„Sind Sie politisch aktiv? Links?“

[Persönlich] Eine kuriose Frage, die Joachim Fuchs vor 40 Jahren bei seinem Einstellungsgespräch als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor für Elektrische Anlagen und Hochspannungstechnik gestellt wurde. Damals verneinte er die Frage wahrheitsgemäß. Im Rückblick, 40 Jahre später, würde die Antwort des langjährigen Personalratsvorsitzenden unserer Hochschule anders lauten.

„Bei meinem Einstellungsgespräch war kein Personalrat involviert, sonst wäre die Frage nach meiner politischen Einstellung wahrscheinlich nicht gestellt worden,“ erzählt Joachim Fuchs, der im März dieses Jahres seinen Abschied von der Hochschule gefeiert hat.

Seit 1972 ist Joachim Fuchs an der Hochschule als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig gewesen, zunächst im Labor für Elektrische Anlagen und Hochspannungstechnik, dann im Institut für Antriebs-, Regelungs- und Steuerungstechnik im Department Maschinenbau und Produktion. Davor hat er übrigens bereits hier studiert.

„Meine Identifikation mit der Gruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiter war sehr groß, so dass ich mich nach kurzer Zeit in der akademischen Selbstverwaltung der Hochschule engagiert habe und in den 70ern den einzigen Sitz dieser Gruppe im Hochschulsenat inne hatte,“ sagt der 65-Jährige über die Anfänge seiner Laufbahn.

Von da an hat Joachim Fuchs sich immer mit hohem Engagement und großer Sachlichkeit politisch an der Hochschule eingebracht, was Michael Stawicki, Präsident der HAW Hamburg, in seiner Rede zum Abschied mit einem Auszug aus einer Beurteilung zum Anlass einer Höhergruppierung dokumentiert. Dort heißt es: „Hier (Selbstverwaltungsgremien, Anm. Red.) setzt er sich sehr sachlich mit den Problemen auseinander, um dann, ohne sich an Gruppeninteressen zu orientieren, zu fundierten Lösungen zu gelangen… Sein Arbeitseinsatz und sein Engagement gehen weit über den üblichen Rahmen hinaus.“

„All dies trifft auf Joachim Fuchs heute genauso wie damals zu“, so Stawicki und er bedankte sich dafür im Namen der gesamten HAW Hamburg herzlich bei ihm: „Lieber Herr Fuchs, wir kennen uns erst seit 2004. Seit dieser Zeit haben wir immer vertrauensvoll, sehr gut und lösungsorientiert zusammengearbeitet. Wir waren nicht immer einer Meinung, hatten aber immer Verständnis füreinander. Herzlichen Dank noch einmal für Ihr beispielhaftes Engagement, auch für viele Generationen von Studierenden!“

Erst Senat, dann Personalrat
In den 70er und 80er Jahren war Joachim Fuchs nicht nur Mitglied im Hochschulsenat, sondern auch im Konzil und im Fachbereichsrat Elektrotechnik und Informatik tätig. Auf Anraten einer Arbeitskollegin trat er in die ÖTV ein (Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr). „Ich sagte damals, wenn ich nach BAT III hoch gestuft werde, trete ich in die Gewerkschaft ein, und so ist es dann auch passiert“, erzählt Fuchs.

Über die lange Zeit in der Personalvertretung gibt es viele Geschichten zu erzählen. Eine besondere Geschichte ist der Erfolg bei der Erarbeitung einer Richtlinie zur Höhergruppierung von Wissenschaftlichen Mitarbeitern: „Ende der achtziger Jahre ist es dem Personalrat und dem Chef des Planungsstabes gelungen, eine Richtlinie für die Gruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiter mit zu entwickeln, die den Aufstieg in eine höhere Gehaltsgruppe ermöglichte. Dies hat sich auf alle wissenschaftlichen Mitarbeiter im ingenieurwissenschaftlichen Bereich ausgewirkt. Später konnte es auch noch für die technischen Assistenten erwirkt werden. Diese Richtlinie war einzigartig in Hamburg und sogar bundesweit. In den gesamten Entstehungsprozess der Richtlinie war ich involviert.“

Im Jahr 2000 wurde Joachim Fuchs dann Vorsitzender des Personalrates. „Trotz meines Engagements habe ich immer sehr viel Wert darauf gelegt mich für die Aufgabe im Personalrat nicht 100-prozentig freistellen zu lassen. Weiterhin ein Bein in der Lehre zu haben, war mir immer sehr wichtig“, sagt er.

Nach elf Jahren hat Joachim Fuchs letztes Jahr den Vorsitz im Personalrat abgegeben. Da seine Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Zeit noch vakant ist, wird er noch für ein halbes Jahr mit halber Arbeitszeit für die Hochschule tätig sein, um die Kontinuität für die Studierenden zu wahren.

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