Für eine effiziente, serviceorientierte Verwaltung spielt die Digitalisierung des Öffentlichen Dienstes eine Schlüsselrolle. Allerdings stockt derzeit die Umsetzung: Der Ende Mai 2023 von der Bundesregierung vorgelegte Entwurf zur Änderung des Onlinezugangsgesetzes (OZG 2.0), senkt die Umsetzungsvorgaben: Bis 2024 sollen bundesweit lediglich 15 der 580 Verwaltungsleistungen digitalisiert sein.
„Dieses Ergebnis ist mehr als unbefriedigend. Seit den 1990er-Jahren ist zum Thema Digitalisierung der Verwaltung viel diskutiert und offenbar noch mehr versäumt worden. Im Vergleich mit den skandinavischen Nachbarländern, mit Estland und den Niederlanden schneidet Deutschland schlecht ab“, sagt Mark Hübner Weinhold, Leiter des Campus Weiterbildung der HAW Hamburg. „Die föderale und uneinheitliche Struktur digitaler Bürgerservices gilt allgemein als Hauptgrund für die Misere. Jedes Bundesland sollte eine gewisse Anzahl der 580 Verwaltungsleistungen digitalisieren und anderen Ländern zur Verfügung stellen. Dieser gemeinsame Kraftakt scheiterte am unterschiedlichen Verständnis von Digitalisierung: Während einige Bundesländer lediglich Formulare zum Ausdrucken online stellen, begreifen andere Bundesländer die digitale Transformation als tiefgreifenden, disruptiven Prozess.“
Diesen Prozess hat sich die Freie und Hansestadt Hamburg auf die Agenda gesetzt: Laut "Smart-City-Index" ist der Stadtstaat an der Elbe mit 150 online abrufbaren Verwaltungsservices die digital fortschrittlichste Stadt Deutschlands. Dazu trägt unter anderem die HAW Hamburg bei. Gemeinsam mit Lehrenden des Studiengangs Public Management und externen Fachleuten bietet der Campus Weiterbildung der Hochschule seit 2018 maßgeschneiderte Weiterbildungskonzepte für Fach- und Führungskräfte, die mit der Digitalisierung betraut sind. Hübner-Weinhold: „Viele unserer Dozent*innen kommen selbst aus der Verwaltung, kennen die dortigen Strukturen und Abläufe. Mit ihrem Fachwissen unterstützen sie die Teilnehmenden, ihre Verwaltungsziele mit Hilfe moderner digitaler Prozesse zeitnah und effizient umzusetzen. Außerdem beraten und begleiten wir Behörden auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene bei den Veränderungsprozessen, die eine enorme Herausforderung für die Beschäftigten darstellen.“
Die Messlatte für die digitale Verwaltung seien nicht selten Unternehmen der Privatwirtschaft, sagt der Leiter des Campus Weiterbildung: „Es ist sinnvoll, bewährte Services wie Online-Banking, erfolgreiche Portale wie Amazon und Ebay oder den mobilen Ticketverkauf als Blaupausen für die Konzeption digitaler Bürgerservices heranzuziehen“.
Vor diesem Hintergrund hat der Campus Weiterbildung gemeinsam mit den Lehrenden verschiedene kostenpflichtige Qualifizierungsangebote konzipiert, die den aktuellen Anforderungen für die Umsetzung digitaler Bürgerservices angepasst sind.
