Kinderschutz und Kinderrechte in der Kinder- und Jugendhilfe in Hamburg umsetzen

Kinderschutz und Kinderrechte in der Kinder- und Jugendhilfe in Hamburg umsetzen – Transfer der Empfehlungen der Enquete-Kommission „Kinderschutz und Kinderrechte weiter stärken“ in Kooperation von Praxis und Hochschule

Anlass und Thema des Forschungsvorhabens

Das Forschungsprojekt der Fakultät Wirtschaft und Soziales Arbeit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW-Hamburg) widmet sich Fragestellungen des Praxis-Transfers von Ergebnissen der Enquete-Kommission „Kinderschutz und Kinderrechte weiter stärken“ (ENQ-K.). Die ENQ-K. wurde nach mehreren Todesfällen von Kindern, die unter der Obhut der Hamburger Kinder- und Jugendhilfe standen von der Hamburger Bürgerschaft eingesetzt. Sie setzte sich aus Abgeordneten der Hamburger Bürgerschaft und aus bundesweit tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Expertise im Kinderschutz zusammen. Nach zweijähriger intensiver Beratung hat die ENQ-K- im Januar 2019 ihren Abschlussbericht vorgelegt. Der Vorsitzende Christian Schrapper weist im Vorwort deutlich darauf hin, dass der Bericht „einen Beginn und auf keinen Fall einen Abschluss“ darstellt. Vielmehr „bedarf es nun der kritischen Diskussion und praktischen Umsetzung der Empfehlungen“.

Mit ihren 70 Empfehlungen stellt die ENQ-K. damit die Kinder- und Jugendhilfe in Hamburg konzeptionell vor erhebliche Herausforderungen, Kinderrechte zukünftig zu stärken und Kinderschutz weiter zu entwickeln. Der Senat der Hansestadt Hamburg hat dazu mittlerweile verschiedene Vorhaben geplant und mit deren Umsetzungen begonnen. Diese Vorhaben betreffen im Schwerpunkt den Arbeits- und Verantwortungsbereich des öffentlichen Trägers der Kinder- und Jugendhilfe.

Um die Arbeit der Freien Kinder- und Jugendhilfe zu Fragen des Kinderschutzes und der Kinderrechte stärker zu berücksichtigen, hat sich die Fakultät Wirtschaft und Soziales der HAW Hamburg entschlossen, die Initiierung eines entsprechenden spezifischen Forschungsvorhabens zu unterstützen. Das Projekt will den Transfer von Empfehlungen der Enquete-Kommission in die praktische sozialpädagogische Arbeit der Freien Träger unterstützen und begleiten. Unter dem Titel "Kinderschutz und Kinderrechte in der Kinder- und Jugendhilfe in Hamburg umsetzen" hat das Projekt im Februar 2020 seine Arbeit begonnen. Die erste Phase des Projekts umfasst eine von der HAW-Hamburg finanzierte Pilotstudie im Umfang von einem Jahr. Im Fokus der Pilotstudie wird das Handlungsfeld der Hilfen zur Erziehung stehen.

Zielsetzung

Die Pilotstudie soll zu einer Qualifizierung der sozialpädagogischen Praxis des Kinderschutzes/der Kinderrechte in den Erziehungshilfen der Kinder- und Jugendhilfe in Hamburg beitragen.

Dazu werden zunächst zwei Ziele verfolgt.

1. Es sollen relevante Themen, Ideen aber auch Hemmnisse für eine konsequentere Umsetzung der Kinderrechte generiert und

2. spezielle Handlungskonzepte (Methoden) im Kinderschutz entwickelt werden.

Relevante Themen der Vorfeldanalyse innerhalb des Forschungsprojekts

Aus der Analyse des Abschlussberichts sowie der Materialien der Arbeit der ENQ.K. kristallisieren sich für eine vertiefende empirische Studie erste Themenkomplexe heraus, die für die sozialpädagogische Arbeit der Freien Jugendhilfe in Hamburg von Relevanz erscheinen, und die es weiter zu befragen gilt:

• Das Theorie-Praxis-Problem und der Wissenstransfer in der Kinder- und Jugendhilfe hier bezogen auf die Umsetzung der Kinderrechte und die Realisierung des Kinderschutzes

• Die funktionale Aufgabenverteilung zwischen öffentlichen und Freien Trägern im Handlungsfeld der Kinder- und Jugendhilfe, daraus resultierende spezifische Wahrnehmungen und Sichtweisen sowie Folgewirkungen auf die Kooperation miteinander und mit den AdressatInnen

• Die Bedeutung und Qualifizierung der Elternarbeit in den Hilfen zur Erziehung

• Die praktische Relevanz der Arbeit der insoweit erfahrenen Fachkräfte (§ 8a Abs. 4 SGB VIII) im Bereich der Freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe

Forschungsmethodik

Das Forschungsprojekt verfolgt einen Ansatz aus der qualitativen Sozialforschung. Die Fachkräfte der Jugendhilfepraxis werden dabei als zentrale Akteure und ExpertInnen in den Mittelpunkt gestellt, um deren Wahrnehmungen, Bewertungen, Einstellungen, Haltungen und gemeinsame Handlungspraxen im Kontext der Kinderrechte und des Kinderschutzes zum Schwerpunkt der Untersuchung zu machen.

Dazu nutzt das Projekt die Methode der Gruppendiskussion als Erhebungsverfahren sowie des Problemzentrierten Interviews. Wichtig ist dabei die Eingebundenheit und Kooperation der Professionellen in ihren Teams. Konkret werden die Fachkräfte in bestehenden Teams von den Forschern inhaltlich auf die Gruppendiskussion vorbereitet, um sich dann themengeleitet auszutauschen.

Die Methode soll in zwei Teams unterschiedlicher Träger eingesetzt werden. Während der Gruppendiskussionen werden Audioaufnahmen angefertigt, die anschließend anonymisiert transkribiert und mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet werden. Im Rahmen der jährlichen regionalen Fachtagung „Kinder- und Jugendhilfe in Hamburg“ (AGFW und HAW) werden dann die Ergebnisse des Projekts zum Schwerpunktthema gemacht und mit der Fachöffentlichkeit in Hamburg diskutiert.

Perspektiven

In der ersten Phase des Projekts eröffnen sich verschiedene konkrete Verwertungsperspektiven:

• So sollen aus den Ergebnissen der ersten Projektphase bezogen auf den Gegenstand weitere Forschungsbedarfe eruiert werden, die dann Grundlage eines weiterführenden Forschungsantrags in einem Programm überregionaler Forschungsförderung (BMBF, BMFSFJ, Stiftung Deutsche Jugendmarke, Aktion Mensch…) sein sollen.

• Aus den Ergebnissen können zudem Fort- und Weiterbildungsbedarfe für die sozialpädagogische Arbeit der Erziehungshilfen erarbeitet und ggf. entsprechende Qualifizierungsformate, sowie

Formate zum Transfer wissenschaftlichen Wissens konzeptioniert werden.

• Außerdem sollen in Kooperation mit dem Department Soziale Arbeit der HAW-Hamburg inhaltliche und didaktische Auswirkungen auf die Curricula der verschiedenen Studiengänge des Departments (Bachelor Soziale Arbeit, Bachelor Bildung und Erziehung in der Kindheit, Master Soziale Arbeit, Master Familienwissenschaften) konzipiert und umgesetzt werden.

• Die Ergebnisse der Pilotstudie werden im Herbst 2021 zum Schwerpunktthema der regionalen Fachtagung „Kinder- und Jugendhilfe in Hamburg“ gemacht, und

• im Thementeil der Fachzeitschrift „Standpunkt:Sozial“ veröffentlicht.

Bericht Projekt Transfer Kinderschutz

Project Leader
Prof. Dr. Jack Weber
Duration
-
Budget
54.000
In cooperation with
Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AGFW)
Alternative Wohlfahrtsverband e.V. (SOAL)
Funding
HAW Hamburg, Fakultät Wirtschaft und Soziales
Unit
Fakultät Wirtschaft und Soziales
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