NEW 4.0 | Akzeptanzforschung und -förderung

In NEW 4.0 ging es nicht nur um technische Fragestellungen. Begleitend zur Erprobung innovativer kohlenstoffarmer Technologien bemühte sich das SINTEG-Schaufenster in Hamburg und Schleswig-Holstein seit Projektstart darum, eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für das Großprojekt zu gewinnen. Schließlich beruht die NEW 4.0-Strategie auf einem systemischen Ansatz, der alle Faktoren, die für eine erfolgreiche Energiewende entscheidend sind, mit einzubeziehen sucht.

Von der Innovationsforschung wissen wir, dass es nicht einfach ist, bahnbrechende Technologien auf den Markt zu bringen. Partizipationsfördernde Maßnahmen und gute Kommunikationsstrategien können hierbei aber unterstützen. Sie gleichen bestehende Informationsasymmetrien aus, schließen Wissenslücken, erklären komplexe technische Sachverhalte und räumen so mit Vorurteilen auf. Das fördert Vertrauen in die Performance neuer emissionsarmer Technologien und potenziert nicht nur ihre Nutzung, sondern auch Investitionen zur technischen Weiterentwicklung und Erschließung neuer Geschäftsmodelle. Im besten Fall resultieren daraus positive Skalierungseffekte, Preissenkungen, der Markthochlauf und die Stärkung von Wirtschaftsstandorten. Je größer die Zustimmung von Bürger*innen, Meinungsbildner*innen und Marktteilnehmer*innen ist, desto reibungsloser gestaltet sich der Weg hin zu einem emissionsarmen, dezentralen und integrierten Energiesystem. Auf Grundlage dieser Annahme leitete das SINTEG-Schaufenster NEW 4.0 eine umfassende Partizipationsstrategie ab. Diese fußt im Wesentlichen auf drei Teilarbeitspaketen (AP) im AP6. Das erste fokussierte sich auf die Umsetzung von netzwerkfördernden Aktivitäten und fach-gebundenen Kommunikationsmaßnahmen für Branchenakteur*innen. Damit sollte der Bekanntheitsgrad des Projekts und seiner Ergebnisse innerhalb der nationalen und internationalen Business-Community gesteigert und darüber hinaus regionale und überregionale Folgeinvestitionen angestoßen werden. Im zweiten TAP lag der Aufgabenschwerpunkt auf der gesamt-gesellschaftlichen Akzeptanzförderung in der Modellregion. Entsprechend richteten sich die hier konzipierten und durchgeführten Einzelprojekte mehr an die allgemeine Öffentlichkeit, also an alle Bürger*innen, kommunalpolitischen Akteur*innen sowie Meinungsbildner*innen des Landes Schleswig-Holstein und der Metropolregion Hamburg. Das dritte TAP widmete sich der Akzeptanzforschung.

Um einschätzen zu können, ob und inwiefern sich das Akzeptanzniveau über den Projektzeitraum hinweg steigerte, wurden quantitative Erhebungen realisiert, ausgewertet und im Konsortium diskutiert. Hinter jedem der drei Arbeitslinien verbirgt sich eine Großzahl an Aktivitäten. Die Palette ist vielseitig und bunt. Neben der klassischen Medien- und Pressearbeit gehörte die Pflege der Internetpräsenz und Social-Media-Kanäle genauso zum Instrumentarium wie die Erarbeitung von Imagefilmen, Projektbroschüren, Newslettern und wissenschaftlichen Studien. Zudem wurden regelmäßige Fachveranstaltungen, Netzwerktreffen und Roadshows mit einem interaktiven Exponat organisiert. Messeauftritte und die Mitbetreuung internationaler Delegationen rundeten das Maßnahmenportfolio ab. Flankiert wurden die Partizipations- und Informationskampagnen durch mehrere Umfrageinitiativen zur Messung des Akzeptanzlevels sowie zur Ermittlung, welche Einstellungen, Bedürfnisse und Vorbehalte diesbezüglich bestehen und welche Motive die Bevölkerung dazu bringen, sich für erneuerbare Energien und das Energiesystem der Zukunft zu interessieren und es zu befürworten

Die Ergebnisse waren durchweg positiv. Mit Ausnahme einiger kleinerer Aktivitäten, die durch die Covid-19-Pandemie ausfielen oder anders umgesetzt wurden als geplant, konnten zentrale Meilensteine der einzelnen TAPs erreicht werden. Durch die zielgerichtete Projekt- und Ergebniskommunikation wurden Projektpartner und branchenrelevante Stakeholder stetig über die aktuellen Entwicklungen informiert. Über die diversen Veranstaltungsformate bot sich den Akteur*innen im Konsortium immer wieder eine Plattform für den fachlichen Austausch und die Kontaktpflege. Das stärkte das regionale Netzwerk, förderte die Zusammenarbeit innerhalb der Branche und generierte zusätzliches Know-how. Durch die intensive Ansprache von Schlüsselmedien, politischen Entscheidungsträger*innen und der allgemeinen norddeutschen Bevölkerung, vergrößerte sich der Wirkungskreis von NEW 4.0 stetig. So konnte zum Beispiel über die Medienarbeit innerhalb der vier Projektjahre rund die Hälfte der Bevölkerung in der Modellregion erreicht werden. Auf der NEW 4.0-B2B-Fachwebseite wurden in vier Jahren mehr als 270 Blogbeiträge veröffentlicht. Der monatliche Newsletter erreichte rund 3.300 Abonnenten. Die mobile NEW 4.0-Roadshow war auf 51 Stationen innerhalb der Modellregion zu Gast. Insgesamt konnten so über 12.500 Menschen erreicht werden. Den Ergebnissen der Umfragewellen nach zu urteilen, ist die Akzeptanz für die Energiewende in Schleswig-Holstein und Hamburg über die Projektlaufzeit hinweg deutlich gestiegen. Auch war ein stetiger Anstieg des Bekanntheitsgrades zu verzeichnen.

Zum Ende des Projekts gaben rund 28 Prozent der Befragten an, das Projekt zu kennen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das AP 6 durch eine große Medienreichweite, gute Branchenpräsenz und Netzwerkarbeit, aktive Bürgereinbindung und unter konstanter Berücksichtigung der öffentlichen Meinungsbildung in der Lage war, die Menschen im Norden mitzunehmen und die Fachwelt zu überzeugen.

In Anbetracht dieser positiven Endbilanz, wäre es bedauerlich, die angestoßenen Entwicklungen versiegen zu lassen. Daher ist es dem AP 6 ein Anliegen, auch nach dem Projektabschluss die gewonnenen Erkenntnisse über digitale Plattformen sichtbar zu halten, das geknüpfte Branchennetzwerk im Rahmen kommender Vorhaben weiter zu bedienen, von dem Know-how der Expert*innen zu profitieren und Schnittstellen zu politischen Akteur*innen der Region aufrecht zuerhalten.

Im Zuge der sich jüngst etablierten Ausbaustrategie für grünen Wasserstoff, werden in Hamburg und Schleswig-Holstein neue Projekte entstehen, die von den Erfahrungen des NEW 4.0-Konsortiums nur profitieren können. Daher gilt auch in Zukunft, die wissenschaftlichen Erkenntnisse im Rahmen der etablierten Strukturen im Dreieck Wissenschaft, Bildung und Wirtschaft einfließen zu lassen. Direkte Anknüpfungspunkte ergeben sich bereits im Rahmen des Norddeutschen Reallabors (NRL), des Projektes IW³ – Integrierte WärmeWende Wilhelmsburg, aber auch anderer Forschungskooperationen im Bereich der Sektorenkopplung. Auch die Hamburger Clusterpolitik setzt immer größeren Fokus auf den Wissenstransfer von nachhaltigen Konzepten zur Dekarbonisierung des Wirtschaftsstandorts Hamburg und für die Integration aller energieintensiven Sektoren.

Die Arbeit zu Akzeptanzförderung und Wissensverwertung von NEW 4.0 lehrt, dass Forschungsprojekte nicht nur darauf abzielen sollten, technische Hürden zu überwinden, sondern auch gesellschaftliche Aspekte mitzudenken. Daraus leiten wir vom Arbeitspaket AP 6 eine wichtige Handlungsempfehlung ab: Für die erfolgreiche Umstellung unseres Energiesystems ist es notwendig, die regionale Energiekultur zu stärken, indem die Akzeptanz der Bevölkerung nachhaltig gesichert und das Know-how der ansässigen Fachbranche intensiver genutzt wird. Die Bandbreite an Instrumenten dafür ist groß. NEW 4.0 hat viele dieser erfolgreich umgesetzt. Auf den kommenden Seiten erhalten Sie einen detaillierten Einblick über unsere Projektarbeit im Bereich der Akzeptanz und Verwertung.

 

Weiter Materialien und wissenschaftliche Veröffentlichungen zu dem NEW 4.0 Teilprojekten finden Sie unter: CC4E-Marking und Kommunikation oder auf der Projektwebseite NEW 4.0

 

Projekt-Team: Laura Welle, Deike Haase, Marc Weidemüller, Isabell Guzic, Pia Arndt, Nikolai Drews

Projektlaufzeit
-
ProjektBudget
1.824.000
Mittelgeber
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
Einrichtungen
CC4E - Erneuerbare Energien und Energieeffizienz
x