Es ist längst schon Tradition: Hält der Sommer in Hamburg Einzug, während an der California State University vorlesungsfrei ist, reisen Experten aus dem Umfeld Hollywoods an die Elbe, um die Partnerschaft zwischen Long Beach und der HAW Hamburg zu intensivieren.
In den Jahren 2014 und 2015 waren es die Screenwriter Tom Blomquist und W. Reed Moran, die Schreib- und Filmpraxis vermittelten. In diesem Jahr reisten vom 6.-10. Juni 2016 gleich vier bewährte Profis zum Wissens- und Praxistransfer nach Hamburg: die Autorin und Psychologin Bonnie Blackburn, der Kameramann Kevin O´Brien, der Filmemacher und Produzent Kent Hayward und der Beleuchter und Kameraassistent Chris Maldonado.
32 Studierende erhielten eine Woche lang vielfältige Anregungen aus dem Film Business von A-Z, vom ersten konzeptionellen Gedanken über die konkrete Dreharbeit bis zur perfekten Schnitteinstellung. Die Teilnehmer aus Bachelor- und Masterstudiengängen, aus dem Exchange-Programm oder von Campuspartnern spiegeln dabei eindrucksvoll die Bedeutung des allsemestrigen Studierendenaustausches wider.
Drei Studierende aus Long Beach absolvieren gerade ihr Auslandsemester an der Medientechnik. Und fünf Studierende aus diesem Department werden im Herbst 2016 in Long Beach weilen.
Wo in Kalifornien Crabs, Scallops und Muscheln auf den Grill kommen, brachte man in Hamburg in fünf Workshop-Tagen rasch „Butter bei die Fische“. Was macht tatsächlich eine lupenreine Filmstory aus – etwa nach dem K.I.S.S.-System = Keep it simple, stupid? Damit ist keinesfalls Einfalt gemeint, sondern strikte Klarheit für Macher wie Publikum. Je schlüssiger der Kerngedanke auf dem Papier steht, desto überzeugender gerät das Audiovisuelle im Studio. Und dass „Media Aesthetics“ und „Filmmaking Practical“ weit mehr beinhalten als Strukturen und Strategien, wurde den Teilnehmern bei „hautnahen“ Studien an der Kamera, am Mikrophon oder am Scheinwerfer rasch klar.
Innerhalb kürzester Zeit waren 25 Manuskripte für einen Kurzfilm vorbereitet worden. Gemeinsam wählte man sich eine Story aus: „The unknown chance“ von Luisa Dinglinger und Katharina Michel. Zuweilen können Angst und Hoffnung junger Musikstudierender vor dem Gang ans Instrument so groß sein, dass man vor lauter Aufregung übersieht, warum und wie es sich dabei um ein Vorspiel handelt. Aus dieser Vorgabe entstanden in einem Drehtag auf dem gesamten Campus (ein Workshop erobert die Finkenau!) und einem kompletten Schnitt-Tag im Videolabor (Organisation: Nathalie Mai) vier ganz unterschiedliche, immens anregende Kurzfilme, vom eher Dokumentarischen über Improvisiertes und Humorvolles bis hin zu einer ästhetischen Betrachtung von Mensch und Instrument. Die Abschlusspräsentation mit allen Teilnehmern und den Tutoren des Produktionslabors (unter Leitung von Patrick Dadaczynski) glich tatsächlich einem kleinen Academy Award!
Was sich keineswegs von selbst versteht: Zwischen den Tagen des Workshops und den Zeilen eines beeindruckenden Arbeitspensums und natürlich bei so mancher (auch aufklärender „hanseatischer“) Begegnung vor und nach dem „schedule“ wurden Erfahrungen, Erkenntnisse, Optionen, man darf ruhig sagen Visionen ausgetauscht. Und wenn das Motto der Fakultät DMI „HAW goes USA“ lautet, so demonstrierte „California comes to Hamburg“ stichhaltig die Lebendigkeit, Strahlkraft und Einzigartigkeit, wie überzeugend aus „partnership“ inzwischen auf allen Seiten „friendship“ geworden. Let´s do it again: dies- und jenseits der Ozeane.
Text: Prof. Wolfgang Willaschek