Prof. Möller, lässt sich mathematisch berechnen, ob die Coronavirus-Mutation auch eine Bedrohung für Deutschland darstellt?
Ja, das ist möglich. Allerdings müssen wir erst einen Schritt zurückgehen: Zuerst haben wir untersucht, was die Maßnahmen ab Mitte Dezember gebracht haben. Der Lockdown hat den R-Wert von 1,10 auf 0,92 reduziert.
Der R-Wert steht für „Reproduktionszahl“ und gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt. Liegt er unter eins, gehen die Infektionszahlen zurück.
Genau. Je genauer wir den R-Wert kennen, desto exakter können wir berechnen, wie sich der bisherige Virustyp weiterverbreitet. An der grünen Kurve in Abbildung eins ist gut zu sehen, wie die Infektionszahlen immer weiter zurückgehen – der Lockdown zeigt seine Wirkung, der Virustyp 1 geht zurück.
Und wie kommt nun die Virusmutante ins Spiel?
Soweit uns bekannt ist, hatte Ende Januar 2021 die Virusmutation einen Anteil von sechs Prozent, an den Neuinfektionen in Deutschland. Außerdem wissen wir, dass der neue Virustyp 2 etwa 35 Prozent ansteckender ist. Damit können wir die rote Kurve berechnen. Die Summe aus der grünen Kurve (Virustyp 1) und der roten Kurve (Virustyp 2) ergibt die blaue Kurve. Diese nimmt bis Ende Februar/Anfang März ab, weil der Einfluss der bisherigen Variante überwiegt. Danach wird die neue Variante das Regime übernehmen und die blaue Kurve steigt wieder an.