So war der Girls' und Boys' Day 2016

Programmieren, löten, Hörspiele produzieren, pflegen: Am bundesweiten Girls'- und Boys'-Day am 28. April bekamen Schülerinnen und Schüler Einblicke in Berufsfelder, an die sie oft nicht als erstes denken. Über 220 Mädchen und Jungs im Alter von 10 bis 16 Jahren entdeckten Labore, Werkstätten und Seminarräume der HAW Hamburg für sich.

Ganz konzentriert hält Fides zwei Drahtenden aneinander und lötet sie mit dem Lötkolben vorsichtig zusammen. Fertig ist der Buchstabe „F“ aus Draht. „Ich habe noch nie gelötet. Aber eigentlich ist es nicht so schwierig. Nur auf den Lötkolben muss man aufpassen, der ist nämlich 340 Grad heiß“, sagt die 10-Jährige. Bevor es nach dem Mittagessen daran geht, elektrische Schaltungen zu löten und so einen elektronischen Würfel herzustellen, stehen erst einmal Lötübungen auf dem Programm. Fides hat dabei gleich mehrere Draht-Buchstaben erstellt. „Das sind die Anfangsbuchstaben meiner Familie. Die bringe ich ihnen nachher mit“, erklärt sie stolz.

Wie an den anderen Standorten der Hochschule sind an diesem Tag auch am Campus Berliner Tor überall Schülerinnen und Schüler unterwegs. Bereits zum 16. Mal fand der bundesweite Girls' Day an der HAW Hamburg statt. Ziel ist unter anderem, Mädchen technische Berufsfelder näher zu bringen. Obwohl sie über breite Interessen und eine gute Schulbildung verfügen, entscheiden sie sich bei der Ausbildungs- und Studienwahl noch immer überproportional häufig für "typisch weibliche" Berufsfelder - und schöpfen damit ihre Möglichkeiten nicht voll aus. Seit 2005 gibt es an der Hochschule auch den Boys‘ Day mit Angeboten unter anderem aus den Bereichen Pflege und Soziale Arbeit.

Ganz leicht löten lernen
Betreut wird das Lötangebot unter anderem von Jörg Pflüger, der das erste Mal beim Girls' Day dabei ist. „Das bringt echt Spaß“, sagt der Mitarbeiter im Labor für Informationstechnik, „man muss wirklich umdenken und sich auf eine ganz andere Altersgruppe einstellen. Es ist toll, wie spielerisch die Mädchen mit dem Löten umgehen.“

Im 11. Stock des „Elektrohochhauses“ sitzen 14 Mädchen an Computern und programmieren mit der Programmiersprache „Python“ – egal, ob sie Vorkenntnisse haben oder nicht. „In der Schule haben wir auch schon mal programmiert“, erzählt Nimue, elf Jahre alt. "Aber da haben wir meist nur nachgemacht, was der Lehrer vorgemacht hat. Hier können wir selbst ausprobieren, das ist viel besser!“

Programmieren ist wie Rätsellösen

Nach einer kurzen Einführung durch die zwei Informatikstudentinnen Katja Kirstein und Nora Berg programmieren die Schülerinnen selbst ein kleines Spiel: Der Nutzer soll eine Zahl erraten, die der Computer sich „ausgedacht“ hat. „Es macht richtig Spaß. Programmieren ist eigentlich wie ein Rätsel zu lösen. Wenn etwas nicht funktioniert, muss ich rausfinden, wo der Fehler liegt, weil ich zum Beispiel eine Klammer falsch gesetzt habe“, erklärt Nimue. Technik ist nur einer der Bereiche, für den die Schülerin sich interessiert. „Ich könnte mir aber vorstellen, hier an der HAW Informatik zu studieren.“ 

Im 8. Stock geht es heute um Websitenoptimierung und Usability. Die 13-jährige Julia erzählt, was sie und die anderen Schülerinnen herausgefunden haben: „Wir haben uns eine Website angeschaut, die ganz unübersichtlich war. Also, ich hätte das, worum es geht, in die Mitte gesetzt und viel größer gemacht“ erklärt sie. Außerdem arbeiteten die Mädchen mit den kleinen Robotern Nila und Pete.

Informatik-Professor Olaf Zukunft und Labormitarbeiter Oliver Neumann wollen mit ihrem Angebot beim Girls‘ Day zeigen, wie viel Informatik mit dem Alltag zu tun hat. Bis zur Mittagspause haben die jungen Nachwuchs-Informatikerinnen es geschafft, die Roboter so zu programmieren, dass sie sich alleine bewegen. „Solche Roboter könnten zum Beispiel in der Pflege eingesetzt werden und selbstständig Hilfe holen – und eines Tages können sie vielleicht sogar eure Hausaufgaben machen“, scherzt Professor Zukunft.

Einblick in die Pflege für Jungs
Auch wenn vor allem Mädchen an den Girls'- und Boys'-Days teilnehmen – 147 Anmeldungen von Schülerinnen, 79 von Schülern gingen an der HAW ein – das Angebot für Jungs wächst immer weiter. Ganz aufgeregt und wild durcheinander erzählen Angelo, Hannes, Jaron und Hugo, was sie am Boys‘ Day über Pflege erfahren haben. „Wir haben mit großen Puppen gelernt, was wir machen können, wenn Leute sich verletzt haben, zum Beispiel geschnitten. Oder wie man Leuten helfen kann, die nicht essen können oder sogar nicht wollen.“ Ihr Berufswunsch bleibt aber erst einmal Fußballspieler – vorerst.

Lange Tradition an der HAW Hamburg

Die Planung und Organisation des Girls'- und Boys'-Day lag bei Susanne Nöbbe und Janine Klatt vom SchulCampus sowie der Gleichstellungsbeauftragten der HAW Hamburg, Christiane Prochnow-Zahir. Sie freuten sich über die positiven Rückmeldungen der Kinder, aber auch von den Eltern erreichten sie viele E-Mails. „Ann-Kathrin fand den Kurs App-Programmieren ganz toll. Sie sagte, dass die Teamleiterinnen sehr nett gewesen seien und sie viel Spaß hatte. Sie war ganz stolz auf ihr Ergebnis.“ Oder „Mein Sohn war im Labor für Arbeit und Gesundheit dabei. Er hat mir begeistert von einem gelungenen Tag berichtet.“ Oder „Vielen Dank für den tollen Tag. Julius war in Bergedorf und ganz begeistert. Es hat ihm sehr viel Spaß gemacht!!“

Die Organisatorinnen danken vor allem den Professorinnen und Professoren, Labormitarbeiterinnen und -mitarbeitern sowie den Studierenden, die die zahlreichen Angebote an diesem Tag mit viel Engagement und Spaß vorbereitet und durchgeführt haben.
 

Kontakt:
Schulcampus
Susanne Nöbbe
T +49.40.428 75-8326
schulcampus@haw-hamburg.de

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