Herr Mölk-Tassel, Sie verfolgen mit Ihrem Krickel-Krakel-Buch mehr als nur einen zeichnerischen Ansatz?
Bernd Mölk-Tassel: Ja - neben der Entwicklung der rein zeichnerischen und malerischen Fähigkeit bei Kindern, ist es mir daran gelegen, das Malen und Zeichnen als persönlichkeitsbildenden Prozess ins Bewusstsein der Kinder und Eltern zu heben. Die Eltern schicken ihre Kinder heute zum Sport und zur Musik, aber nicht zum Zeichenunterricht. Dieser ist als pädagogisches Instrument noch nicht genügend anerkannt und wird auch nicht über den Kunstunterricht an Schulen aufgefangen. Ich glaube, dass Malen und Zeichen die sprachliche und mentale Entwicklung von Kindern fördern kann.
Wie kamen Sie zum Zeichnen?
Bernd Mölk-Tassel: Ich habe praktisch bei Null angefangen, als ich ins Studium trat. Ich habe zwar immer gerne gezeichnet, aber solide Vorkenntnisse waren das nicht. So ergeht es vielen Studierenden von mir, die ein Illustrationsstudium an der Armgartstraße beginnen. Wie anders dagegen bei den Musikhochschulen. Hier muss bei der Aufnahmeprüfung schon ein sehr hohes musikalisches Niveau erreicht sein, um überhaupt ein Studium beginnen zu können. Daran müssen wir uns orientieren.
Die Sopranistin Jessye Norman sagte kürzlich in einem Interview, dass eine musikalische Erziehung die Kinder zu besseren Menschen macht. Wie sieht es denn bei der Kunst aus?
Bernd Mölk-Tassel: Ich persönlich wäre mit solchen Äußerungen vorsichtig. Man kann aber sagen, dass Kinder, die Zeichnen lernen, ihre Sinne verfeinern. Sie nehmen ihre Lebenswirklichkeit anders wahr. Eine detaillierte Auffassung der Dinge führt zu einem erweiterten Verständnis der Welt.
Wofür steht denn das Wort "Krickel-Krakel" als Titel für Ihr neues Kindermalbuch?
Bernd Mölk-Tassel: "Krickel-Krakel" - ist augenzwinkernd gemeint und soll Mut machen. "Krickel-Krakel" das machen Kinder, um ihren Eindruck der Welt auf das Papier zu bannen. Sie suchen sozusagen den Strich, um das Objekt zu fixieren. Aus der mühsamen und krickeligen Linie wird dann das Objekt geformt. Einige Anregungen in unserem Malbuch sind sehr anspruchsvoll. Wir wollen den Kindern mit dem Titel vermitteln, dass sie kreativ werden können, ohne perfekt sein zu müssen.
Herr Mölk-Tassel, wir danken für das Gespräch.
Hier geht es zu einem weiteren Beitrag über das Kickel-Krakel-Buch.
Das Interview führte Katharina Jeorgakopulos; Pressereferentin der HAW Hamburg