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Hamburger Literaturpreis 2020

"Gespenster der DDR"

Zum zweiten Mal wurde im Rahmen des Hamburger Literaturpreises auch eine Arbeit in der Kategorie "Comic" ausgezeichnet. Der mit 6.000 Euro dotierte Preis ging an Nadine Pedde. Die gebürtige Brandenburgerin studiert im Bachelor Illustration an der HAW Hamburg.

Grafik aus dem Comic "Gespenster der DDR"

Grafik aus dem Comic "Gespenster der DDR" von Nadine Pedde

Zum zweiten Mal wurde der Hamburger Literaturpreis auch in der Kategorie "Comic" verliehen. In diesem Jahr geht der Preis an Nadine Pedde und ihre Arbeit "Gespenster der DDR".

Nadine Pedde wurde 1986 in Pritzwalk geboren und machte dementsprechend selbst wenig eigene Erfahrungen in der ehemaligen DDR. Sie ist jedoch ein großer Teil ihrer Familienbiographie und der Biographie ihrer Freunde. "Gespenster spuken solange sie noch etwas zu sagen haben und zeigen sich vielleicht in Formen, die man so nicht erwartet hat und nicht versteht. Mit meiner Arbeit suche ich zum einen nach Formen mir dieses verschwundene, wiedersprüchliche Land zu erklären, und zum anderen ist es die Suche nach Antworten mit Blick auf den Rechtsruck in Ostdeutschland."

Der Comic von Nadine Pedde erzählt in zwei Erzählsträngen mit jeweils zwei Protagonisten: Thomas Brasch und Rosa. Anekdotenhafte Einschübe fungieren als dritter Erzählstrang. Die Erzählform ist an das Genre Episodenroman angelehnt. Gespenster gibt es immer in der Mehrzahl und bei ihnen bleibt immer etwas im Unklaren. Daher sind ihre Episoden ohne Anfang und Ende.

Thomas Brasch ist ein verstorbener Dichter, Autor und Regisseur, der in der DDR aufwuchs. Dass Thomas Brasch im Comic zur Figur wird, ist für Nadine Pedde wie ein doppeltes Spiel. In seinem Stück „Geiler und Gammler“ wird der Geist der DDR beschworen. Die Figur des Geistes der DDR, war der Ideengeber für ihr Comic. Für Nadine Pedde zeigt sein Leben Ambivalenten und Konflikte auf, die sie zu ihrem Comic inspirierten: Brasch war Sohn jüdischer Migranten, die die DDR aufbauten. Sein Vater war stellvertretender Kulturminister der DDR. Während des Prager Frühlings protestierte Brasch gegen den Einmarsch der Sowjets und kam dafür ins Gefängnis. 1976 verließ er die DDR, die sein Werk immer wieder zensierte. In der BRD konnte er arbeiten, übte aber dort scharf Kritik am Kapitalismus und an menschenunwürdigen Zuständen. Er lässt sich von keiner Seite her vereinnahmen.
„Brasch hat mein Interesse geweckt – er ist für mich ein Gespenst der DDR. Er ist ganz anders als mein Bild von der DDR war.“

 

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Nadine Pedde

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