säulen angelegt. Dabei verortet sich der Gesundheitscampus der HAW Hamburg nicht nur in akademischen Netzwerken – wesentliches Element des Konzepts ist der Quartiersbezug des Gesundheitscampus und der Anspruch, zu gesundheitlicher Chancengleichheit beizutragen durch professionsübergreifende Angebote zur Gesundheitsförderung, Prävention, Begleitung und ambulanten Behandlung für alle Menschen im Quartier.
Dr. Beat Sottas ist langjähriger Protagonist der inzwischen etablierten Akademisierung der Gesundheitsfachberufe in der Schweiz. Er brachte mit beeindruckender Klarheit auf den Punkt, warum die Weichen für eine Durchsetzung der hochschulischen Qualifizierung im Bereich der Gesundheitsfachberufe dringend gestellt werden müssen und welche Wege Deutschland vor sich hat. Es wurde deutlich, dass Leuchtturmprojekte wie der geplante Gesundheitscampus der HAW Hamburg als Impulsgeber ebenso notwendig wie zielführend sind. Anhand umfangreicher Fallstudien aus dem Pflegebereich stellte er dar, dass nur durch akademische Qualifizierung das Kompetenzspektrum abgedeckt wird, welches für die fachübergreifend geforderte Fähigkeit zur Evaluation und Innovation der Versorgungspraxis notwendig ist. Der oft formulierte interdisziplinäre Anspruch von Hochschulen sei nur über interprofessionelle Kontaktflächen mit Lernarrangements in der Praxis realisierbar, die ein wichtiges Element im Gesundheitscampuskonzept der HAW Hamburg bilden.
Prof. Dr. Gabriele Bolte näherte sich dem Gesundheitscampus der HAW Hamburg aus der Perspektive des Leitbilds einer nachhaltigen, gesundheitsfördernden Stadt. In ihrem Beitrag plädierte sie für eine Blickfelderweiterung auf Interprofessionalität am zukünftige Gesundheitscampus der HAW Hamburg. Enge Netzwerke mit stadtplanerischen sowie umweltpolitischen Akteuren sowie die Beteiligung von Bürger:innen und Initiativen auf Quartiersebene müssten aktiv gesucht werden. Studierende könnten über Reallabore eng eingebunden werden in die Entwicklung von Nachhaltigkeitsprojekten an der Schnittstelle von Gesundheitsförderung und Stadtentwicklung, wobei Nachhaltigkeit als Querschnittsmodul für alle Studienbereiche zu berücksichtigen sei.
Aus der abschließenden Podiumsdiskussion gingen wichtige übergreifende Impulse für die Rolle und Ausgestaltung des Versorgungsbereichs am Gesundheitscampus der HAW Hamburg hervor. Alle vertretenen Expert:innen stellten heraus, dass ein Schlüsselfaktor für den Gesundheitscampus der HAW Hamburg in der Umsetzung eines intensiven Praxisbezuges liegt. Hierzu schaffe der innovative Versorgungsansatz neue Potentiale: um das Verständnis von Studierenden für die Lebenswelten von sozial benachteiligten Bürger:innen, Klient:innen und Patient:innen zu schärfen. Um Professor:innen in den Gesundheitsfachberufen in der Versorgungspraxis zu halten – wie in der Medizin seit langem selbstverständlich. Um Studierende als forschende und umsetzende Akteure an das Gestaltungsfeld Nachhaltigkeit - Gesundheit - Stadt heranzuführen.