„Dank Corona konnten wir Kund*innen aus ganz Deutschland gewinnen“

 

"Weiterbildung von den Kund*innen aus denken“

Das wissenschaftliche Weiterbildungsangebot des Campus Weiterbildung hat sich neben Lehre und Forschung als dritte Bildungssäule der HAW Hamburg etabliert. Fach- und Führungskräfte können aus Weiterbildungsprogrammen unter anderem aus den Bereichen Soziale Arbeit, Öffentlicher Dienst und Führung & Organisationsentwicklung wählen, und die Departments der vier Fakultäten der Hochschule erhalten Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung von Weiterbildungsideen.

Ein Gespräch mit Mark Hübner-Weinhold, Leiter des Campus Weiterbildung, über Strategien, Qualifizierung in Pandemie-Zeiten und Zukunftspläne.

Können Sie uns kurz das Konzept des Campus Weiterbildung erläutern?

Der Campus Weiterbildung ist die zentrale Weiterbildungseinheit der Hochschule. Unsere Kund*innen sind in erster Linie Berufstätige mit einem akademischen Abschluss, die aus zeitlichen, familiären oder beruflichen Gründen keinen Masterstudiengang machen wollen oder können. Um sich fachlich zu qualifizieren, suchen sie gezielt eine Weiterbildung für Herausforderungen des Arbeitsalltags, wie beispielsweise für die Dynamisierung der Arbeitswelt durch die Digitalisierung. Zudem bieten wir Unterstützung bei der internen Weiterbildung an. Das heißt, dass wir öffentliche Einrichtungen und Unternehmen bei der Qualifizierung ihrer Mitarbeitenden beraten und begleiten.

Bei unseren Weiterbildungsangeboten ist entscheidend, dass wir uns auf die Fachbereiche konzentrieren, in denen die HAW Hamburg besondere Expertise und ein Alleinstellungsmerkmal hat. Wir müssen nicht die hundertste Weiterbildung im Projektmanagement anbieten. Aber in der Sozialen Arbeit, im Public Management und bei Gesundheit und Pflege können wir Themenangebote machen, die der Markt stark nachfragt.

Wann ist der Campus Weiterbildung gestartet und mit welchem Ziel?

Als Betriebseinheit sind wir im Herbst 2019 mit fünf Beschäftigten gestartet – heute sind wir sechs, und es gibt seit November 2020 auch den Verein Campus Weiterbildung an der HAW Hamburg e.V. als Förder- und Unterstützungspartner. Unser Ziel ist, Beschäftigte für die dynamischen Entwicklungen der modernen, digitalen Arbeitswelt zu qualifizieren. Systematische Weiterbildung über alle Phasen des Berufslebens ist unerlässlich, und wir als Hochschule für praxisorientierte Wissenschaften sind der ideale Ort für das biografische Lernen von Bürger*innen über ein Studium hinaus. Daher setzen wir auf flexible und an die Praxis angepasste Angebote, die auf hohem Niveau sind. Das sichern wir durch regelmäßige Bewertung aller Seminare durch die Teilnehmer*innen und entsprechende Prüfungsordnungen. 

Das Konzept für die Weiterbildungsangebote stand sicher vor dem Beginn der Pandemie, wie haben Sie auf die neue Situation reagiert?

Wir sind im Kern ein Präsenzanbieter. Denn ich bin überzeugt, dass die Teilnehmenden bei Weiterbildungen von den persönlichen Begegnungen profitieren – hier können sie netzwerken, in den Austausch gehen mit Menschen, die beruflich vor ähnlichen Herausforderungen in anderen Organisationen stehen. Das ist ein entscheidender Mehrwert von Weiterbildung. Doch auch wir haben dazu gelernt und haben uns verändert.  Mit Beginn der Pandemie haben wir begonnen, digitale Formate zu entwickeln – das war die Geburtsstunde unserer Live-Online-Seminare, die sehr gut angenommen werden. Aber mittlerweile denken und arbeiten wir natürlich insgesamt viel digitaler. Besonders bei der Konzeption neuer, zeitlich umfangreicherer Weiterbildungen bauen wir häufig von vornherein digitale Anteile mit ein. So haben wir übrigens auch unsere Zielgruppen deutlich erweitert, da das Thema der Reise wenigstens teilweise entfällt – für viele Teilnehmer*innen ein großer Vorteil.  Auf diese Weise konnten wir Kund*innen aus ganz Deutschland und sogar Österreich und der Schweiz gewinnen.

Das zeigt sich übrigens auch in den Zahlen: Obwohl uns die Pandemie anfangs etwas gebremst hat, waren wir 2021 – im ersten 100 Prozent-Corona-Jahr – deutlich erfolgreicher als 2020, was Seminarangebote, Teilnehmende und den Umsatz angeht.

Die Idee von eigenen Qualifizierungsangeboten verfolgen viele Hochschulen. Was machen Sie und Ihr Team besser oder anders?

Im Vergleich zu anderen Hochschulanbietern sind wir klein, aber fein. Unser Erfolg ist ein Zusammenspiel von vielen Bausteinen, die wir richtig zusammengesetzt haben. Den Grundstein bildet unser Leitgedanke, dass wir die Weiterbildung von unseren zahlenden Kund*innen aus denken. Dafür machen wir für jede konkrete Weiterbildungsidee eine systematische Marktanalyse, um die Bedarfe genau zu identifizieren. Es reicht also nicht, ein vermeintlich gutes Thema für eine Weiterbildung zu haben, die Unternehmen und Institutionen müssen es auch benötigen und buchen. Zugleich evaluieren wir alle Angebote und ziehen auch unmittelbar Konsequenzen aus den Ergebnissen, so dass wir uns hier schnell und kontinuierlich verbessern. Ein wichtiger Baustein: Wir legen größten Wert auf wirklich gute Betreuung unserer Kund*innen – ebenso wie auch der Lehrenden. Von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Übergabe von Teilnahmezertifikaten fühlen sich die Teilnehmenden bei uns wohl – das belegen die Evaluationsergebnisse.

Ein weiterer Punkt: Wir haben von Anfang an auf ein professionelles Weiterbildungsmarketing gesetzt – mit einer permanent gepflegten Weiterbildungsdatenbank, systematischem Vertrieb per Mailing, in Social-Media-Kanälen und Weiterbildungsportalen, einheitlicher und klarer Gestaltung der Informationen und einem externen SEO-Berater, der uns unterstützt, unsere Texte auf der Website der HAW Hamburg konsequent für die Suchmaschinen zu optimieren.

Und es gibt noch einen Unterschied zu anderen Hochschulen: Unser Verein ist zwar ein privatrechtlicher Kooperationspartner, aber über das Präsidium und die vier Dekan*innen als Mitglieder strukturell in der Hochschule verankert. Der Verein ermöglicht es, dass Lehrende der HAW Hamburg in Nebentätigkeit in der Weiterbildung für unsere Hochschule tätig sind. Und er gibt uns die Flexibilität und Geschwindigkeit, um im Wettbewerb bestehen zu können. Und all diese Bausteine funktionieren nur, weil unser Team engagiert, kreativ und flexibel ist und ausgesprochen lösungs- und serviceorientiert arbeitet. Gefühlt sind wir immer noch ein Start-up – und wir brauchen dieses Mindset in der Weiterbildung.

Welche weiteren Pläne haben Sie für den Campus Weiterbildung?

Zur Zeit bauen wir den Inhouse-Bereich aus. Das heißt, wir passen Weiterbildungen thematisch sehr individuell auf die Bedarfe unserer Auftraggeber an. Momentan bekommen wir zum Beispiel zunehmend mehr Anfragen aus dem Öffentlichen Sektor, der sich besonders für die Themen Digitale Transformation und Führung interessiert. Öffentliche Einrichtungen stehen genau wie Wirtschaftsunternehmen unter dem Druck, sich zu verändern. Und speziell diese Themen sind dort akut und müssen dringend bearbeitet werden, um zukunftsfähig zu bleiben.

Aber auch im Bereich der Sozialen Arbeit erleben wir eine rege Nachfrage. Wir unterstützen beispielsweise Fördern & Wohnen, kurz F&W. Die öffentliche Einrichtung hatte wegen der großen Zahl von Flüchtlingen bereits 2015 sehr viel Personal eingestellt, allerdings fehlte mitunter das notwendige Fachwissen. Das wiederholt sich jetzt aufgrund des Krieges in der Ukraine. Lehrende der HAW Hamburg haben Beschäftigte von F&W in den Grundlagen der Sozialen Arbeit für das Unterkunfts- und Sozialmanagement qualifiziert – und das so erfolgreich, dass wir im Herbst 2022 schon den vierten Durchgang starten werden.