Um diese Fragen zu klären, hat Prof. Dr.-Ing. Enno Stöver, Leiter des Departments Maschinenbau und Produktion an der Fakultät Technik und Informatik, am 26. September zum 1. Ingenieur*innengipfel eingeladen. Zusammen mit dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau Nord (VDMA), dem Verein Deutscher Ingenieure VDI e.V. Landesverband Hamburg, Hamburg Aviation, der Innovations Kontakt Stelle Hamburg, der Technischen Universität Hamburg sowie der Helmut-Schmidt-Universität möchte er eine Plattform schaffen, um miteinander ins Gespräch zu kommen und Lösungen zu finden.
Prof. Stöver, Sie organisieren am 26. September den ersten Ingenieur*innengipfel bei uns an der HAW Hamburg. Dafür haben Sie nicht nur Wissenschaftler*innen und Studierende eingeladen, sondern aktiv Unternehmen, Verbände, Schulen und die Politik miteinbezogen. Warum?
Der 1. Hamburger Ingenieur*innen Gipfel steht unter der Überschrift „Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel in der Metropolregion“. Ich bin davon überzeugt, dass wir eine breite Beteiligung in dieser Diskussion brauchen. Der Fachkräftemangel und insbesondere damit verbunden der fehlende Nachwuchs in den technischen Berufsfeldern passt nicht zu den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, die auch technischer Lösungen und Innovationen bedürfen. Es ist notwendig, den gesamten Bildungs- und Qualifizierungsweg von der Schule bis zu den akademischen Abschlüssen unter Berücksichtigung der Ausbildung in den Blick zu nehmen. Deshalb haben wir auch Vertreter*innen der Schulen, Schüler*innen und auch Engagierte in aktuellen Initiativen eingeladen. Es existiert eine Vielzahl von wertvollen und großartigen Initiativen im MINT-Bereich, die es neu zu bündeln gilt, damit wir dem Rückgang bei Studienanfänger*innen und Auszubildenden entgegentreten können.
Wie erklären Sie sich den aktuellen Fachkräftemangel?
Zunächst ist die Demografie als starker Faktor zu berücksichtigen, die aktuell in alle Berufsfelder hineinwirkt. Der Fachkräftemangel wird branchenübergreifend beklagt. Für die technischen Berufsfelder kommt sicherlich erschwerend hinzu, dass aufgrund des hohen Wohlstands in unserem Land eine gewisse Behäbigkeit einsetzt. Ein technisches Studium und auch Ausbildungen in technischen Berufen sind nicht einfach, sondern setzen das Verständnis naturwissenschaftlicher Zusammenhänge und mathematische Fähigkeiten voraus. Es bedarf Anstrengungen, um hier erfolgreich zu sein. Demgegenüber stehen aber immer noch hervorragende Berufsaussichten, auch und insbesondere in der Metropolregion Hamburg in Industrie und Mittelstand. Zudem gibt es zusätzlich ein Image-Problem: In Zeiten, in denen Automobile nicht mehr als Statussymbole gelten, Fliegen als klimaschädlich gilt und große Kraftwerke abgeschaltet werden, ist das Marketing über die großen Industrieplayer der Vergangenheit schwieriger geworden. Wichtig wäre hier, neu aufzuzeigen, was auch gerade diese Unternehmen in den letzten Jahren geleistet haben, um neue Lösungen für eine positive Zukunft zu entwickeln. Elektromobilität braucht immer noch eine gute Crashzelle des Automobils, erneuerbare Energie intelligente Netze und Austausch zwischen Staaten und Unternehmen in einer globalisierten Welt, auch im Kontext von „Green Aviation“.