Das Kooperative Graduiertenkolleg (Laufzeit 2018-2020; finanziert unter anderem durch die Hans-Böckler-Stiftung) ermöglicht einer Gruppe von Forscher*innen im Rahmen ihrer Promotionsvorhaben eine intensive Auseinandersetzung mit vier „vernachlässigten“ Themen der Flüchtlingsforschung: Behinderung, Analphabetismus, sexuelle Gewalt und Delinquenz sowie deren Schnittstellen.
Migration und Flucht im Besonderen stellen gesellschaftlich und wissenschaftlich höchst relevante Themen dar. In der Forschung dominieren dazu Untersuchungen im Kontext von asylrelevanter Kindheits- und Jugendforschung bzw. Berufsbildungsforschung. Dies lässt die These zu, dass bislang überwiegend ‚integrationsfähige Flüchtlinge‘ im Blick der Wissenschaft stehen. Ausgehend davon setzen sich sieben Stipendiat*innen sowie weitere Wissenschaftler*innen in der Qualifikationsphase mit Geflüchteten und Geduldeten auseinander, die den impliziten gesellschaftlichen Erwartungen aufgrund körperlicher, seelischer bzw. kognitiver Beeinträchtigungen oder extrem schwieriger Lebenslagen nicht ohne weiteres entsprechen und deren Chancen auf eine umfassende gesellschaftliche Teilhabe in der Folge recht gering sind. Zur Annäherung an die vier Themen, die mit einer hohen Wahrscheinlichkeit mit gesellschaftlichen Exklusionsmechanismen einhergehen, werden systematisch und interdisziplinär die theoretischen Perspektiven, die methodologischen Zugänge und das methodische Instrumentarium der Erziehungs-, Bildungs- und Sozialarbeitswissenschaft zusammengeführt.
In dem dreijährigen Forschungsprogramm treten die Promovend*innen dabei im Rahmen verschiedener Workshopformate in regelmäßigen Austausch und haben durch die Teilnahme an einem umfangreichen Lehr- und Studienprogramm die Möglichkeit, ihre wissenschaftlichen und fachlichen Kompetenzen weiterzuentwickeln. Der Zusammenschluss mehrerer Professor*innen verschiedener Hochschulen unterstützt die akademische Vernetzung, das Kennenlernen lokaler fluchtbezogener Initiativen und den Austausch mit der Praxis an den jeweiligen Hochschulstandorten.