"50 Ideen für die Zukunft" – TI mit zwei Projekten in der Top drei

In Vorbereitung auf das 50-jährige Jubiläum der HAW fand der hochschulweite Wettbewerb „50 Ideen für die Zukunft“ statt. Dabei drehte sich alles um das Thema Mobilität. Die eingereichten Projekte wurden von einer hochkarätigen Jury bewertet. „Wir sind gleich mit zwei Projekten unter den besten drei Plätzen“, freut sich Dekan Dr. Thomas Flower. „Und ein weiteres Projekt unter den besten zehn. Das kann sich wirklich sehen lassen!“

Eine Frau trägt eine Virtual Reality Brille

Frau mit einer Virtual Reality Brille

Platz 1 
Brille auf: Chancen sehen und ergreifen!

Berufe virtuell erleben – das erlaubt eine Virtual-Reality-Brille, die von Wissenschaftler*innen und Studierenden der Informatik in Kooperation mit dem Department für Soziale Arbeit entwickelt wurde. Bei diesem Projekt haben sich alle Beteiligten dem Thema „soziale Mobilität“ verschrieben und möchten benachteiligten Jugendlichen bei der Berufswahl unter die Arme greifen. „Unsere Kooperation existiert jetzt schon fast 10 Jahre zu verschiedenen Themen. Ohne unsere interdisziplinären Sichtweisen wäre keine der beiden Gruppen alleine auf diesen Ansatz gekommen“, betont Prof. Kai von Luck die gute Zusammenarbeit.

Viele Jugendliche kommen aus sozial benachteiligten Familien, oft mit Migrationshintergrund. Erwiesenermaßen sind sie zu unterschiedlichen Ausbildungsberufen schlechter informiert als Kinder der klassischen Mittelschicht. „Zahlreiche Studien belegen seit Jahrzehnten den Nachteil dieser Jugendlichen, wenn es darum geht, gute berufliche Positionen zu erreichen“, erklärt Dr. Sabina Stelzig-Willutzki aus dem Department Soziale Arbeit. Gleichzeitig würden seit Jahren Fachkräfte in der Pflege, im Handwerk und in zahlreichen technischen Berufen fehlen. Dem will die interdisziplinäre Forschergruppe entgegenwirken.

Mit der VR-Brille auf der Nase und Kopfhörer auf den Ohren können Jugendliche in fremde Berufsfelder „abtauchen“ und diese tiefgehend erfahren. Der Vorteil dieses simulierten „Learning by doings“ sei wissenschaftlich belegt. „Durch das virtuelle Erleben und Ausprobieren geben wir benachteiligten Jugendlichen praxisnahe Einblicke in Ausbildungsberufe. Diese könnten ihnen soziale Mobilität ermöglichen, werden jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht in Betracht gezogen“, erklärt Martin Kohler, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Projekt beteiligt war. Ziel der Brille sei, die Möglichkeiten junger Menschen in Bezug auf soziale Mobilität zu verbessern.

Zahlreiche namhafte Hamburger Unternehmen haben bereits Interesse daran, das Projekt umzusetzen. Vorerst soll es an der Nelson-Mandela-Schule in Wilhelmsburg erprobt werden. Danach soll zur Berufsorientierung an weiterführenden Schulen ein „Lehr-Kit“ erstellt werden. 

Platz 2
Der elektronische Blindenführhund: mehr Mobilität und soziale Teilhabe für sehbehinderte Menschen
Er ist nie krank, löst keine Allergien aus, kommt ohne aufwändiges Training oder Hundefutter aus: Der elektronische Blindenführhund. „Er wird von blinden oder anderweitig beeinträchtigten Menschen ähnlich wie ein Blindenstock in der Hand gehalten“, erklärt Prof. Lutz Leutelt, der mit seinem Projekt den zweiten Platz des Ideenwettbewerbs belegte. Dabei führe sein Rad mit Hilfe verschiedener Sensoren um Hindernisse wie Pfähle, Tische oder E-Scooter herum. Ist ein Ausweichen nicht möglich, stoppe er und informiere den Benutzer über das Hindernis. Darüber hinaus kann er das Umfeld erklären: „Er liest Packungsinhalte oder Schilder vor und erklärt touristische Sehenswürdigkeiten“, so Leutelt. So können Sehbehinderte besser mit ihrem Umfeld interagieren. 

Ein großes Plus sei, dass sich Sehbehinderte durch eine Cloud vernetzen können. Zu einer Community zusammengeschlossen tauschen sie sich aus: Wo gibt es besonders blindenfreundliche Restaurants? Wo befindet sich der nächste gute Bäcker? So führt jeder Gang mit dem Elektronischen Blindenführhund zu einem gemeinsamen Erfahrungsschatz für alle Blinden.

Die Bedienung erfolgt über Sprachbefehle: „Welcher Bus kommt da gerade an?“ – „Die Linie 24 nach Rahlstedt.“ „Führe mich zum nächsten Bäcker.“ – „Der nächste Bäcker ist 875 m entfernt. Starte Navigation mit [OK]“ 

Durch seine Zusammenarbeit mit „Dialog im Dunkeln“ hat Leutelt einen guten Einblick in die Bedürfnisse und Wünsche von blinden Menschen. „Sehbehinderte fänden es beispielsweise toll, selbständig eine fremde Stadt zu erkunden“, erzählt Leutelt. „Mit unserem Projekt könnten wir dieser Idee einen Schritt näher kommen“. 


EM2 – Elektro Mobilität – Einfach Machen
Unter den ersten besten zehn Projekten befindet sich auch ein von Prof. Dirk Adamski initiiertes Schulprojekt, das er gerne weiterführen würde. Dort haben Schüler*innen des Heinrich-Heine-Gymnasiums in Poppenbüttel Elektrokarts entworfen und gebaut. Das Besondere: Alle Komponenten waren im Baumarkt erhältlich. „Zum einen sollten die Kosten niedrig gehalten werden, zum anderen wollten wir die Kreativität der Schülerinnen und Schüler anregen, damit sie auf unkonventionelle Lösungen kommen“, so Adamski. Ziel: einen einfachen und spielerischen Zugang zum Thema Elektromobilität für Schulen und andere Bildungsträger zu erreichen.
(Tiziana Hiller, Öffentlichkeitsarbeit TI)

Contact

Virtual Reality Brille, Ansprechpartner: Martin Köhler; CSTI
Blindenführerhund, Ansprechpartner: Prof. Lutz Leutelt; Department Informations- und Elektrotechnik
EM2, Ansprechpartner: Prof. Dirk Adamski; Department Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau

 

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