Ausbau der Zusammenarbeit mit Zentralasien

Frau Prof. Dr. Tropmann-Frick ist Professorin für Data Science im Department Informatik der Fakultät Technik und Informatik der HAW Hamburg. Neben ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit ist sie als Projektpartnerin aktiv an der Umsetzung der beiden Erasmus+-Kapazitätsaufbauprojekte „Development of Doctoral Education and Research Capacities of Kyrgyzstani Academia (DERECKA)“ und „Digitalization of economic as an element of sustainable development of Ukraine and Tajikistan (DigEco)“ beteiligt. Kapazitätsaufbauprojekte in der Hochschulbildung unterstützen die Reformierung und Modernisierung der Hochschulen und Hochschulsysteme in den Partnerländern der Europäischen Union. Kathrin Rath, Koordinatorin für internationale Forschung bei der Stabsstelle Forschung und Transfer hat mit ihr über ihre Erfahrungen der Projektbeteiligungen gesprochen.

Liebe Frau Tropmann-Frick, können Sie uns kurz sagen, worum es in den beiden Projekten geht?

Das Projekt DERECKA verfolgt den Aufbau eines PhD Programms in Kirgistan mit dem Ziel das dortige System weltkonform zu machen und an internationale Standards anzupassen. Dies ist politisch gewollt, da es dazu führen würde, dass Wissenschaftler*innen im Land bleiben anstatt attraktiveren Ausbildungs- und Forschungsbedingungen im Westen zu folgen. Die derzeitige Doktorandenausbildung ist nach wie vor an das System der ehemaligen Sowjetunion angelehnt. D.h. sie ist äußerst umfangreich und gleicht nach unseren Maßstäben eher einer Habilitation. Für Nachwuchswissenschaftler*innen ist dieser Ausbildungsweg in der Regel unattraktiv weil viel zu lang. In DERECKA schauen wir, welche Teile unserer Doktorandenausbildung sich gut auf Kirgistan übertragen lassen. 

Bei dem Projekt DigEco geht es im Wesentlichen um die curriculare Weiterentwicklung und die Erarbeitung neuer Programme im Masterbereich der Wirtschaftswissenschaften an Hochschulen in Tadschikistan und der Ukraine. Es geht darum, den bisherigen Lehr/- Lerninhalten Aspekte der Digitalisierung hinzuzufügen wie z.B. Data Science, Data analytics, Design Thinking aber auch Methoden wie agiles Projektmanagement.

Wie ist es zu Ihrer Teilnahme in den Projekten gekommen?

Ich bin im Rahmen meiner Forschungsaktivitäten viel auf Konferenzen. Viele der Partner, mit denen ich jetzt zusammenarbeite, habe ich dort kennengelernt und wir haben uns fachlich ausgetauscht. Als es dann um die Zusammenstellung der Konsortien innerhalb der Projektantragsentwicklung ging, haben die Kollegen sich an mich erinnert und mich angefragt. Meine Beteiligung in den Projekten ist also auf persönliche Kontakte zurückzuführen.

Beide Projekte dienen dem Aufbau von Kapazitäten vornehmlich im zentralasiatischen Raum. Warum ist es für Sie – als europäischer Partner und persönlich - interessant bei diesen Projekten dabei zu sein? Wie sind Ihre Erfahrungen? Wie klappt der interkulturelle Austausch?

Für mich ist es sehr bereichernd, andere Kulturen kennenzulernen. Durch meine Projektarbeit lerne ich ständig etwas neues dazu. Ich bin z.B. sehr beeindruckt von der Höflichkeit der Projektpartner aber auch von ihrer großen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Alle wollen wirklich dazulernen und fragen kritisch nach. Es ist eine Bereitschaft für Veränderungen zu sehen. Und es begeistert mich zu erfahren, wie viel man durch die Projekte bewegen kann, z.B. beim Kompetenzaufbau, beim Strukturwechsel hin zu einem modernen Bildungssystem und letztendlich zur Stärkung der Wissenschaft. Ich erfahre viel Dankbarkeit und eine große Wertschätzung für alles, was wir tun.

Die Projekte sind Teil des Erasmus+-Programms – Förderung von Kapazitätsaufbauprojekten und sind daher eher im Bildungsbereich verankert. Wird in Ihren Projekten auch eine Brücke in die Forschung geschlagen?

Auf jeden Fall! DERECKA dient ja unmittelbar der Stärkung der Forschung, aber auch DigEco stärkt die Forschungszusammenhänge, z.B. das Publizieren auf internationaler Ebene oder den Austausch über gute wissenschaftliche Praxis. Über die Projekte im Bildungsbereich lernt man auch die Forschungsdomänen der Partner kennen und kann hieran anknüpfen. Außerdem erfahre ich hier viel Inspiration für die eigene Forschung.

Werden Sie in der kommen Förderperiode wieder mit Projektanträgen an den Start gehen? Vielleicht sogar als Koordinatorin?

Als Projektpartnerin bin ich sehr gerne wieder dabei! Aufgrund meiner derzeitigen Auslastung gerade nicht als Koordinatorin– aber bestimmt in 2-3 Jahren.

Vielen herzlichen Dank für das Gespräch!

Hinweis: Es wird im Rahmen der neuen Erasmus+ Programmgeneration (2021-2027) keinen Aufruf für die Kapazitätsaufbauprojekte für das Jahr 2021 geben. Die nächste Möglichkeit zur Antragstellung wird voraussichtlich im Frühjahr 2022 sein. Der Aufruf hierfür soll laut DAAD im Herbst 2021 veröffentlicht werden.

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