Abschlussfeier Department Medientechnik

"Eine der Letzten – Eine der Ersten“

Kaum zu glauben! Beinahe drei Jahre nach der Feier mit dem Motto „Wohin geht die Reise?“ (wer hätte sich damals die darin verborgene Fragwürdigkeit auch nur annähernd vorstellen können?) fand am 24. Juni die wie stets unter einem thematischen Leitmotiv stehende Würdigung und Wertschätzung der Absolvent*innen aller Studiengänge des Departments Medientechnik der HAW Hamburg wieder statt. Text von Prof. Wolfgang Willaschek

"Eine der Letzten – Eine der Ersten"– lautete dieses Mal das übergreifende Thema. Die letzte Feier dieser Art gab es im Oktober 2019. Und demnach war es eine der ersten möglichen größeren Zusammenkünfte seit Ausbruch der Pandemie. Und umfasst nicht ein Studium vom ersten Schritt auf den Campus bis zum Kolloquium der Abschlussarbeit einen großen Kreis von „A bis Z“? Zudem zielte das „Erste“ auch auf ein erstmaliges „Wir sind draußen statt drinnen“-Ereignis hin. Sicherheitshalber wurde dann am Morgen des 24. Juni dennoch entschieden, mit bangem Schielen auf vorhandene Plätze und technische Herausforderungen, diese Feier doch noch in das Forum Finkenau zu verlegen. Im Nachhinein erwies sich dies trotz des dann zwar aufkommenden, aber insgesamt nicht so starken Regens als die richtige Entscheidung in Bezug auf Aufbau, Durchführung und Geräte. Immerhin geht es um Medientechnik! (Vielleicht dann ein nächstes Mal draußen…)

Nicht geregnet hat es allemal bei einem tatsächlichen „ersten Mal“. Rechtzeitig ins Produktionslabor gelotst und von der jeweils doch neugierigen Begleitung nicht ganz mühelos losgeeist, zogen all jene, um die es bei solcher Feier letztlich ausschließlich geht, erstmals in feierlichen Talaren und traditionellen Studentenhüten ins Forum Finkenau ein, an die 90 Studentinnen und Studenten. Zu triumphaler Musik und unter dem tosenden Applaus der anwesenden Zuschauerinnen und Zuschauer. Diesen war zuvor ebenfalls ein erstes Mal geboten worden. Thomas Görne nahm seine Profession höchst ernst, den auf die Zeremonie Wartenden das Erlebnis einer Vorlesung zuteilwerden zu lassen, einschließlich lässiger Antwort auf die Frage aus dem Auditorium: „Ist dies schon Prüfungsstoff?“.
Dorothea Wenzel, Dekanin der Fakultät DMI, und Andreas Plaß, Departmentsleiter Medientechnik, gingen in freier, den Absolventinnen und Absolventen intensiv zugetaner Rede auf die vielfältigen Aspekte eines Studierendenlebens zwischen einem ersten und letzten Moment ein, gleichgültig, ob es sich nun um anstehende Studienreformen handelte oder um die Frage: „Fühlten Sie sich bei uns gut auf- und angenommen?“

Zum unverzichtbaren Inventar der Feier gehören stets die Reden der Absolventen. Jonas Kurz aus dem Bereich Bachelor und Johannes Schmidt für die Masterstudierenden gingen unabhängig voneinander auf sehr persönliche und die Zuhörerschaft berührende Details ihrer Erfahrungen ein. Und zwar vom Augenblick des erhaltenen Studienbescheids bis hin zur heutigen Berufserfahrung: Zwischen Hamburg und Stuttgart konnte es nur eine Entscheidung geben. Oder: Da war der Campus noch ein ziemlich wildes Areal mit Mensa-Zelt… Und neben Erinnerungen an Lehre und Prüfungen waren es die unvergesslichen Momente praxisorientierter Projekte, die sie wachriefen. Ob anhand eines Musicalfilms, einer Galavorstellung zum Jubiläum der Studio Hamburg Projekte oder bei einem auf neue virtuelle Realitäten gepolten Projekt in jüngster Zeit beim Veranstaltungsunternehmen PMBlue in Hamburg: Wenn man nicht ins kalte Wasser zu springen wagt, hat man wohl ein wesentliches Kriterium dieses Studiums verpasst.
Zweifelloser Mittelpunkt und Schnittstelle aller Abläufe im abwechslungsreichen Programm waren auch dieses Mal die in gleich vier unabhängige Blöcke eingeteilten Zeugnisverleihungen. Ausgehändigt von den Professoren Andreas Plaß und Torsten Edeler erhielten jede Absolventin und jeder Absolvent ihr oder sein Zeugnis unter inzwischen bewährt-ritueller „Sound-Design-Widmung“ durch den agil, leidenschaftlich und engagiert handelnden Conférencier des Abends: Philipp Propp. Vom E-Piano aus versah er jeden Titel einer Abschlussarbeit mit unvergesslichem musikalischem Stil. Erstens ist dies kein leichtes Unterfangen bei den nicht immer kurzen Titeln einer Medientechnik- Thesis. Und zweitens prägt sich das dem Ohr eben besser ein als alles Geschriebene.

Staunen herrschte dann doch, als ein improvisierter Theatervorhang in den Saal getragen und ein Lehrstück angekündigt wurde. Mit der Dekanin als Spielansagerin offenbarten zehn Kolleginnen und Kollegen des Lehrkörpers auf ironisch offenherzige Art und Weise, warum es sehr wohl ein klares Bewusstsein für den Unterschied von den „alten Mohikanern“ und einer unabdingbaren „New Generation“ an Lehrenden gibt. Die heitere Aufklärungs-Parabel fand große Zustimmung. Danke in diesem Zusammenhang an die Studienrichtung Kostümdesign / Armgartstraße für Unterstützung bei den Kostümen. Und die Wogen der Heiterkeit brachen sich endgültig Bahn, als die vollmundige Ankündigung, alle Absolventinnen und Absolventen seien heute Abend berücksichtigt worden, sieben Studierende auf die Bühne zwang, die eben noch nicht erwähnt worden waren. Die Improvisationskraft des Conférenciers und die launige Bereitschaft der „Opfer“ zur musikalischen Mitwirkung bescherten einen weiteren Höhepunkt im Programmablauf.

Ist das obligatorische Abschlussfoto ohnehin stets eine wunderbare Erinnerung, war dies natürlich bei „Es sind die Letzten – Es sind Ersten“ erst recht so, als nach wohlbekanntem Brauch draußen auf dem Campus die Scholaren-Hüte gekonnt und gleich beim ersten Versuch fach- und sachgerecht in die Lüfte geworfen wurden. Die Bitte, Talare und Hüte wohlbehalten ins Produktionslabor zurückzubringen (Dank an die Hamburg Media School, großzügig ihre Anzahl an „Bekleidungen“ zur Verfügung gestellt zu haben) wurde durch zahlreiche verständliche Schnappschuss-Wünsche des Publikums hinausgezögert.

Und einzig und eben erstmalig war auch eine Excel-Liste des Departments, in die sich zahlreiche Mitglieder des Kollegiums bereitwillig als Grillmeisterinnen und Grillmeister für das Zusammensein danach eintrugen, selbstredend ebenso „kostenlos“ wie das Grillgut auch. Und auch die „Bar- Schaften“, eine des FSR und eine weitere, von Ralf Hebecker ins Leben gerufene Möglichkeit, günstig an Longdrinks zu kommen, fanden großen Widerhall. Dass die regenlose sommerliche Abendstimmung nicht weit weg vom Eilbek-Kanal auch ihr akustisches Pendant fand, lag vor allem an einem weiteren „ersten Mal“: Der DJ verfügte über eine erstklassige Liste jener Lieblingssongs, die alle Absolventinnen und Absolventen zusammen mit ihren Antworten auf der Einladung abgaben. Ob alle 87 Songs an diesem Abend tatsächlich zur Geltung kamen?

Großer Dank gebührt allen, welche diese Feier ermöglichten. Rund um das gesamte Department und dessen tatkräftige Unterstützung übernahm das Team des Produktionslabors die Organisation, dieses Mal unter Leitung von Wolfgang Willaschek, Christina Becker, Martina Hentig und Sarai Bieber. Wenn jetzt noch weitere Namen erscheinen, geschieht dies nicht nur im Bewusstsein, dass selbst diese lediglich stellvertretend für viele andere stehen, sondern als großer Dank für eine großartige Leistung, innerhalb kürzester Zeit nicht allein den Ortswechsel von draußen nach drinnen bewältigt, sondern insgesamt ein unschlagbares Team gebildet zu haben, das auf jede neue Herausforderung augenblicklich reagierte: Aleksa Krieg, Telke Uffen, Juliane Kühnel, Ariane Bachmann, Sebastian Roock, Tim Zander, Johnny McKillop Ruppin, Jannes Griewe, Johannes Jensen, Lennart Kraft, Yanick Bemmé und zahlreiche andere, bis hin zu zwei emsig mithelfenden Schulpraktikant*innen, für die es vielleicht nicht das erste Mal war, dass sie mit der Medientechnik in Berührung kamen…

Fraglos spielt der Event-Charakter stets eine zentrale Rolle bei einer solchen Feier voller Erinnerungen und Begegnungen. Und all die Dinge im wechselhaften Auf und Ab eines zwischen Theorie und Praxis fraglos viele Qualitäten erfordernden Studiums bei solcher Gelegenheit einmal bewusst auf die eher heitere Schulter zu nehmen, ist kein Übles. Besonders und einzigartig an diesem 24. Juni 2022 war jedoch sicherlich der Umstand, dass diese gesamte feierliche Zeremonie geprägt wurde vom Bewusstsein, endlich wieder in Präsenz zusammenzukommen und die vielen Facetten einer Studienzeit zwischen Besinnung, Ausgelassenheit und Fazit intensiv Revue passieren zu lassen. Zwischen ersten und letzten Momenten steht daher der berechtigte Ausruf: Auf ein nächstes Mal!

(Wolfgang Willaschek, Juli 2022)

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