Wer vor dem Supermarktregal steht und zwischen Kichererbsen und Ravioli wählen muss, entscheidet meist schnell – und häufig unbewusst. Eine aktuelle Studie der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) zeigt nun, dass dabei nicht nur der Preis oder der Markenname eine Rolle spielen. Auch die Farbe der Verpackung beeinflusst unsere Wahrnehmung der Gesundheitsqualität eines Lebensmittels – vor allem bei jungen Erwachsenen.
Die Untersuchung wurde im Journal of Agriculture and Food Research veröffentlicht und entstand im Rahmen einer ausgezeichneten Bachelorarbeit von Saskia Buse, die unter der Leitung von Prof. Dr. Stephan G.H. Meyerding am Department Ökotrophologie der HAW Hamburg durchgeführt wurde. Für ihre Arbeit wurde Buse mit dem Award des Competence Center Gesundheit der HAW Hamburg (CCG) geehrt.
Kichererbsen vs. Ravioli: Die Macht der Farbe
Für die Studie wurden 222 junge Erwachsene im Alter von 19 bis 35 Jahren in zwei sogenannten „Auswahlexperimenten“ mit unterschiedlich gestalteten Verpackungen konfrontiert. Im Fokus: Zwei Produkte mit sehr unterschiedlicher Gesundheitsreputation – Kichererbsen als gesundes Produkt und Ravioli als eher ungesundes Convenience-Produkt. Die Forscher*innen untersuchten, wie Merkmale wie Farbe, Preis, Label (z. B. Bio, Vegan, Nutri-Score) und Herkunft die Kaufentscheidung beeinflussen – und wie gesund das Produkt anschließend wahrgenommen wurde.
Grün wirkt gesund, rot eher nicht
Die Ergebnisse sind aufschlussreich: Zwar ist der Preis nach wie vor das entscheidende Kriterium beim Kauf – doch die Farbe hat einen überraschend starken Einfluss auf die Wahrnehmung der Gesundheitsqualität. Vor allem grüne Verpackungen schnitten besonders gut ab: Sie wurden von den Teilnehmenden am stärksten mit Gesundheit und Nachhaltigkeit assoziiert. Rote Verpackungen hingegen vermittelten kaum einen Gesundheitswert, während schwarze und silberne Designs zwar als hochwertig galten, aber nicht unbedingt als gesund.
Verbrauchertypen im Fokus
Die Studie differenzierte zudem zwischen verschiedenen Verbrauchertypen. Besonders auffällig: Die Gruppe der gesundheitsorientierten Konsument*innen zeigte das höchste Bewusstsein für Farbsignale und reagierte besonders sensibel auf grüne Verpackungen. Im Gegensatz dazu spielte bei preisbewussten Käufer*innen der gesundheitliche Eindruck eine untergeordnete Rolle – sie achteten vor allem auf den Preis.
Was heißt das für Eltern, Politik und Lebensmittelindustrie?
Die Ergebnisse der Studie bieten vielfältige Ansatzpunkte – sowohl für die Ernährungsbildung, als auch für politische Maßnahmen zur Förderung gesünderer Konsumentscheidungen. „Verpackungsdesign kann ein wirkungsvolles Instrument sein, um gesunde Lebensmittel attraktiver zu machen – ohne dass man direkt auf Verbote oder Vorschriften zurückgreifen muss“, erklärt Prof. Meyerding.
Für Eltern bedeutet das: Kinder und Jugendliche sollten früh lernen, Werbung und Design kritisch zu hinterfragen – denn auch „grün“ kann täuschen. Gleichzeitig könnte die Lebensmittelbranche gezielt Farben einsetzen, um gesunde Produkte stärker zu positionieren – ein sanfter „Nudge“ in Richtung besserer Ernährung.
Zur Untersuchung im Journal of Agriculture and Food Research