MANV Analyse

Analyse von simulierten Massenanfällen von Verletzten

Der Rettungsdienst in Deutschland ist über die Landesgesetze der Bundesländer geregelt. Sie legen die Vorhaltung von Rettungsmitteln fest, die bei einem Notfallereignis in geeigneter Stückzahl, mit entsprechender Qualifikation in einer vordefinierten Zeit an einem Schadensort eintreffen müssen. Diese Vorhaltung wird auf der Basis von Einsatzstatistiken regelmäßig überprüft und angepasst. Dennoch gibt es Situationen, in welchen es zu einer kritischen Unterversorgung kommt. Dies kann beispielsweise eintreffen, wenn eine Vielzahl von Personen gleichzeitig durch dasselbe Ereignis betroffen sind. Ein sogenannter Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten (MANV) bedeutet in dieser Hinsicht eine enorme Belastung für das vorgehaltene Rettungssystem.

Für die Bewältigung solcher MANV Lagen ist eine vorausschauende Planung unumgänglich. Viele Faktoren beeinflussen das Klinische Outcome. So sind beispielsweise eine frühe Einsatzstellenorganisation, ein gut eingespielter Versorgungsapparat und eine strukturierte Kommunikationsstruktur ausschlaggebend für eine optimale Patientenversorgung. Aufgrund geringer Fallzahlen kann Routine und Erfahrung bei der Bewältigung von MANV Lagen nur durch Simulation entstehen. Örtliche Rettungsorganisationen bereiten sich deshalb durch interdisziplinäre Übungen vor, die sowohl in der Theorie als auch Praxis das nötige Wissen vermitteln.

Das Forschungsprojekt MANV Analyse nimmt sich der Schlüsselstelle „Simulation“ an. Diese Schnittstelle zwischen Konzeption und Realereignis bietet die optimale Grundlage, um Rettungskräfte auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse auszubilden und zu trainieren. Im Fokus stehet hierbei die Untersuchung der Verhaltensweisen von Einsatzkräften durch Bewegungsdaten in Korrelation mit Methoden zur Versorgungssituation der Patienten. Hierfür werden unterschiedliche Methoden angewandt und entwickelt.

Die Studiengänge Hazard Control und Rettungsingenieurwesen bieten durch die Studierenden eine optimale Plattform an Fachwissen, Erfahrung und Commitment, um dieses Projekt durchführen zu können. Die Nachwuchswissenschaftler*innen können so Ihre akademische Ausbildung in Einklang mit ihrem Expertengebiet bringen und so die Vorlesungsinhalte in die Praxis umsetzen.

Das MANV Analyse Projekt ist ein durch die Claussen Simon Stiftung gefördertes Projekt, das mithilfe von Finanzmittel über zwei Jahre ermöglicht wird. Ziel des Projektes ist eine Etablierung fester Strukturen für eine dauerhafte Fortführung des Projekts.

Projektleitung
Prof. Dr. Boris Tolg
Projektlaufzeit
-
ProjektBudget
66.000
Mittelgeber
Claussen-Simon-Stiftung
Einrichtungen
Fakultät Life Sciences

Projektgruppen

Szenarienplanung

Ob ein Zugunfall wie Eschede, ein Unglück wie die Love Parade oder ein Attentat wie am Breitscheidplatz, die Projektgruppe Szenarienplanung kümmert sich um eine möglichst realitätsnahe Nachstellung solcher Ereignisse. Die Hauptaufgabe des Studierendenteams ist die Konzeptionierung von systematisch reproduzierbaren Szenarien. Diese standardisierten Szenarien werden benötigt, um Daten zu erfassen, die für die wissenschaftliche Betrachtung von Nöten sind. Das MANV Analyse Projekt führt auf Basis dieser Szenarien, Übungen in Kooperation mit Rettungsbehörden durch, wodurch es dem Team ermöglicht wird, Daten zu erfassen, diese auszuwerten und als qualifiziertes Feedback an die Übungsteilnehmer zurückzugeben.

Studierende in diesem Team können mithilfe ihrer Recherchen Fachwissen zu vergangenen MANV Lagen, der Übungsorganisation und des Projektmanagement aneignen. Dies bereitet sie auf spätere Arbeitsplätze vor und ermöglicht ihnen einen Einblick in die zukünftige Arbeitsweise.

MANV Deutschland

Die Organisation des Rettungsdienstes in Deutschland ist den Bundesländern überlassen. Dies erschwert es einen Überblick über alle Versorgungsstrukturen in Deutschland zu erhalten, da sowohl die Organisationsstruktur als auch die Vorhaltung unterschiedlich gestaltet wird. Deshalb kann unteranderem keine pauschale Aussage über die Leistungsfähigkeit der Rettungsdienstlichen Versorgung während eines MANV gegeben werden. Die Projektgruppe untersucht genau deshalb die Regionalen Unterschiede und die Leistungsbereitschaft des Rettungssystems. Hierzu werden die Rettungsdienstbedarfspläne, die Rettungsdienstbereichspläne, MANV Konzepte und Rettungsdienstgesetze untersucht. Mithilfe einer Datenbank sollen Korrelationen zwischen Bevölkerungsdichte, Rettungsdiensteinsätzen, Krankenhäusern und verfügbaren Einsatzkräften ermöglicht werden. Da MANV Lagen eine spezielle, ressourcenknappe Situation darstellen, können über diese Informationen, Erkanntnisse über die Leistungsfähigkeit gewonnen werden.

Die angehenden Ingenieure*innen lernen in diesem Bereich die Aufstellung Deutschlands in Bezug auf Lagen mit außerordentlichen Dimensionen einzuschätzen. Sie können in diesem Team Expertenwissen zu den Unterschieden in Rettungsdienstkonzeptionen aneignen, was sie auf spätere Tätigkeiten in Ingenieurbüros oder Behörden vorbereitet.

MANV Bergedorf

Fast schon Tradition ist die Durchführung einer großen MANV Übung an der HAW Bergedorf, welche alle zwei Jahre ausgetragen wird. Diese bietet eine Plattform, Studierende für den Fachbereich MANV zu gewinnen, Daten zu erfassen und in engen Kontakt mit den nahegelegenen Behörden zu treten. Sie ist ein Event, für das die Rettungsingenieure und Gefahrenabwehr Studierende an der HAW Hamburg bekannt sind. Die Aufgabe dieser Projektgruppe besteht darin die sehr komplexe Übung zu planen, durchzuführen und auszuwerten. Dabei müssen 400 Beteiligte Personen, darunter Presse, Experten, Mitarbeiter und Angehörige der Rettungsorgansiationen betreut werden. Diese Aufgabe stellt das Team vor eine logistische Herausforderung.

Diese Gruppe bekommt die einmalige Chance sich im Projektmanagement zu finden. Die logistischen, konzeptionellen und taktischen Aufgaben bieten ihnen die Möglichkeit, Fächer ihres Studiums direkt in die Praxis umzusetzen.

Koopertionsmanagement

Diese sehr spezielle Gruppe ist vor allem für die Nachhaltigkeit des Projektes zuständig und arbeitet den anderen Gruppen bezüglich außenstehender Kontakte und Experten zu. Sie ist zuständig für die Kontaktaufnahme zu interessierten Studierenden, möglichen Kooperationspartnern und Experten. Da das Projekt dauerhaft weitergeführt werden soll, ist eine Etablierung einheitlicher Kommunikationsstrukturen die Kernaufgabe des Teams. In Kombination mit einer nachhaltigen Kontakterfassung und der Aufrechterhaltung von Beziehungen liefert sie einen Grundstein für das fortlaufende Bestehen des Projekts.

Bei der Tätigkeit in diesem Projektteam treten die Studierenden in direkten Kontakt mit zukünftigen Arbeitgebern. Dies bietet eine Plattform, deren Arbeitsweise kennenzulernen und einen Austausch zu fördern.

Virtual MANV

Ein bisschen abgesondert von der doch sehr „Praxisorientierten“ Gruppe, ist die die Projektgruppe Virtual MANV. Die Idee des Teams ist es, ein Software Konzept auf Basis der Unreal Engine zu erstellen, dass es Führungskräften ermöglicht die von der Gruppe Szenarienplanung ausgearbeiteten Konzepte in einer virtuellen Umgebung zu trainieren. Der Forschungsansatz hierbei ist die möglichst reale Umsetzung der erarbeiteten Szenarien in Kombination mit der Erhebung der auch bei der realen Übung gewonnenen Daten.

Durch den Entwurf des Konzeptes, beschäftigen sich die Studierenden mit der Unreal Engine und dem Aufsetzen von Computerspielen. Der Forschungsanspruch ist die Verknüpfung zwischen der Virtuellen Umgebung und der Datenerhebung aus den virtuellen Übungen.

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