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HIBS-Interview

"Wir bieten mehr an als nur das Fachbuch"

In der Anfangszeit der Corona-Pandemie waren zunächst alle Bibliotheken der HAW Hamburg geschlossen. Zum Wintersemester 2020/21 wurden die digitalen Angebote aufgestockt: Es gibt mehr E-Books, mehr Kooperationen mit anderen wissenschaftlichen Bibliotheken in Hamburg und mehr Open-Access-Angebote. Im Interview sprechen die stellvertretende Leiterin Claudia Wessendorf und Bibliotheksleiter Holger Wendt über die Entwicklung des Hochschulinformations- und Bibliotheksservice (HIBS).

Claudia Wessendorf (l.) und Holger Wendt (r.) stehen vor einem Bücherregal in einer der Bibliotheken der HAW Hamburg

Claudia Wessendorf (links) und Holger Wendt haben die Digitalisierung des HIBS seit dem ersten Lockdown vorangetrieben.

Was war in der letzten Zeit die meist gestellte Frage von Studierenden?
Claudia Wessendorf: Da gibt es zwei Fragen: Die eine ist „wie komme ich an die Online-Dokumente heran?“. Die zweite lautet: „Warum komme ich nicht auf Ihre Datenbanken?“ Grundsätzlich können die Studierenden von zuhause aus auf die Online-Dokumente zugreifen. Dazu braucht man einen VPN-Zugang, der aber manchmal überlastet ist. Dabei entsteht der Eindruck, dass die Dokumente online nicht mehr abrufbar sind, was aber nicht stimmt. Besonders gegen Mittag ist der Server des Öfteren ausgelastet und meistens reicht es aus, den Vorgang zehn Minuten später zu wiederholen.

Holger Wendt: Neben dem VPN-Zugang haben die Studierenden die Möglichkeit, über Shibboleth auf den HAW-Katalog zuzugreifen. Darüber ist es einfacher, da es keine Begrenzung der Bandbreite gibt. Es funktioniert über eine Authentifizierung. Wir haben das erst Anfang des Wintersemesters eingeführt, deswegen ist es vielen noch nicht geläufig. 

Welche digitalen Möglichkeiten wurden in der Corona-Zeit weiterentwickelt?
Claudia Wessendorf: Viele Online-Medien wurden zusätzlich angeschafft und hinzugefügt. Wir erhöhen das Kontingent an E-Books, damit die Studierenden nicht an die Printausgaben gebunden sind. Mit zusätzlichen Sonderpaketen versuchen wir die Anzahl an Datenbanken auszubauen und den Zugriff auf andere wissenschaftliche Bibliotheken auszuweiten. Dazu kommen die Open-Access-Angebote, die mit Corona gestiegen sind.

Holger Wendt: Es funktioniert nicht immer, die verschiedenen Medien online zu bekommen. Bei einigen Büchern, wie zum Beispiel den Bildbänden an der Fakultät DMI, macht es keinen Spaß sie online anzuschauen. Die möchte man eher in der Hand haben. 

Wie genau sieht die Kooperation mit den anderen wissenschaftlichen Einrichtungen aus?
Claudia Wessendorf: Es gibt von der Behörde Sondermittel für wissenschaftliche Bibliotheken. Wir setzen uns da zusammen und schauen, wie wir breit gefächerte Angebote anbieten können. Ein Beispiel ist da der Virtual Walk der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, wo man auf die Online-Inhalte zugreifen kann. Dort gibt es zusätzliche Angebote, die wir an der HAW Hamburg den Studierenden nicht anbieten können. Die E-Book-Beschaffung ist kostspielig. Privat kauft man sich ein preiswertes E-Book und lädt es dann herunter. Wir benötigen dafür eine Campus-Lizenz, die Kosten dafür sind sehr hoch. Die Kooperationen ermöglichen es uns, auf Datenbanken und Angebote von allen wissenschaftlichen Bibliotheken Hamburgs zuzugreifen, um den Studierenden so gut wie möglich unter die Arme zu greifen.
 

Verlage geben ungern eine hamburgweite Lizenz und diese treiben häufig die Kosten in die Höhe.

Holger Wendt, Leitung des HIBS

Fernleihen im Printbereich sind aktuell wahrscheinlich schwierig.
Holger Wendt: Wir arbeiten daran, eine Leihe innerhalb Hamburgs für Printmedien zu ermöglichen. Mit unseren Ressourcen ist das nicht immer auf die Schnelle realisierbar. Verlage geben ungern eine hamburgweite Lizenz und die Kosten schnellen dadurch in die Höhe. Wir sind mit den Verlagen in Kontakt, damit sie mehr solcher Lizenzen anbieten.

Gibt es besondere Schulungen für Erstsemester?
Claudia Wessendorf: Erst- und Zweitsemester sind wegen der Pandemie nicht vertraut mit den Abläufen der Hochschul-Bibliotheken. Die Einführung in die Bibliotheken sind über die Lernplattform EMIL online gestellt, dort können Lehrende und Studierende darauf zugreifen. Es werden Rechercheaufgaben und andere Übungen bereitgestellt. Bei Bedarf wenden sich die Lehrenden mit Fragen an uns, die wir dann beantworten. Die fünf Bibliotheken der einzelnen Fakultäten haben individuelle Angebote erstellt, die jeweils auf das Fachgebiet angepasst sind. Der Aufruf ist quasi: Wendet euch an uns und wir schauen, dass wir euch helfen.
 
Es gibt auch den Call-a-Librarian-Dienst. Was genau verbirgt sich dahinter?
Claudia Wessendorf: Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, Fragen an den Bibliothekar zu stellen: Es können einfache Anfragen sein, oder es kann eine allgemeine Beratung sein. Wir stehen telefonisch zur Verfügung und sind erreichbar. Bei komplexeren Themen sollte ein persönlicher Termin vereinbart werden.
 
Holger Wendt: Alle Mitglieder der HAW Hamburg können sich bei uns melden. Es ist zwar alles auf der Webseite vorhanden, allerdings rutscht einem da schon manchmal die eine oder andere Information durch. Wir sind über die Kommunikationskanäle erreichbar und wollen jedem helfen. Wir haben für die Mails ein Ticketsystem, sodass sie auf jeden Fall an der richtigen Stelle ankommen und dann beantwortet werden. 

Was passiert mit ausgeliehenen Büchern?
Claudia Wessendorf: Wir haben die ausgeliehenen Bücher noch nicht zurückgefordert und wir haben im Moment die Mahngebühren aufgehoben. Wir wollen keinen Zeitdruck ausüben. Wenn ein Buch dabei ist, was weitere Studierende dennoch benötigen, versuchen wir es noch einmal anzuschaffen. 

Unterstützen Sie auch, wenn Mitarbeitende oder Studierende Probleme bei der Suche im HAW-Katalog haben?
Holger Wendt: Der HAW-Katalog ist der Zugang, die Tür in den Bestand der Hochschule. Da kann man suchen, was man braucht. Wir haben den Eindruck, dass die Nutzenden Unterstützung brauchen, damit sie ihr Buch oder das was sie brauchen online auch finden. Wir haben mit anderen Bibliotheken besprochen, die Kommunikation in dem Bereich zu verbessern. Deswegen haben wir einen „Hilfe beim Zugang“-Button entwickelt, der den Nutzenden hilft, wenn sie online keinen Zugriff haben auf das, was sie eigentlich wollen.

Haben Sie zum Schluss noch einen Buchtipp?
Claudia Wessendorf: Wir haben bei uns in den Bibliotheken auch Literatur für Freizeitbeschäftigungen. Wir haben Koch- oder Strickbücher, Bücher über Sport etc. und alle – Mitarbeitende und Studierende – können diese natürlich auch ausleihen. Wir versuchen mehr anzubieten als nur das Fachbuch. Gerade jetzt zur dunklen Jahreszeit, wenn man nicht mehr so häufig draußen sein kann, haben wir eine Reihe an Büchern, wie zum Beispiel zum Bau von Palettenmöbeln. Wir freuen uns, wenn dieses Angebot angenommen wird.
Interview: Ted Koob
 

Kontakt

Hochschulinformations- und Bibliotheksservice (HIBS)

www.haw-hamburg.de/hibs/

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