11:25 - 12:10 Uhr  |  Parallelsession I  |  Lebenwelten 2

COVID-19 als ‚Verstärker‘

1. Vortrag: "Soziale Ungleichheiten im Infektions- und Sterberisiko während der COVID-19-Pandemie"

Dr. Jens Hoebel (Fachgebiet Soziale Determinanten der Gesundheit, Robert Koch-Institut)

Internationale Studien deuten auf ein erhöhtes Risiko für SARS-CoV-2-Infektionen und schwere COVID-19-Verläufe in sozioökonomisch deprivierten Bevölkerungsgruppen hin. Der Vortrag gibt einen Überblick über bundesweite Ergebnisse der COVID-19-Meldedaten aus Deutschland. Es wird gezeigt, wie sich die Häufigkeiten von SARS-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Todesfällen in Deutschland über Verlauf der Pandemie zwischen sozioökonomisch deprivierten und vergleichsweise bessergestellten Regionen unterscheiden. Insgesamt zeigen die Ergebnisse ein dynamisches Geschehen. So verlagerte sich die SARS-CoV-2-Inzidenz und COVID-19-Mortalität im Zeitverlauf von sozioökonomisch bessergestellten in sozioökonomisch deprivierte Regionen, die schließlich am stärksten betroffen waren und es weiterhin sind. Deprivierte Bevölkerungsgruppen sollten im Infektions- und Gesundheitsschutz verstärkt berücksichtigt werden, um die gesundheitliche Chancengleichheit in der Pandemie und darüber hinaus zu fördern.

Infor­mationen zum Vortragenden

Dr. Jens Hoebel arbeitet seit über 10 Jahren am Robert Koch-Institut in der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring und ist dort stellvertretender Leiter des Fachgebiets "Soziale Determinanten der Gesundheit". Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf den Auswirkungen des sozioökonomischen Status auf die Krankheits- und Sterberisiken der Menschen sowie dem zeitlichen Wandel der gesundheitlichen Ungleichheit in Deutschland.

2. Vortrag: "Studierendengesundheit unter Corona-Bedingungen fördern – das CamPuls-Projekt an der HAW Hamburg"

Prof. Dr. Wolf Polenz (Department Gesundheitswissenschaften, HAW Hamurg)

CamPuls ist ein Projekt zur Förderung der Studierendengesundheit. In der Begleitforschung wurde deutlich, dass im Verlauf der Pandemie vor allem die psychischen Belastungen von Studierenden zunahmen, Tendenz steigend. Dies kann u.a. zu Studienabbrüchen führen, womit das ursprünglich anvisierte Bildungsziel nicht erreicht wird. Um dem zu begegnen startete CamPuls im März 2020 ausschließlich mit Online-Angeboten. Die bereits 2019 in Präsenz durchgeführte Kompetenzwerkstatt zur Förderung der Gesundheitskompetenz von Studierenden wurde weitergeführt sowie ein Moodle-gestützes Angebot mit zahlreichen Gesundheitsinformationen eingerichtet. Letzteres nutzen ca. 800 Studierende. Zusätzlich wurden ein Online-Gesundheitsfestival im Sommersemester 2020 angeboten sowie ein Instagram-Kanal etabliert. Im Sommersemester 2021 bietet das Projekt zwei Angebote zur Resilienzstärkung an und erprobt das Angebot „Psychisch fit studieren“. Die vielfältigen Problemlagen  der Studierenden erfordern ein ebenso vielfältiges Studierendengesundheitsmanagement (SGM).   

Infor­mationen zum Vortragenden

Nach Studium von Psychologie, Sport und Anglistik, war Wolf Polenz fünf Jahre als klinischer Psychologe in einer Reha-Klinik tätig und forschte zu betrieblicher Gesundheitsförderung mit Promotion an der Uni Trier. 1995 folgte eine Tätigkeit bei einer Krankenkasse als Berater in den Bereichen betriebliches Gesundheitsmanagement, psychiatrisches Fallmanagement und interne betriebliche Gesundheitsförderung innerhalb der Personalentwicklung. Seit 2012 ist er Professor für Gesundheitsförderung an der HAW Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Gesundheitsförderung und Prävention, Mental Public Health, Förderung der Studierendengesundheit.