Bei diesem zweitägigen Workshop, dem "Game Jam", wurden zunächst Vorträge gehalten. Den Kick-Off gab Keynotespeaker Mick Prinz, Experte der Amadeu Antonio Stiftung, zu Spielekultur und politischer Arbeit und Leiter der Initiative „Good Gaming – Democracy Well Played“, der die beiden Felder Spieleentwicklung und Sozialwissenschaften zusammenbrachte. Er gab einen Überblick über die thematische Vielfalt von Spielen über Krieg und Frieden sowie tiefe Einblicke darüber, wie Rechtsextreme Gaming-Plattformen nutzen und Gaming Communities instrumentalisieren. Micha Fritz, Co-Initiator von Viva con Agua, gab Gedankenanstöße über Privilegien und Ungleichheit und sprach in seinem Vortrag über (den Mangel von) social businesses in der Games-Industrie und Fördermöglichkeiten für Spieleentwicklung.
Im Anschluss haben die IFSH-Wissenschaftler:innen Dr, Hendrik Hegemann, Dr. Regina Heller, Reem Ahmed und Alona Shestopalova Kurzvorträge über politische Polarisierung, konstruktive Konfliktbearbeitung, Online-Extremismus, Perspektiven und Framing in Zeiten von Krieg gehalten. In Kleingruppen mit insgesamt 26 Studierenden haben die IFSH-Wissenschaftler:innen über ihre Themen weiterdiskutiert und in einem ersten gemeinsamen Brainstorming Ideen für Computerspiele entwickelt. Die kreativen Köpfe saßen mit Pizza und Mate gestützt bis tief in die Nacht an ihren Tablets und Laptops, konzipierten mit den Friedensthemen im Kopf die Storyline ihres Spiels, programmierten Code und zeichneten Charaktere. Sechs Computerspiel-Prototypen konnten bis Sonntag Abend entwickelt und vorgestellt werden. Die Themen der IFSH-Wissenschaftler:innen wurden sehr kreativ, abstrakt auf unterschiedlichen Ebenen in den Computerspielen integriert: von hinkenden Friedenstauben, die auf Gegner scheißen, Gerechtigkeit und Diplomatie in der Verteilung von Pizza-Belägen und Indoktrinationsversuche in einer Birnen-Diktatur. Computerspiel-Settings und Charaktere symbolisieren ohne politische Wertung reale Konflikte. IFSH-Inputs zu Konflikten und Frieden spiegeln sich auch in Entscheidungsverläufen von den neuen Computerspielen wider, in denen ungewöhnliche Lösungen und kooperative Strategien zum Ziel führen.
Die fertigen Spiele werden auf einem internationalen Kunst-, Musik- und Kulturfestival, der Millerntor Gallery, im Fußballstadion des FC Sankt Pauli präsentiert. Besucher:innen des Festivals bekommen die Möglichkeit, die fertigen Spiele vor Ort vom 13. – 16. Juli 2023 auszuprobieren. Hamburger Bürger:innen und andere Interessierte können die fertigen auf dem internationalen Kunst-, Musik- und Kulturfestival „Millerntor Gallery“ vom 13.-16. Juli 2023 ausprobieren – und ,wenn sie möchten, erwerben. Der Erlös geht an die Künstler:innen und unterstützt die Arbeit von Viva con Agua. Die „Millerntor Gallery“ findet im Fußballstadion des FC Sankt Pauli statt und hat jährlich rund 17.000 Besucher:innen. Sie ist eine international bekannte Plattform für Austausch und Dialog. Die Festival-Initiatoren „Viva con Agua“ und der Sportverein FC Sankt Pauli wollen zu gesellschaftlichem Engagement inspirieren.
Fotos: Timo Knorr