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Tag der Bibliotheken und Open Access Week 2021

Zugang zu Wissen schaffen

Am 24. Oktober ist der Tag der Bibliotheken. Außerdem findet bis zum 31. Oktober die internationale Open Access Week statt. Aus diesen Anlässen haben wir mit dem Hochschulinformations- und Bibliotheksservice (HIBS) über die Themen E-Medien und Open Access gesprochen – Themen, die nicht nur in Lockdown-Zeiten essentiell sind. Was die Bibliotheken an der HAW Hamburg in diesem Zusammenhang leisten, erklären Madeleine Bondesen, Susanne Gaßl und Lisa Grundtke.

Fakultät Life Sciences, Campusleben

Die Bibliotheken bleiben ein Ort der Begegnung, obwohl die Bedeutung der E-Medien immer weiter wächst.

Studierende und Beschäftigte der HAW Hamburg schätzen den Hochschulinformations- und Bibliotheksservice (HIBS) als Arbeitsplatz, Ausgangspunkt für Recherchen und Inspirationsquelle. Sie finden hier Bücher, Zeitschriften und Artikel. Und auch wenn man selbst eine wissenschaftliche Arbeit veröffentlichen möchte, sind die Bibliotheken eine wichtige Anlaufstelle. Wie wesentlich Bibliotheken im Hochschulalltag sind, bemerkte man besonders schmerzlich, als sie zu Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr zugänglich waren. Viele Studierende haben sich während des Lockdowns, als die Bibliotheken geschlossen waren, digitale Texte und Lehrbücher gewünscht. Doch nicht erst seit Corona haben E-Medien und das Thema Open Access (OA) immer mehr an Bedeutung gewonnen.

 

Open Access steht für den kostenlosen und barrierefreien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur.

Madeleine Bondesen

„Open Access steht für den kostenlosen und barrierefreien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur. Dazu gehören einerseits vor allem Journals und Monografien (Bücher) und andererseits Forschungsdaten“, erklärt Madeleine Bondesen, Mitarbeiterin bei den zentralen Diensten des HIBS. Was vielen nicht bewusst ist: Bevor überhaupt mit Hilfe des HAW-Katalogs auf E-Medien zugegriffen werden kann, hat der HIBS bereits wichtige Arbeitsschritte getan und zum Teil teure Lizenzen erworben. Denn für die Medien, auf die Angehörige der HAW Hamburg „kostenlos“ im Katalog zugreifen können, fallen für die Bibliotheken in der Regel Subskriptionsgebühren an.

Im Bereich des Open Access gibt es verschiedene Formen, die mit Hilfe von Farben auseinandergehalten werden. Beispielsweise bedeutet Gold Open Access, dass Veröffentlichungen am originalen Erscheinungsort frei zugänglich sind – also zum Beispiel in reinen Open-Access-Zeitschriften, in denen nicht nur einzelne Artikel, sondern die ganze Zeitschrift frei verfügbar ist. Platin oder Diamant Open Access bezeichnet Zeitschriften, die kein Geld von den Autor*innen verlangen. Mit Hybrid Open Access sind herkömmliche Zeitschriften gemeint, in denen einzelne Artikel gegen eine zusätzliche Zahlung Open Access gestellt werden können.

Open Access publizieren
Und auch Open Access ist für Bibliotheken und Autor*innen nicht unbedingt kostenlos, denn für das Publizieren von Open-Access-Artikeln fallen Gebühren an, die sogenannten Article Processing Charges (APCs).  Hierfür hat die HAW Hamburg zum 1. Januar 2021 zunächst auf drei Jahre befristet einen Publikationsfonds eingerichtet. Wissenschaftler*innen können beantragen, dass aus diesem Fonds die jeweiligen Publikationsgebühren (APCs) von einzelnen wissenschaftlichen Artikeln aus reinen Open-Access-Zeitschriften übernommen werden.

„Außerdem nimmt die HAW Hamburg an dem Projekt DEAL teil, das durch eine Initiative unter Federführung der Hochschulrektorenkonferenz entstanden ist“, sagt Susanne Gaßl, Leiterin der Abteilung Digitale Medien. In diesem Rahmen bietet die Hochschule ihren Angehörigen Rabatte bei der Publikation von Open-Access-Artikeln an. Zudem können bei der Veröffentlichung einzelner Artikel in subskriptionsbasierten Closed Access Journals von Springer Nature und Wiley die Publikationskosten komplett übernommen werden. Durch das Projekt DEAL konnte für Hochschulangehörige außerdem der lesende Zugriff auf knapp 3300 Journals freigeschaltet werden.

Insgesamt haben E-Medien in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Es gibt Verlage wie den Nomos Verlag oder Beck-Online, deren kompletter Bestand zu Beginn der Corona-Zeit online verfügbar waren.

Susanne Gaßl

Repository der HAW Hamburg
Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Open Access wird zurzeit mit dem Repositorium REPOSIT  der HAW Hamburg angegangen. Es befindet sich derzeit in der Betaphase, kann aber schon genutzt werden. Das Repositorium ersetzt die ehemalige Publikationsdatenbank der HAW Hamburg und bietet verschiedene Funktionen. Forschende können ihre Publikationen mit und ohne Volltext hochladen und somit ihren Publikationslebenslauf erstellen. Außerdem können Forschungsdaten (Closed oder Open Access) hochgeladen werden. Somit bietet das Repositorium einen Ort, um Artikel und Daten öffentlich zugänglich zu machen und dient als Archiv.

Auch Studierende der HAW Hamburg können im neuen Repositorium ihre Abschlussarbeiten veröffentlichen. Damit ersetzt das neue System auch das ehemalige OPUS. Außerdem haben sie die Möglichkeit ihre Arbeiten über SAIL zu veröffentlichen. SAIL steht für Studentisches Publikationsportal – Austausch, Information, Lernen und ist ein Open-Access-Publikationsportal, das im Rahmen eines Projektseminars im Wintersemester 2020/2021 am Department Information entstanden ist und vom Open-Access-Lab betreut wird.

Der Katalog – eine Literatursuchmaschine
Als erster Einstieg in die Literaturrecherche dient der Katalog des HIBS. Der Katalog funktioniert als Discovery-System. Damit sind bibliothekarische Suchsysteme gemeint, die auf Suchmaschinentechnologie beruhen und in dem unter anderem alle lizenzierten Datenbanken sowie E-Books und E-Journals eingebunden sind. „Hier sind viele Artikel zu finden, die automatisch eingespielt werden. Zum Teil fügen wir auch manuell Daten hinzu. Texte von Ministerien, die zum Beispiel für Studierende der Sozialen Arbeit oder des Public Management sehr wichtig sind, lassen sich so einfacher und schneller finden“, sagt Lisa Grundtke, Leiterin der Fachbibliothek Life Sciences.

„Insgesamt haben E-Medien in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Es gibt Verlage wie den Nomos Verlag oder Beck-Online, deren kompletter Bestand zu Beginn der Corona-Zeit online verfügbar waren“, sagt Susanne Gaßl. Zu diesem Zeitpunkt hat auch die Stadt den Hamburger Hochschulen Sondermittel für zusätzliche E-Medien zur Verfügung gestellt. Dadurch konnte der HIBS den E-Book-Bestand gezielt ausbauen. Zurzeit wird mit sogenannten Evidence based selections (EBS) der komplette Bestand einiger Verlage mit einer Campus-Lizenz für einen bestimmten Zeitraum für die Hochschulmitglieder zugänglich gemacht. „In den aktuell vier laufenden EBS können so ca. 40.000 zusätzliche E-Books bereitgestellt werden. Am Ende der Laufzeit werden wir dann auswerten, welche dieser Bücher wirklich genutzt wurden und wo es sich lohnt, dauerhaft zu lizenzieren“, sagt Susanne Gaßl.

Zahlen aus dem HAW-Katalog

E-Books: 67.144 lizenzierte Titel (OA-Titel ca. 3850)
E-Journals: 19.184 lizenzierte Titel
DEAL-Journals (Springer und Wiley): 3.280 Titel

(Stand 31.12.2020)

Qualitätskontrolle durch die HIBS
Die Vorteile der E-Medien- und Open-Access-Angebote des HIBS liegen auf der Hand. „Was wir als Bestand bieten, sind profunde wissenschaftliche Arbeiten und nicht irgendwelche Texte, die der Algorithmus von Google hochrankt. Dazu gehört auch, dass wir die Publikationen durch die Vergabe von essenzielle Metadaten, Schlagworte etc. besser auffindbar machen“, sagt Lisa Grundtke. Auch wenn es noch ein langer Weg ist, der HIBS setzt sich dafür ein, dass Wissen und Literatur für möglichst alle zugänglich gemacht werden und der Zugang zu digitalen Medien kein Privileg einer kleinen Gruppe von Personen bleibt.

Text: Britta Sowa

Interview mit der HIBS-Leitung Holger Wendt und Claudia Wessendorf

Der Tag der Bibliotheken
Seit 1995 findet jedes Jahr am 24. Oktober deutschlandweit der Tag der Bibliotheken statt. Er wurde vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ins Leben gerufen.
Der Tag lenkt alljährlich die Aufmerksamkeit auf die über 9.000 Bibliotheken in Deutschland und macht auf ihr umfangreiches Angebot neugierig. In vielen Bibliotheken wird seit Einführung des Tages der Bibliotheken mit vielfältigen Veranstaltungen auf die verschiedenen Leistungen der Bibliotheken als unverzichtbare Kultur- und Bildungseinrichtungen hingewiesen.
Der Deutsche Bibliotheksverband verleiht am Tag der Bibliotheken gemeinsam mit der Telekom Stiftung den Preis „Bibliothek des Jahres“ sowie seit 2020 die „Bibliothek des Jahres in kleinen Kommunen und Regionen“. (Quelle: Bibliotheksverband)

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