„Die Hamburger Nachbarn necken, macht seit einigen Jahren keinen Spaß mehr.“

[Persönlich] Wenn es um seinen grünweißen Heimatverein, den SV Werder Bremen geht, kann Dr. Wolfgang Flieger nach einem fussballerisch schlechten Wochenende schon mal in „tiefe Depression“ verfallen. Ansonsten hat der neue Kanzler, der am 1. Januar 2018 an unserer Hochschule sein Amt angetreten hat, aber eher ein sehr positives Naturell. BlauPause hat mit ihm gesprochen.

BlauPause: Herr Flieger, Sie sind seit gut zwei Monaten an unserer Hochschule im Amt des Kanzlers. Wie haben Sie sich eingelebt und wo stehen Sie gerade?

Flieger: Gegenwärtig stehen beispielsweise mit den Verhandlungen über die Ziel- und Leistungsvereinbarung für 2019/20 mit der Behörde für Wissenschaft Forschung und Gleichstellung und den Bemühungen um die Anmietung von Büroflächen im Umfeld des Berliner Tors bereits sehr konkrete Aufgaben an. Zugleich waren die ersten Wochen davor damit gekennzeichnet, dass ich mich mit Informationen „vollgesaugt“ und versucht habe, Namen, Funktionen und Gesichter kennen zu lernen. Kurz gesagt, die Menschen, die ich treffe, möchte ich so schnell wie möglich fehlerfrei zuordnen können. Und ich muss im Vorfeld schon einmal um Nachsicht bitten, wenn mir dies im kommenden ersten halben Jahr nicht immer ganz gelingen wird.

BlauPause:
Bei über 1100 Beschäftigten an unserer Hochschule ist dies durchaus nachzuvollziehen. Die Universität Greifswald, an der sie zuletzt ab 2009 als Kanzler tätig waren, hat ja ohne ihr Klinikum und die medizinischen Fakultät mitzuzählen, eine mit rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vergleichbare Personalgröße. Warum haben Sie sich entschlossen als Kanzler, der letztes Jahr in Greifswald vom Hochschulsenat in seiner Funktion auf Lebenszeit bestätigt wurde, von dort wegzugehen und nach Hamburg zu kommen?

Flieger:
Das hat drei Gründe. Erstens lebt meine Familie unter anderem bedingt durch meine Tätigkeit als damaliger Geschäftsführer der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg seit 2006 hier in der Stadt. Ich pendele also seit meinem Amtsantritt an der Uni Greifswald, seit acht Jahren, am Wochenende nach Hamburg, was auf die Dauer einfach anstrengend ist.
Zweitens ist das Amt des Kanzlers an der HAW Hamburg, einer der größten staatlichen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Deutschland, für mich eine sehr spannende Aufgabe.
Und drittens ist der Schritt aus einer funktionierenden Konstellation, einer bestätigten Stelle auf Lebenszeit zwar nicht ganz risikofrei, denn an vielen Hochschulen gibt es Probleme zwischen dem Kanzler / der Kanzlerin und dem Präsidenten / der Präsidentin. Aber mich hat der Umstand, dass Professor Teuscher, dessen Wirken ich in der Hochschulpolitik Mecklenburg-Vorpommerns hautnah miterleben konnte, Präsident der HAW Hamburg ist, zur Bewerbung motiviert.

BlauPause:
Um etwas mehr von Ihrer beruflichen Vita zu erfahren: Sie sind gebürtiger Bremer, haben dort als Einstieg in die Berufswelt eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolviert und waren überwiegend im Wollhandel mit Südamerika, Afrika, Australien und Neuseeland tätig. Können Sie heute noch einzelne Woll-Qualitäten beurteilen, wenn Sie zum Beispiel einen Anzug kaufen?

Flieger: Ich habe ja damals mit Rohwolle gehandelt, nicht mit verarbeiteter Wolle. Die Unterscheidung einer Kreuzzucht von reiner Merinowolle traue ich mir heute noch durchaus zu, eine weitere Differenzierung allerdings nicht mehr.

BlauPause: Im Anschluss an Ihre kaufmännische Tätigkeit haben Sie an der Universität Oldenburg Wirtschaftswissenschaften, Anglistik und Wirtschaftspädagogik studiert, um danach an der Universität Kaiserslautern in Ihrem Hauptstudienfach zu promovieren. Wieso hat es Sie, einen „norddeutschen Krabbenschubser“, ausgerechnet in die bewaldeten Dünen von Rheinland-Pfalz, nach Kaiserslautern zur Promotion verschlagen?

Flieger: (lacht) Ein guter Freund und Kommilitone aus Oldenburg war zwei Jahre zuvor als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Universität Kaiserslautern zu Professor Dr. Hans-Dieter Feser gegangen und machte dort gute Erfahrungen. Diese Tatsache und der Umstand, dass ich ein sehr gutes Lehrbuch von Professor Feser schon an der Universität Oldenburg kennengelernt hatte, gaben den Impuls, mich dort ebenfalls für eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle zu bewerben. Wir haben dann beide für Professor Feser gearbeitet und ich konnte meine Dissertation über den Einfluss von Arbeitsmarktstrukturen auf die Ausbildungsinvestition von Arbeitgebern und Arbeitnehmern im internationalen Vergleich zwischen Deutschland, Japan und den USA schreiben.

BlauPause: Von Damals zu Heute; vom Beruflichen zum Privaten: Was sind Ihre Interessen beziehungsweise haben Sie Hobbies?

Flieger: Privat widme ich mich passiv dem Fußball. Als gebürtiger Bremer schlägt mein Herz natürlich für Grün/Weiß. Und natürlich gilt mein Hauptinteresse meiner Familie: meiner Frau, meiner 14-jährigen Tochter und meinem 16-jährigen Sohn.

BlauPause: Herr Flieger, vielen Dank für das Gespräch.
(Interview: Ina Nachtweh)

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