"Fehler passieren jedenfalls immer wieder."



Studierende im Studiengang Rescue Engineering dokumentieren für die Feuerwehr Hamburg einen simulierten Flugunfall am Hamburger Airport.



Eine Reportage von Katharina Jeorgakopulos

Hamburg, 22. Mai 2008: Schon von weitem ist am hinteren Rollfeld des Hamburger Flughafens die Rauchwolke zu erkennen, dutzende von grell leuchtenden Feuerwehren, Rettungswagen, Rettungs- und Löschfahrzeuge und der über der Unfallstelle kreisende Hubschrauber lassen Schlimmes erahnen und den Betrachter erschaudern. Noch gespenstischer dann der Anblick der Unfallstelle. Eine Maschine Typ Boing 707 liegt mit der Nase auf dem Boden quer zum Rollfeld; Fahrwerkbruch. Die Passagiere sind schon gerettet und die Verletzen draußen auf den Boden gelegt. Jeweils ein Feuerwehrmann oder Rettungsassistent sitzt kniend bei den Verunglückten, leistet erste Hilfe und hält tröstend die Hand.


Simulation einer verunglückten Boing 707

Nein – hier handelt es sich um kein reales Szenarium, sondern um die Simulation einer Crash-Landung auf dem Hamburger Airport, die 5 Menschen das Leben kostet und zirka 160 Verletzte fordert. Eine Szene, die sich theoretisch täglich an Flughäfen ereignen kann und auf die auch der Hamburger Flughafen und die Feuerwehr Hamburg vorbereitet sein müssen. Aus diesem Grund fand am 22. Mai eine Unfallübung mit möglichst real anmutender Katastrophenkulisse statt. Dabei stellte die Bundeswehr die zirka 180 Verletzen-Statisten, die zum Teil so gut auf die Übung vorbereitet waren, das verwirrte und herumirrende Passagiere mit Spürhunden im nahe gelegenen Wäldchen aufgegriffen werden mussten. In solchen heiklen Situationen kommt es vor allem auf die Koordination von Flughafen, Feuerwehr, Polizei, Notfallversorgung bis hin zur Seelsorge an. Die zuerst vorgenommene „Triage“ der Kranken sichtet den Grad der Verletzung, um diese dann in die mobilen Behandlungsplätze vor Ort in Zelten schnellstmöglich zu versorgen. Dafür heftet man den Patienten schwarze, rote, gelbe oder grüne Karten ans Revers, allgemeinverbindliche Sprache für die Einsatzkräfte, die daran den Verletzungsgrad erkennen und entsprechend handeln. Aber auch die Koordination von Rettungskräften und der Abtransport in Krankenhäuser müssen reibungslos funktionieren und verlangt Kontrolle, Überblick und Managementfähigkeiten von der Feuerwehr.

 


Versorgung eines leicht verletzten Patienten

All diese Fazetten ebenso wie auch das reibungslose Funktionieren und Ineinandergreifen der einzelnen Rettungsabteilungen ist Übungssache und obligatorisch deshalb alle zwei Jahre vom Hamburger Airport durchzuführen. Vor allem aber ist es Gegenstand des von der HAW Hamburg zusammen mit der Feuerwehr Hamburg seit zwei Jahren gemeinsam durchgeführten Studiengangs Rescue Engineering. Um an entsprechendes Unterrichtsmaterial heranzukommen hat die Feuerwehr Hamburg deshalb das Doku-Team ins Leben gerufen. Studierende im Studiengang Rescue Engineering dokumentieren auf Anruf Unfälle und andere von der Feuerwehr Hamburg durchgeführte Einsätze und Übungen. "Am Anfang war man mit der Kamera und dem Fotoapparat auf der Unfallstelle nicht gern gesehen. Das aber hat sich geändert, immer mehr Feuerwehren nutzen diesen Dienst und rufen uns an", so Christian Risser, Student im Studiengang Rescue Engineering. "Unsere Dokumentation ist keine Kontrolle oder Bloßstellung der Leistung der Feuerwehr vor Ort, sondern wir studieren es und versuchen die Hilfe zu optimieren durch Reflektion und Verbesserungsvorschläge", so Risser, der an diesem Tag auch die Leitung des Doku-Teams übernommen hat. "Es gilt, den ganzen Hergang von Anfang genau zu verfolgen und in seinen entscheidenden Phasen mitzunehmen. Fehler wie beispielsweise das gegenseitige Einparken auf der Unfallstelle können dann in der Folge vermieden werden", so der gebürtige Hamburger. "Fehler passieren jedenfalls immer wieder, davor ist keiner gefeit."

 


Ein Notarzt gibt Anweisungen

Dass den Studenten, die meist einschlägige Erfahrungen aus dem Rettungsdienst und der Feuerwehr Hamburg mitbringen, hier manchmal entscheidende Bilder gelingen, ist Sinn und Zweck der Übung. An diesem Tag aber konnte man nach dem Abtransport der meisten Verletzen endlich entspannen, ein Zustand, der sich sonst eher nicht einstellt. Dass sich hier der eine oder andere rot angemalte Bundeswehrsoldat bei der Nachricht „Essen fassen“ sanft auf dem Boden abgestellt wiederfand, wäre sonst sicherlich nicht vorgekommen. (jeo)

 



Doku-Team der HAW Hamburg vor Ort


Kontakt: Jens Krause, <link mail ein fenster zum versenden einer>Jens.Krause@haw-hamburg.de
Fotos: HAW Doku Team

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