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Good Practice-Ideen von Lehrenden und Studierenden

Gut durchs digitale Semester kommen

Grafik mit fünf Personen, die über Kopfhörer miteinander verbunden sind und sich begrüßen

Ein gegenseitiges Verständnis und vor allem mehr Austausch sind in diesen Zeiten notwendiger denn je.

Seit zwei Monaten läuft das digitale Sommersemester. Damit stehen Studierende wie Lehrende zum dritten Mal vor der Herausforderung, Lehrinhalte auf Distanz gut zu vermitteln beziehungsweise zu verarbeiten. Wie das gelingen kann, zeigen Good Practice-Beispiele, die während eines Workshops des Team Studieneinstieg im Februar 2021 zusammengetragen und nun in einer Broschüre für Lehrende festgehalten wurden.

Erfahrungen und Wissen teilen
Ob im digitalen Studium oder im Homeoffice – fast alle kennen inzwischen die Tücken des digitalen oder hybriden Lehrens, Lernens und Arbeitens: Die Technik streikt, bei zähen Veranstaltungen oder Meetings werden gerne Ton und Bild ausgestellt, um nebenbei „Wichtigeres“ zu erledigen, die Motivation ist an einigen Tagen tiefer als im Keller. Bei fehlendem Austausch entsteht schnell der Eindruck, dass es nur einem selbst so geht. Dass das nicht so ist und dass es an der HAW Hamburg schon viele gibt, die großartige Ideen haben, um dem Pandemie-(Studien-)Alltag zu begegnen, zeigt eine Aktion des Team Studieneinstieg aus dem Studierendenzentrum. „Der Workshop, an dem Studierende und Lehrende teilgenommen haben, ist aus der Idee entstanden, Erfahrungen und Wissen zu teilen. Welche Vorlesungen, Seminare oder Austauschmöglichkeiten waren in den Semestern während der Pandemie kleine Highlights für alle Beteiligten, wie kann gute digitale Lehre gestaltet sein?“ so Marko Heyner vom Studierendenzentrum. „Uns wird das digitale Lehren und Lernen noch einige Zeit herausfordern, da ist das Interesse an Good Practice-Ideen sehr hoch. Wir haben aus den Workshop-Aufzeichnungen daher auch eine kleine Broschüre erstellt, die allen Interessierten zur Verfügung steht.“

Der Workshop, an dem Studierende und Lehrende teilgenommen haben, ist aus der Idee entstanden, Erfahrungen und Wissen zu teilen.

Marko Heyner vom Studierendenzentrum

Viele Perspektiven und Facetten
Neben Tipps für einen gelungenen Studieneinstieg beinhaltet das Handbuch Beispiele für Vorlesungen, Tutorien und Vernetzungsmöglichkeit. Diese wurden von den Workshop-Teilnehmenden erarbeitet, die ihre Erfahrungen aus den ersten Corona-geprägten Semestern einbrachten. Prof. Dr.-Ing. Karin Landenfeld, Professorin für Mathematik und Softwareentwicklung engagiert sich nicht nur als Mentorin für ihre Erstsemester, sondern leitet auch die Entwicklung der Onlinelernumgebung „viaMINT“. „In meinen Veranstaltungen nehme ich mir zu Beginn Zeit, um mit meinen Studierenden allgemeine Dinge zu besprechen. Der Informationsbedarf und die Unsicherheiten sind groß.“, so Prof. Dr.-Ing. Karin Landenfeld. „Viele Studierenden haben Schwierigkeiten, sich zu Hause selbst zu motivieren und das Lernen zu strukturieren. Es besteht eine Scheu, die Kamera anzustellen und leider trauen sich viele Studierende online nur wenig, Verständnisfragen zu stellen.“ Zugleich sieht Prof. Dr. Landenfeld, dass Studierende beispielsweise mit digitalen Übungsaufgaben, die ein sofortiges individuelles Feedback geben, sehr gut und gerne lernen. „Der Workshop hat mir gezeigt, wie viele Perspektiven und wie viele Facetten der digitale Studieneinstieg beinhaltet. Jede*r versucht das Beste aus der Situation zu machen, aber auch die Lehrenden stoßen wie die Studierenden an ihre Grenzen – beim Zeitaufwand wie auch bei der Belastbarkeit“, so Prof. Dr. Karin Landenfeld weiter. „Umso wichtiger sind ein gegenseitiges Verständnis und vor allem mehr Austausch.“

In meinen Veranstaltungen nehme ich mir zu Beginn Zeit, um mit meinen Studierenden allgemeine Dinge zu besprechen. Der Informationsbedarf und die Unsicherheiten sind groß.

Prof. Dr.-Ing. Karin Landenfeld, Professorin für Mathematik und Softwareentwicklung

Neben dem Handbuch soll es daher einen regelmäßigen Austausch geben. „Das Team Studieneinstieg hat gewissermaßen die Vermittlerrolle übernommen. Wir vernetzen Good Practice-Umsetzer*innen mit allen, die Tipps und Ratschläge brauchen. Im besten Fall entsteht aber auch ohne unsere Hilfe ein Netzwerk mit Interessierten“, berichtet Marko Heyner.

„Macht die Kamera an“
Nicht nur die Lehrenden standen beim Workshop im Fokus. Florian Stukenkemper, der im sechsten Semester Gefahrenabwehr an der Fakultät Life Sciences studiert, kennt die HAW Hamburg vor und in der Pandemie: „Corona hat uns alle aus dem Nichts erwischt. Inzwischen gibt es jedoch viele Lehrende, die sich sehr gut auf die digitale Lehre eingestellt haben und es mit kurzweiligen Vorlesungen schaffen, die Studierenden wirklich zu erreichen“, sagt Florian Stukenkemper. Er bestätigt Ergebnisse aus Befragungen, dass Studierende der persönliche Kontakt zu anderen Kommiliton*innen fehlt, wodurch auch eine gewisse soziale Kontrolle wegbricht. Daher ist ein sehr hohes Maß an Selbstdisziplin erforderlich, um regelmäßig an Vorlesungen und Seminaren teilzunehmen. Hinzu kommt: „Das digitale Studium ist wesentlich anstrengender als das Präsenzstudium. Wenn in Veranstaltungen kaum Kommunikation stattfindet, hilft auch die beste Motivation nicht." Florian Stukenkemper, der sich als Erstsemester-, Chemie- und Mathe 3-Tutor für seine Kommiliton*innen engagiert, fand die Teilnahme am Workshop enorm wichtig, um eigene Erfahrungen an andere weiter zu geben und neue Ideen mitzunehmen. „´Macht die Kamera an` ist für mich der wichtigste Appell, den ich aus dem Workshop mitnehme. Wenn wir uns schon nicht real sehen können, dann zumindest digital. Mit einem Gesicht vor Augen erleichtern wir auch die Vernetzung und den Austausch mit den Kommiliton*innen. Das ist sowohl für die Studierenden in höheren Semestern als auch für die Erstsemester extrem wichtig.“

Das digitale Studium ist wesentlich anstrengender als das Präsenzstudium. Wenn in Veranstaltungen kaum Kommunikation stattfindet, hilft auch die beste Motivation nicht.

Florian Stukenkemper, studiert im sechsten Semester Gefahrenabwehr an der Fakultät Life Sciences

Hier knüpft auch direkt ein weiteres Projekt vom Studierendenzentrum an: Um den Erstsemestern einen bestmöglichen Studieneinstieg zu bieten, möchte ein Projektteam die gerade ebenfalls digital durchgeführten Orientierungseinheiten an der HAW Hamburg untereinander stärker vernetzen. „Die studentisch organisierten Orientierungseinheiten leisten einen großartigen Beitrag für den Start an der Hochschule. Doch auch hier können wir mit mehr Austausch und Vernetzung sicher noch die eine oder andere Good Practice-Idee weitergeben“, so Marko Heyner. Das Projekt, das zunächst bis Mitte August mit Fördermitteln unterstützt wird, wird von zwei ehemaligen Tutor*innen der HAW Hamburg betreut.

Die Handlungsideen für den Studieneinstieg stehen allen interessierten zum Download zur Verfügung.

Text: Anke Blacha

Kontakt

Marko Heyner
Team Studieneinstieg

Studierendenzentrum
Stiftstraße 69, Raum 222
20099 Hamburg

T +49 40 428 75-9160
marko.heyner (at) haw-hamburg (dot) de

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