EARTH

EARTH Gesundheit – Umwelt – Digitalisierung (Enhancing Awareness and Resilience Towards Health)

Projekt EARTH

Ein interdisziplinäres Lehrprojekt zwischen HAW und UHH zum Kompetenzerwerb von fachübergreifenden Themen der Gesundheitswissenschaften und Medical Humanities durch das integrierte Trainieren des Umgangs mit KI-generativen Werkzeugen

Der Gesundheitssektor steht vor enormen Herausforderungen, wie z.B. demografische Entwicklung, steigende Kosten oder begrenzte Personalressourcen. Ein Ansatz zur Bewältigung dieser Herausforderungen ist die Digitalisierung des Gesundheitswesens. Sie verspricht, Informationskontinuität zu schaffen, die Arbeitsbelastung zu reduzieren und gleichzeitig zur Verbesserung der Versorgung von Patient:innen und Bevölkerung beizutragen. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen beschränkt sich dabei keineswegs auf die Anschaffung moderner Informationstechnologien wie Gesundheits-Apps und die elektronische Gesundheitskarte. Vielmehr zeichnen sich die Veränderungen auf der grundlegenden Ebene eines soziotechnischen Systems als Veränderungen von individuellen und kollektiven Verantwortungsbereichen ab. In diesem neuen ‚Digital Public Health‘-System, werden einerseits neue Interaktionsformen von Nutzenden und Informationsinfrastrukturen ermöglicht; zugleich gehen mit Digital Public Health vielfältige ethische und soziale Herausforderungen einher, die identifiziert und bearbeitet werden müssen, um Stigmatisierung und Diskriminierung durch die digitale Transformation entgegenzuwirken. Konkret geht es um nicht mehr oder weniger als soziale Ungleichheiten, die sich durch den digitalen Transformationsprozess weiter verstärken können (Mau et al. 2023). Neben der finanziellen Ungleichheit geht es auch um soziale Güter, wie Rechte, Zugehörigkeit oder Anerkennung, die wiederum Auswirkungen auf Gesundheit und Lebensqualität haben. Wie kann eine gerechte Ressourcenverteilung gelingen? Dazu werfen wir einen tieferen Blick in die Arenen von Ungleichheitskonflikten im Setting Gesundheit, Digitalisierung und Umwelt.  
Digitalisierung hat zudem einen großen Einfluss auf die (öffentliche) Gesundheitskommunikation.

Die Digitalisierung des Gesundheitsbereichs ist eingebettet in die generelle Digitalisierung und Mediatisierung der Gesellschaft. Das hat Auswirkungen in beide Richtungen und Verstärkungseffekte: So können geringe Medien- und Digitalkompetenzen auf eine geringe Gesundheitskompetenz im digitalisierten Gesundheitswesen treffen und sich verschärfen. Weitere Aspekte der digitalen Transformation sind die hohe Geschwindigkeit des Wandels, der vermehrte Einsatz von komplexen algorithmischen Systemen (Machine Learning, Künstliche Intelligenz), Veränderungen im Wertesystem der Gesellschaft und der damit verbundene hohe Regulierungsdruck.

a)    Ziel I: Digitalisierung, Datafizierung und KI-Literacy: Kompetenzreflexion, Kompetenzmanagement und Kompetenztraining

Darüber hinaus spielt ein souveräner Umgang mit Künstlicher Intelligenz nicht nur für unsere Bildung, sondern auch für unsere Demokratie eine immer wichtigere Rolle (Thiel 2023).

b)    Ziel II: Reflexion der digitalen Transformation aus der Warte der Medical Humanities

Um einer zunehmenden Mediatisierung und Digitalisierung des Individuums im Rahmen des bisher beschriebenen komplexen digitalen Transformationsprozesses im Gesundheitswesen kritisch-reflektiv zu begegnen, sollen in das gemeinsam von HAW und UHH gestaltete Modul des Weiteren Inhalte der Medical Humanities einfließen. Dieses in Deutschland noch junge Feld untersucht thematische Schnittstellen zwischen Gesundheit, Gesellschaft und Umwelt, indem Perspektiven der Geistes- wie der Sozial-, Kultur- und Humanwissenschaften mit Medizin und Gesundheitswissenschaften verbunden werden (vgl. Mol 2003; Viney et al. 2016, Whitehead/Woods 2016, Pols et al. 2019, 2020, Wöhlke et al. 2018, Witt et al. 2024). Über diesen Zugang fließen Fragen nach der Unterschiedlichkeit und Reichweite von Gesundheitsbegriffen sowie nach Körper, Leib und deren Umweltverhältnissen in das Modul ein; diese Fragen zwischen Pflege, Gesundheitspolitik, Technik und Körperbildern sind genuin genderpolitisch, sozialkritisch und bioethisch anschlussfähig.

Inhaltliche Ausgestaltung unserer Lehrveranstaltung
Im Rahmen der gemeinsamen Lehrveranstaltung sollen die Studierenden einen Einblick in den digitalen Transformationsprozess des Gesundheitswesens anhand von ausgewählten Beispielen aus den Bereichen Gesundheitswissenschaften, Medical Humanities, Genderstudies, Umweltphilosophie und Ethik erhalten. Studierende erarbeiten sich gemeinsam mit Mitstudierenden im digitalen Lehrraum und mit Unterstützung des Dozierenden-Teams einen Überblick über aktuelle Entwicklungen rund um die Digitalisierung im Gesundheitswesen sowie relevante Digitalisierungsstrategien und deren Implikationen. Gleichzeitig werden sie, und das ist besonders wichtig, in die Lage versetzt, diese Entwicklungen in den aktuellen gesamtgesellschaftlichen Kontext der Digitalisierung und in ihre konkrete wissenschaftliche und/oder berufliche Praxis einzuordnen.

Didaktisch nutzen wir den Ansatz des kollaborativen Lernens, um die Interaktion zwischen den beiden Lerngruppen zu fördert und so eine intensive, reflexive Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand herbeizuführen. Die Lehrveranstaltung wird als hybride, aber überwiegend Online durchgeführte Veranstaltung angeboten. Digitale Lehr-Lern-Umgebungen erleichtern es, auch in den Phasen des Selbststudiums kollaborativ zu lernen. Damit wird das didaktische Ziel verfolgt, Studierende für eine wissenschaftliche Debatte bzw. Diskussion zu stärken; und für Risiken und Chancen der Kommunikation im Online-Bereich (Stichwort: Social Media) zu sensibilisieren. Dieses Ziel wird unterstützt durch den Einsatz von KI-generativen Werkzeugen im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens. Seit Kurzem stehen für Studierende KI-basierten Schreib- und Lernunterstützungstools zur Verfügung, indem zukünftige Fach- und Methodenkompetenzen auch einen reflektierten Umgang sowohl mit Daten als auch mit edukativen Tools berücksichtigt werden, um die Studierenden damit mit der zukunftsfähigen Handlungskompetenz der KI-Literacy auszustatten. Die große Herausforderung ist: Studierende können hier nicht auf ihre bisherigen Kompetenzüberzeugungen und motivationale Orientierung, d.h. ihre durch Schulbildung sozialisierten Lehrgewohnheiten zurückgreifen.

Die Kooperation besteht dem Major „Körper, Gesundheit, Gesellschaft“ im Ba-Studiengang Liberal Arts & Sciences der UHH, die gemeinsam mit dem BA-Modulwahlfach „Digitalisierung und Gesundheit“ des Departments Gesundheitswissenschaften durchgeführt.

Beteiligte Kolleg:innen:

  • Prof. Dr. Sophie Witt, UHH
  • Dr. Lorina Buhr, UHH
  • Dr. Manuel Schaper, HAW

 

Projektlaufzeit
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ProjektBudget
10.000
Kooperationspartner
Universität Hamburg
Mittelgeber
Claussen-Simon-Stiftung
Einrichtungen
CCG - Gesundheit Fakultät Life Sciences
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