Prof. Gärtner, Sie konzipieren mit Ihrem Forscherteam einen „Blindenhund 4.0“. Er soll sehbehinderten Menschen den Alltag erleichtern. Was muss ich mir darunter vorstellen?
Wenn Sie Ingenieure ans Werk lassen, dann erhalten Sie sicherlich keinen Hund, sondern eine Maschine: Er hat nicht vier Beine, sondern vier Räder. Er verfügt nicht über ein Gehirn, sondern über einen Computer. Er spürt nicht mit der Nase auf wie der Hund, sondern beispielsweise mit Hilfe von Ultraschall-Signalen nach dem Vorbild der Fledermaus. Damit weicht er Spaziergängern und jedem Laternenpfahl aus. Unser Blindenhund hat allerdings keine Ähnlichkeit mit einem herkömmlichen Hund. Denn er wird, ähnlich wie ein weißer Stock, in der Hand gehalten. Am unteren Ende ist er mit Rädern versehen.
Schon der Name „Blindenhund 4.0“ gibt uns einen Hinweis auf die sogenannte „Industrie 4.0“ – die vernetzte, intelligente Produktion. Wo vernetzt sich der Hund?
Die verschiedenen Blindenhunde informieren sich beispielsweise gegenseitig darüber, wo der Regen gerade eine neue Pfütze hat entstehen lassen. Oder wo die Baustelle der letzten Woche nicht mehr existiert. Die Blindenhunde laden ihre Frauchen und Herrchen auch zur Rast auf der Parkbank ein. Denn blinde Menschen können Parkbänke, die sich nicht unmittelbar mit dem Blindenstock aufspüren lassen, nur schwer finden.