Einstein und die Relativitätstheorie
Im September 1905 leitete Albert Einstein die wohl berühmteste Formel der Physik her: E=mc2. Sie besagt das Äquivalenzprinzip von Masse und Energie auf der noch heute die Forschung von Elementarteilchenphysik beruht.
Die spezielle Relativitätstheorie begründete Albert Einstein mit seinem Aufsatz im Juni 1905. Diese epochale Arbeit besagt, dass sich Licht unabhängig von der Bewegung seiner Quelle stets gleich ausbreitet, und dass nichts schneller ist als Licht. Das Maß von Zeit und Raum - bis dahin als absolute Größen angenommen - wurde damit relativiert und durch das Maß der stets gleichen Lichtgeschwindigkeit ersetzt. Die Relativierung von Zeit und Raum war damit vollzogen. Diese Vorhersage, dass eine schnell bewegte Uhr im Vergleich zu einer ruhenden Uhr nachgeht, wurde zuletzt 2003 von der Raumsonde "Cassini" bestätigt. Die 1915 abgeschlossene Allgemeine Relativitätstheorie revolutionierte deshalb die Vorstellungen von den Begriffen Raum, Zeit und Gravitation, die von Newton begründet wurden. (Quelle: youSEE. Das Magazin der Universität Hamburg, 2/2005, Seite 28)
"Newton war dagegen von einem absoluten Raum ausgegangen - und einer absoluten Zeit, einer Art Einheitsuhr für die ganze Welt. Die Zeit, nahm er an, 'verfließt an sich und vermöge ihrer Natur gleichförmig'. Einstein erhebt das Licht gleichsam zum Herrscher über die Zeit. Und über den Raum. Seine Theorie liefert Formeln, mit denen wir das merkwürdige Verhalten in 'relativistischen' Systemen exakt berechnen können. Würde ein Raumschiff mit 90 % Lichtgeschwindigkeit an uns vorbeifliegen und nach unseren Maßstäben fünf Meter lang sein, dann ergäbe sich für die Astronauten darin einen Länge von etwa elf Metern. Bei Lichtgeschwindigkeit hätte es theoretisch sogar "von außen betrachtet" die Länge null, und die Uhren stünden still." (GEO, Das neue Bild der Erde, 1/2005, Seite 67)
"Imagination is more important than knowledge"
Wie kann man aber - jenseits der mathematischen Formeln und Zahlen - Einsteins Relativitätstheorie für jedermann begreifbar machen, wie seine Überlegungen zu Raum und Zeit auch einem Nicht-Fachmann vergegenwärtigen? Studierende der beiden Studiendepartments Gestaltung und Medientechnik der neu gegründeten Medienfakultät Finkenau der HAW Hamburg haben nun unter der Leitung der Professoren Almut Schneider, Dr. Ulrich Schmidt, Reinhard Schulz-Schäffer und mit der Unterstützung von Studio Hamburg sowie den Firmen Videodata und TKL einen Einstein-Film gedreht, der sich dem Problem von Zeit und Raum kreativ-visuell annimmt. Die Studierenden fühlen sich dabei durch den Ausspruch Albert Einsteins aufgerufen: "Imagination is more important than knowledge", was heißt, dass Vorstellungskraft wichtiger als Wissen sei und begründen damit ihren künstlerischen Umgang mit dem physikalischen Phänomen.
Ole regelt die Lichtgeschwindigkeit
In einer Art Science Fiction wird die Geschichte des jungen Physikers Ole erzählt, der - unzufrieden mit sich und seiner Erwachsenenwelt - die Erfindungen und Träume seiner Kindheit wiederentdeckt. Als er nach langer Zeit das von seiner Mutter konservierte Kinderzimmer betritt, führt ihn sein Weg direkt an seine alte Bastel- und Kinderwerkstätte: zu seinem Werkzeugkasten und dem von ihm erfundenen so genannten "Lichtgeschwindigkeits-Regler". Die Lichtgeschwindigkeit beträgt normalerweise rund 300.000 Kilometer pro Sekunde. Mit der Manipulation aber dieser Geschwindigkeit setzt Ole das normale Zeit/Raum-Verhältnis außer Kraft. Kommt das Licht beispielsweise dann nun nur noch mit der Geschwindigkeit von 1 Sekunde pro Meter voran, hätte dieses verzögernde Wirkung zur Folge und würde von uns als Zeitlupe wahrgenommen werden.
(Drehbuch-Auszug)"Alles ist noch genauso wie er es damals im Alter von 12 Jahren hinterlassen hat. (...) Ole setzt sich aufs Bett und nimmt den Malblock auf seinen Schoss (...) Kinderzeichnungen von Planeten, Zügen, Raumschiffen und Uhren. (...) Auf einem Bild reitet ein kleiner Junge auf einem Lichtstrahl von der Sonne in Richtung Erde, daneben steht mit Kinderhandschrift geschrieben: "Was ist Zeit?" Ole erstarrt. Er erkennt, was für ein Forschertrieb in ihm als Kind steckte (...) Aufgeregt, beinahe besessen, beginnt er etwas zu suchen. Im Regal wird er fündig. Ein hölzerner Amperemeter, sein Lichgeschwindigkeits-Regler. Ole pustet den Staub ab. Auf der Messskala ist das Wort "Ampere" durchgestrichen und darüber mit Kinderhand geschrieben: "Lichtgeschwindigkeit". Die Nadel steht ganz rechts (...) auf 300.000 km/s. Ganz links auf der Anzeige steht 1 m/s. Ole (...) atmet tief durch. (...) Dann dreht er mit leuchtenden Augen und einem verschmitzten Grinsen langsam den Regler nach links." (Drehbuch-Auszug aus: Fantasivität, (Arbeitstitel), 6. Drehbuchfassung vom 15.05.05 ©2005)
Professionelle Technik für kreative Ideen
Was nun passiert ist eine kleine technische Meisterleistung, die den Medientechnikern durch den Einsatz von einer Motion Control-Kamera sowie Bluescreen ermöglicht wurde. Die für den aufwändigen Höhepunkt der Geschichte wichtigste Schlüsselszene - die szenische Darstellung der Zeitverzögerung in Anlehnung an das Einsteinschen Relativitätsprinzips - konnte erst so technisch realisiert werden. (Drehbuch-Auszug:) "Ole schaut sich um. Alles scheint genau wie vorher. Dann schaut er geradeaus in den Spiegel, doch sein Spiegelbild schaut immer noch nach rechts. Ole erschrickt, doch sein Spiegelbild erschrickt erst einen Moment später. Er steht auf und betrachtet wie sein Spiegelbild immer etwas länger braucht als er. Aufgeregt, glücklich (...) schaut er sich im Raum um".
Die Kamera "Motion Control Unit", kurz MILO, ist ein auf Schienen agierender, programmierbarer Kameraroboter, der präzise, agil, schnell und vor allen Dingen ruckelfrei Kamerafahrten realisieren kann, die dank Speicherung auch exakt wiederholt werden können. Dieses erbringt genau die Vorteile, die für die Darstellung der Zeitverschiebung nach dem Verstellen des Lichtgeschwindigkeit-Reglers nötig waren: Clou und Höhepunkt, der nach der Einstein gedrehten Geschichte. Mittels mehrfacher gleicher Kamerafahrten konnten verschiedene Bildelemente gefilmt und in der Postproduktion zu einem kompletten Bild ergänzt werden. Die logischerweise immer im Spiegel mit erscheinende Kamera konnte durch die Verbindung der Tricktechnik mit den Motion Control Möglichkeiten wieder wegmontiert werden.
Angesichts des leeren, zeitverzögert agierenden Spiegelbildes drängen sich dem Zuschauer sowie auch Hauptdarsteller Fragen auf: Wo bin ich? Was sehe ich? Wissenschaftliche Erkenntnis von relativer Zeit im Raum wird hier deshalb mit Fragen nach dem eigenen Sein und Sinn vermischt: Eine Botschaft, die Herr Einstein sicherlich selbst unterschrieben hätte.
Medienorientierter Master an der Fakultät Design, Medien und Information
Das interdisziplinäre Pilotprojekt für Studierende der Studiendepartements Gestaltung und Medientechnik findet im Rahmen des zukünftigen Masterstudiengangs DMI (Design, Medien und Information) an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg statt. Das kooperierte Studienangebot hat zum Ziel, Kompetenzen aus den Bereichen Design und Medientechnik zu bündeln und liefert eine Plattform für einen systematischen Erfahrungsaustausch zwischen den Disziplinen. Aufgabenstellung für die Studierenden war, die berühmte Relativitätstheorie Albert Einsteins zu verstehen, zu interpretieren und zu visualisieren. Das hohe Maß an Reflexion, das die Auseinandersetzung mit Einsteins relativierten Dimensionen von Zeit und Raum von den Studierenden einfordert, liefert einen guten Stoff, auch um die multimediale und cineastische Welt zu verstehen, die nach ähnlichen "relativen" Gesetzmäßigkeiten funktioniert.
Dabei steht für die Studierenden der Medientechnik die Integration von Designthemen in ihre ingenieurwissenschaftliche Arbeit und die Vertiefung medientechnischer Kompetenzen im Vordergrund der Projektarbeit. Sie sind in die Konzeptionsphase eingebunden und bereichern den Kreationsprozess mit ihrem herstellungstechnischen Wissen. Studienschwerpunkte der Studierenden des Designs sind das Management kreativer Prozesse und die Intensivierung ihrer Kenntnisse aktueller audiovisueller Produktionstechniken. Das Pilotprojekt hat ein ergebnisorientiertes Profil. Um die Kosten intensiver Produktionen realisieren zu können, wird das Projekt von Hamburger Postproduktionsunternehmen sowohl mit Sachmitteln, als auch mit personeller Unterstützung gefördert. Die Akquirierung von Drittmitteln geschieht zum Teil durch Studierende.
Das Einstein-Projekt ist Teil des neuen medienorientierten Masters an der neu gegründeten Fakultät DMI auf dem Mediencampus Finkenau. Das Masterstudium verbindet als Dach die acht Studiengänge der Fakultät: Illustration, Kommunikationsdesign und Medientechnik, Mode-, Kostüm- oder Textildesign und Bekleidungstechnik, Bibliothek und Mediendokumentation, um dem Arbeitsmarkt in seiner zunehmenden Mediatisierung in den verschiedensten Branchen gerecht zu werden. Mit dem Angebot von drei Masterstudiengängen an der Fakultät DMI werden den Absolventen Studienschwerpunkte im Bereich der Medien (zum Beispiel Film, Video), Information (Wissensmanagement) und des Designs (bereichsübergreifend) offeriert.
Das Projekt Einstein wird von Studio Hamburg, Videodata und TKL unterstützt.
(jeo)
Filmdaten "Albert Einstein - Relativitätstheorie"
Regie: Janos Szeymies (Studiendepartment Gestaltung)
Produktion: Farnaz Aref, Jan Trauzold (Studeinedepartment Medientechnik)
Projektbetreuung
Prof. Dr. Ulrich Schmidt
Fachbereich Medientechnik
E-Mail: dr.u.schmidt@t-online.de
Almut Schneider, Gastprofessorin am Studiendepartment Gestaltung / Kommunikationsdesign
E-Mail: almutschneider@web.de
Prof. Reinhard Schulz-Schäffer
Studiendepartment Gestaltung / Informative Illustration
E-Mail: r.schulz-schaeffer@t-online.de
Für Rückfragen:
Presse und Kommunikation
Dr. Katharina Jeorgakopulos
Tel. +49.40.428 75-9132, Fax +49.40.428 75-9019
E-Mail presse@haw-hamburg.de
Postanschrift:
HAW Hamburg
Presse und Kommunikation
Berliner Tor 5, 20099 Hamburg