Verkehrsflugzeuge am Lebensende

Jährlich erreichen etwa 1000 Verkehrsflugzeuge ihr Lebensende. Das sichere, verantwortungsvolle und gleichzeitig wirtschaftliche Recycling dieser Maschinen ist eine große Herausforderung, die schon beim Entwurf neuer Flugzeuge bedacht werden muss. Doch gerade die vermehrt zum Einsatz kommenden Verbundwerkstoffe sind ein Recyclingproblem. Eine neue Flugzeugdemontageindustrie entsteht. Auch bei den Recyclingverfahren tut sich einiges.

Jährlich erreichen etwa 1000 Verkehrsflugzeuge ihr Lebensende. Das sichere, verantwortungsvolle und gleichzeitig wirtschaftliche Recycling dieser Maschinen ist eine große Herausforderung, die schon beim Entwurf neuer Flugzeuge bedacht werden muss. Doch gerade die vermehrt zum Einsatz kommenden Verbundwerkstoffe sind ein Recyclingproblem. Eine neue Flugzeugdemontageindustrie entsteht. Auch bei den Recyclingverfahren tut sich einiges.

Das Ende des Lebenszyklus der Flugzeuge hat in den letzten beiden Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen. Es geht nicht mehr um das Abstellen der Flugzeuge für immer, sondern vielmehr nur um ein temporäres Abstellen, im besten Fall gefolgt von der Wiederinbetriebnahme oder aber der Zerlegung. Dieses Vorgehen vermeidet die Ansammlung von immer mehr Flugzeugen. Der größte Betrieb in Europa befindet sich am Flugplatz von Teruel in Spanien. Dort können 140 Flugzeuge aufgenommen werden.

Der Lebenszyklus eines Flugzeugs kann in grundlegende Phasen unterteilt werden: Entwicklung, Produktion, Betrieb/Wartung und Ende des Lebenszyklus (End of Life). Der Lebenszyklus kann mit einer Ökobilanz oder englisch Life Cycle Assessment (LCA) nach ISO 14040 und ISO 14044 analysiert werden. Die Methode wurde für die Anwendung bei Flugzeugen ergänzt (Dissertation Johanning). Danach ist über den gesamten Lebenszyklus betrachtet der Flugbetrieb mit mehr als 99 % dominierend. Das liegt daran, dass der Flugbetrieb jeden Tag stattfindet, die Produktion und die Prozesse am Lebensende aber nur einmal im Flugzeugleben. In diesem Artikel geht es um das Lebensende von Flugzeugen – und damit eigentlich um einen verschwindend kleinen Teil der Umweltwirkung der Flugzeuge. Trotzdem liegt hier eine gigantische Aufgabe vor. In den nächsten 30 Jahren werden 29000 Passagierflugzeugen das Lebensende erreichen – egal, wie es mit dem Wachstum der Zivilluftfahrt weitergehen wird. Das sind etwa 1000 Flugzeuge pro Jahr.

Diese Aufgaben stehen am Lebensende an:

  1. Stilllegung (decommissioning),
  2. vorsichtige Demontage (disassembly) und
  3. gewaltsames Auseinandernehmen (dismantling).

Nachdem das Flugzeug zerlegt wurde wird je nach Komponente oder Material unterschieden in Wiederverwendung (recycling) oder Entsorgung (disposal). Aus ökonomischen und ökologischen Gründen wird angestrebt, einen möglichst hohen Prozentsatz der Wiederverwendung zu erreichen (Recyclingquote). Was aber nicht wiederverwendet werden kann muss entsorgt werden. Hier kommen z. B. in Betracht die Deponierung (landfill) oder die Verbrennung (incineration). Beim Recycling wird unterschieden zwischen der Nutzung von Sekundärbauteilen und Sekundärrohstoffen. Entsprechend kann auch zwischen einer Bauteil-Recyclingquote und einer stofflichen Recyclingquote unterschieden werden. Flugzeuge erreichen eine Recyclingquote (bezogen auf die Masse) zwischen 60 % und 85 %, mehr wird angestrebt.

Contact

Prof. Dr. Dieter Scholz, MSME

Leiter Aircraft Design und Systems Group (AERO)
Professor für Flugzeugentwurf, Flugzeugsysteme und Flugmechanik
Department Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau
Berliner Tor 11
20099 Hamburg
T +49 40 181 19-881
http://www.ProfScholz.de
dieter.scholz (at) haw-hamburg (dot) de

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