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Konzeptauto der Fakultät Technik und Informatik

„Wir probieren, was geht“

Das Concept Car der HAW Hamburg ist Lehr- und Forschungsprojekt, Showcar und virtueller Prototyp gleichermaßen. Fünf Jahre sind seit der ersten Idee zum Konzeptauto vergangen. Nun, pünktlich zum 125. Jubiläum der Wagenbauschule, ist es fertig und wird auf ausgewählten Messen präsentiert.

Dürfen wir vorstellen? Das "Hamburg Concept Car 21".

Der Fahrzeugbau hat in Hamburg eine lange Tradition. Sie begann im Jahr 1896, als die Wagenbauschule gegründet wurde – eine wichtige Vorläuferin des heutigen Fahrzeugbaustudiums. Nach einigen Jahren der wirtschaftlichen Krise in den 1920er Jahren erhielt die Automobilindustrie Mitte der dreißiger Jahre Aufschwung. Dies wirkte sich auch auf die Ausbildung an der Wagenbauschule aus: Die Klassen wurden größer und die Ausbildung länger. Bekannt war die Schule vor allem für die Karosseriekonstruktion, ein einmaliges Fachgebiet im damaligen Deutschland.

Karosserieentwicklung – damals und heute ein wichtiges Thema
Heute, fast hundert Jahre später, ist die Karosseriekonstruktion immer noch ein wichtiges Thema im siebensemestrigen Studiengang Fahrzeugbau. Als Studienschwerpunkte steht das Thema Karosserieentwicklung ab dem dritten Semester zur Wahl. Doch: Wie wird überhaupt aus einer Idee ein Auto? Und wie wird aus der Vorstellung eine Form? „Die Studierenden lernen bei uns alle Bereiche der Fahrzeugentstehung kennen – von den ersten Entwurfsskizzen oder dem Modellbau bis hin zum 3D-Modell“, erklärt Dr. Dirk Adamski, Professor für Simulation und Versuch im Fahrwerk. „Seit einigen Jahren gibt es an der Hochschule sogar ein eigenes Konzeptauto, anhand dessen sich die Studierenden mit der Zukunft des Fahrens auseinandersetzen können.“

Das Hamburg Concept Car
Derartige Konzeptautos sind dazu da, uns durch Design- oder Funktionsstudien neue Ideen und technische Weiterentwicklungen erleben zu lassen. Sie zeigen uns Möglichkeiten auf, wie die Mobilität der Zukunft aussehen kann und helfen uns, diese optimal zu nutzen. Rund 280 Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Professor*innen haben in den vergangenen Jahren unermüdlich daran gearbeitet, dass das Concept Car der HAW Hamburg (HCC21) das ist, was es heute ist:  Lehr- und Forschungsprojekt, Showcar und virtueller Prototyp gleichermaßen.
„Die Grundidee ist ein elektrisch angetriebenes, vollautomatisiertes Fahrzeug“, erklärt Prof. Jan Friedhoff, der die Themen Fahrzeugkonzepte und Design lehrt. Er ist Initiator und langjähriger Leiter des Projekts. Das Auto ist seine Spielwiese und die seiner Studierenden. Denn hier können sie ausprobieren, weiterdenken und Neues testen. Oder, wie es Friedhoff formuliert: „Wir probieren, was geht.“
Beim Konzeptauto handelt es sich nicht um ein richtiges, fahrbares Auto. Das ist auch gar nicht nötig. Denn die Hauptrolle spielt ohnehin die Kabine. Sie ist Dreh- und Angelpunkt aller Überlegungen, die Karosserie ist lediglich angedeutet. Einsteigen kann man trotzdem. Und bekommt die Zukunft des autonomen Fahrens deutlich vor Augen geführt.

Das Auto neu denken
Da der Fahrer nicht mehr selbst steuern muss und durch den elektrischen Antrieb mehr Platz im Innenraum vorhanden ist, haben die Studierenden das Auto komplett neu gedacht: Es wird zur Lounge, zum Schlafzimmer, zum fahrenden Büro. Dafür lassen sich auf Knopfdruck Bildschirme öffnen, der Laptop findet Platz auf Klapptischen und die Sitze lassen sich für ein Nickerchen zurückklappen. Im Notfall wecken Warntöne den Fahrer, damit er das Steuer wieder übernimmt – und falls er den Alarm überhören sollte, bringt sich das Fahrzeug automatisch zum Stehen.
Mit ihrer Designstudie möchten die Studierenden der HAW Hamburg ein Fahrzeug entwerfen, das innen komfortabel und luxuriös ist, dessen Außenabmessungen aber trotzdem denen eines Mittelklasse-Kompaktwagens entsprechen. „Wir regen unsere Studierenden gezielt dazu an, über die üblichen Lösungen hinaus zu denken“, so Friedhoff. Denn nur so werden fruchtbare Diskussionen und innovative Forschungsimpulse angeregt. Beispielsweise wenn es darum geht, ein neues Airbag-Konzept zu entwickeln, das auch auf liegende Positionen der Passagiere ausgerichtet ist.

Dürfen wir vorstellen?
Das Konzeptauto wurde vor Kurzem auf den Hamburger Karosseriebautagen vorgestellt und wird auf dem ITS World Congress zu sehen sein, einer internationalen Messe und Konferenz zu intelligenten Transportsystemen, welche dieses Jahr in Hamburg stattfinden wird. Die Ideen, die das Showcar in Bezug auf zukünftige Mobilität abbildet, werden dort für die Besucher*innen erlebbar gemacht. Das Entwicklungsteam erhofft sich spannende Diskussionen und Feedback, denn die Wünsche der künftigen Nutzer*innen sind eine wichtige Grundlage, um Angebote sinnvoll zu gestalten. Das Team wird das Feedback nutzten, um neue Akzente zu setzen und das Fahrzeugkonzept zu optimieren und weiterzuentwickeln. Und dabei die spannende Arbeit eines Fahrzeugbauingenieurs zu erlernen.

Text: Tiziana Hiller

Contact

Prof. Jan Friedhoff
Department Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau
jan.friedhoff (at) haw-hamburg (dot) de

Prof. Dirk Adamski
Department Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau
dirk.adamski (at) haw-hamburg (dot) de

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