Was bedeutet es, in Zeiten starken Gegenwinds Themen wie Antidiskriminierung, Vielfalt, Toleranz und Offenheit zu stärken und fest in der Hochschule zu verankern?
Prof. Dr. Ute Lohrentz: Wir stehen als Hochschulgemeinschaft zusammen zu den Werten der Chancengerechtigkeit, Antidiskriminierung, Vielfalt und Offenheit. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Polarisierungen, rechtspopulistische Tendenzen und queerfeindliche Diskurse zunehmen, verstehen wir es als unsere Verantwortung, diesen Entwicklungen aktiv entgegenzutreten. „Starker Gegenwind“ bedeutet für uns nicht nur ein rauer gesellschaftlicher Ton, sondern erkennbare Begrenzungen wie auch konkrete Gefahren: Verbale und physische Übergriffe auf unsere Hochschulangehörige, Angriffe auf Symbole wie die Regenbogenflagge, zunehmende Einschüchterungen im digitalen Raum. Wir stärken unsere Haltung als Institution durch strukturelle Maßnahmen und verankern diese in der Hochschulkultur - in Lehre, Forschung, Personalentwicklung und Gremienstrukturen. Dazu gehört ein umfassendes Diversitätskonzept, das verbindliche und konkrete Maßnahmen vorsieht: etwa Fortbildungen zu diskriminierungssensibler Lehre, die Stärkung einer diversitätsbewussten Studienberatung, geschützte Räume und niedrigschwellige Anlaufstellen für Betroffene sowie klare Interventionswege bei Diskriminierungsvorfällen. Ebenso wichtig ist uns die Einbindung und Beteiligungsmöglichkeit der Hochschulgemeinschaft. Denn Veränderungen gelingen nur im Zusammenwirken unserer Kräfte, um eine diversitätssensible und inklusive Hochschule zu gestalten.
Dr. Stephanie Rose: Ich kann mich den von Frau Lohrentz genannten Werten anschließen: Unsere Hochschule bekennt sich klar zu Chancengerechtigkeit und Antidiskriminierung. So ist es beispielsweise Tradition, dass wir jedes Jahr zur Pride Week die Regenbogenflagge hissen. Mit großer Bestürzung haben wir in diesem Jahr von dem queerfeindlich motivierten Angriff auf die Pride-Flagge an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch erfahren. Leider sind solche Übergriffe keine Einzelfälle. Wir sehen es als unsere gemeinsame Verantwortung, dem entschieden entgegenzutreten. Gerade in Zeiten, in denen queerfeindliche Diskurse zunehmen, ist es von zentraler Bedeutung als Hochschule Haltung zu zeigen– durch Schutz, durch Sichtbarkeit, durch klare Worte und ambitionierte Konzepte, wie das jetzt beschlossene.