BlauPause: Herr Prof. Beba, welche Ziele verfolgt das Projekt NEW 4.0?
Prof. Beba: Mit NEW 4.0 wollen wir die Energiewende des Nordens umsetzen und besonders die Entwicklung von Lösungspotentialen der Energiewende vorantreiben. Dies beinhaltet die vollständige Integration von Erneuerbaren Energien in ein innovatives zukunftsfähiges Energiesystem. Wesentlich hierfür ist die flexible und intelligente Vernetzung von Erzeugern und Verbrauchern, das heißt aller an das Stromnetz angeschlossenen Komponenten. Es müssen daher neuartige Konzepte zur Systemführung und Integration und die intelligente Verbindung von Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Verbrauch in der Praxis umgesetzt werden. Besonders im Fokus steht dabei, den Stromverbrauch in ganz neuen Dimensionen zu flexibilisieren und im Gegensatz zum bisherigen System den Verbrauch der Erzeugung anzupassen. Mit NEW 4.0 wollen wir als Beispiel für Deutschland und Europa zeigen,
dass eine nachhaltige Energieversorgung möglich ist und dass die Energiewende eine einzigartige Chance ist.
BlauPause: Sie sprachen von der „Innovationsallianz“. Können Sie diese näher beschreiben und einige Projektpartner nennen?
Prof. Beba: Um die Chancen des „Jahrhundertprojekts Energiewende“ im Norden zu nutzen, haben sich mehr als 50 Partner aller Sektoren und entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Energiebereich zusammengeschlossen. Dazu gehören Netzbetreiber wie z.um Beispiel Tennet, Arge Netz oder Stromnetz Hamburg sowie Energieversorger wie Hamburg Energie, HanseWerk, Vattenfall und beispielsweise die Stadtwerke Norderstedt und Flensburg oder Technologieunternehmen wie Siemens. Auf der Verbraucherseite sind Dienstleistungs- und Produktionsunternehmen, energieintensive Industriebetriebe wie Aurubis, Arcelor Mittal und Trimet in Hamburg und des ChemCoast Parks in Brunsbüttel, der Hamburger Hafen und Airport Partner des Projekts. Die Beteiligung von Windkraftanlagenherstellern wie z.um Beispiel Nordex und Unternehmen aus dem IT-Sektor, sowie viele weitere Partner – mittelständische Unternehmen, Politik und Verwaltungen oder auch Privathaushalte – machen die besondere Breite, Heterogenität und Pluralität unserer Allianz aus. Aus deren Verknüpfung wird eine ganzheitliche Lösungskompetenz erzeugt. Zusätzlich arbeiten weitere Partner aus der Wissenschaft wie das Fraunhofer ISIT (Institut für Siliziumtechnologie) Itzehoe, die TU Hamburg Harburg, die Universität Hamburg, die Helmut-Schmidt-Universität, die FH Lübeck, die FH Kiel und das HWWI intensiv am Projekt mit.
BlauPause: Und welche Rolle spielt das CC4E genau in diesem Projekt?
Prof. Beba: Wir waren von Anfang mit dabei und gehören neben dem Fraunhofer ISIT zu den Initiatoren des Projekts. Mittlerweile ist das CC4E Teil der Projektleitung und übernimmt damit eine sehr komplexe und wichtige Aufgabe. Mit sechs Professoren der HAW Hamburg sind wir aber auch inhaltlich in fast alle Themenfelder involviert und interdisziplinär vernetzt, was mich persönlich sehr freut.
BlauPause: Welche Aspekte machen das Projekt so besonders und einzigartig?
Prof. Beba: NEW 4.0 ist kein gewöhnliches Forschungsprojekt, sondern stellt einen Praxisgroßtest und damit in erster Linie ein Industrieprojekt dar. Die am Projekt beteiligten Industriepartner, Unternehmen, Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen vereinen alle erforderlichen Kompetenzen und Lösungspotentiale, um die Energiewende im Norden entscheidend voranzubringen. Aber auch der Zusammenschluss von Hamburg und Schleswig-Holstein bildet eine optimale Region für die Ausschreibung. Hamburg bietet die Modellregion mit vielen unterschiedlichen Stromverbrauchern und Schleswig-Holstein stellt eine große Erzeugungsregion dar. Wir wollen zeigen, dass mit diesem Vorhaben neue industrielle Wertschöpfungen für Unternehmen und Arbeitsplätze entstehen.
BlauPause: Wo liegen mit NEW 4.0 die Vorteile für unsere Hochschule?
Prof. Beba: NEW 4.0 fördert weiterhin die Vernetzung zwischen der Wirtschaft und unserer Hochschule. Neben technologischen werden in verschiedenen Teilprojekten auch marktnahe und gesellschaftliche Lösungen entwickelt, in engem, sehr komplexem Zusammenhang. Dies ist eine große Herausforderung, stellt aber auch eine herausragende Forschungs- und Innovationshöhe für die Hochschule dar. Das Großprojekt bildet eine bedeutende Grundlage für zukünftige Lehr-und Forschungsprojekte im Bereich Erneuerbare Energien an unserer Hochschule und stärkt unsere Position als führende Hochschule im Bereich Erneuerbare Energie in Hamburg. Aktuelle Erkenntnisse aus dem Projekt werden unmittelbar in die Lehre einfließen, spannende Abschlussarbeiten oder Studienprojekte werden aus NEW 4.0 hervorgehen. Zudem zeichnet sich das Vorhaben durch eine sehr starke Interdisziplinarität aus: Wir benötigen Maschinenbauer, Elektrotechniker, Umwelttechniker, Informations- und Kommunikationstechniker, Nachhaltigkeitswissenschaftler und Marketingexperten als Akzeptanzforscher. Es profitieren letztendlich alle genannten Bereiche von NEW 4.0 und vereint einen Großteil der Kompetenzen unserer Hochschule.
Das Interview führte Wega Wilken
BMWi-Förderprojekt „Schaufenster intelligente Energie – Wind“
Bekanntgabe der Vergabe: Januar 2016
Projektlaufzeit: 4 Jahre
Fördervolumen (insgesamt): ca. 40 Millionen Euro
Projektvolumen (insgesamt): ca. 80-90 Millionen Euro
Weitere Informationen:
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