15:50 - 16:35 Uhr  |  Parallelsesion III  |  Klimawandel

Klima in Stadt und Land

1. Vortrag: "Keep Cool - Auf dem Weg zur hitzeresilienten und sozialgerechten Stadt- und Quartiersentwicklung"

Prof. Dr.-Ing. Heidi Sinning (Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation, FH Erfurt)

Von den Extremereignissen des Klimawandels stellt Hitze für den Menschen die größte Gefahr dar. Insbesondere in Städten hat die steigende Hitzebelastung eine Reihe schwerwiegender Auswirkungen für die Bewohner*innen. Behaglichkeit, Leistungsfähigkeit und Gesundheit leiden unter hohen Temperaturen. Die sommerliche Hitze hat sowohl auf den Menschen als auch auf die städtische Flora und Fauna negative Auswirkungen. Dafür ist vor allem der städtische Wärmeinseleffekt verantwortlich: Durch die städtebauliche Dichte, einen hohen Versiegelungsgrad und weniger Grünflächen im Vergleich zum Umland kann die Temperatur in Städten bis zu 10 Kelvin höher sein als im Umland. Mit den sommerlichen Temperaturen steigt für Kommunen der Handlungsdruck, sich mit dem Thema Klimaanpassung an Hitze auseinanderzusetzen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Dies gilt auch für den Bereich der Gesundheitsprävention. Allerdings zeigt sich, dass die Umsetzungsaktivitäten noch wenig ausgeprägt sind und viele Hemmnisse einer Transformation der Städte entgegenstehen.

Im Rahmen des BMBF-Verbundforschungsprojekts HeatResilientCity, das dem Vortrag zugrunde liegt, wurden wirksame, sozial gerechte und nutzerakzeptierte Anpassungsmaßnahmen in zwei Modellquartieren in Dresden und Erfurt entwickelt, erprobt und erste Maßnahmen umgesetzt. Zudem wurden wesentliche Akteure und Treiber sowie Hindernisse von Anpassungsmaßnahmen an Hitze identifiziert. Gesundheitsakteure haben dabei bislang eine ambivalente Rolle. Auf der einen Seite sind sie für die gesundheitlichen Aspekte zentral, auf der anderen Seite sind sie zu Themen der resilienten Stadt bislang kaum integriert. Deshalb werden in dem Folgeprojekt HeatResilientCity II die bislang vernachlässigten Belange von Gesundheitsakteuren zur Klimaanpassung an Hitze praxis- und umsetzungsorientiert untersucht sowie wissenschaftlich begleitet. Der Vortrag befasst sich vor diesem Hintergrund mit ausgewählten Ergebnissen des Forschungsvorhabens HeatResilientCity.

Infor­mationen zur Vortragenden

Prof. Dr.-Ing. Heidi Sinning leitet das ISP - Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der FH Erfurt. Ihre Forschungsschwerpunkte sind „Nachhaltige Stadtplanung und Stadt(teil)entwicklung“, „Wohnen“, „Klimaschutz und Klimaanpassung“ sowie „Kommunikative Planung und Governance“. Im BMBF-Verbundforschungsprojekt HeatResilientCity II verantwortet sie aktuell die Themen Governance-Innovationen, Sharing-Ansätze in der Wohnungswirtschaft und Gesundheitsstrategien in hitzebelasteten Quartieren. Zudem leitet sie aktuell das BMBF-Forschungsprojekt „Gesundheitsfolgenabschätzung in der Stadtentwicklung“ (GFA_Stadt; gemeinsam mit Prof. Dr. Joachim Westenhöfer, HAW Hamburg). In der Fakultät Architektur und Stadtplanung ist sie Prodekanin für Forschung und Transfer sowie Gründungs-Studiendekanin des Studiengangs Stadt- und Raumplanung. In vielen Fachgremien engagiert sie sich und kann auf zahlreiche Veröffentlichungen verweisen.

2. Vortrag: "Klimawandel und soziale Ungleichheit aus der Perspektive von Entwicklungsländern"

Dr. Kati Krähnert (FutureLab Ungleichheit, menschliches Wohlbefinden und Entwicklung, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung)

Entwicklungsländer stoßen im Vergleich zu OECD-Staaten weniger klimaschädliche Emissionen aus. Aufgrund ihrer geographischen Lage sind aber gerade Entwicklungsländer von extremen Wetterereignissen betroffen, die in Zukunft noch viel stärker auftreten werden. Oft fehlen staatliche Ressourcen, um in Anpassungsmaßnahmen zu investieren und damit die Bevölkerung zu schützen. Grundsätzlich sind die Folgen des Klimawandels nicht nur global, sondern auch innerhalb von Nationalstaaten ungleich verteilt. Eigene Forschung zeigt bspw. für die Mongolei, dass ländliche Haushalte, die einem Extremereignis ausgesetzt waren, noch bis zu 5 Jahre nach dem Ereignis eine deutlich niedrigere Lebenszufriedenheit aufwiesen als vergleichbare Haushalte, die keine Verluste hatten. Datenbasis für die Ergebnisse ist eine repräsentative Haushaltsbefragung, die das PIK (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) im vom BMBF geförderten Projet ADAPT in der Mongolei durchführt.

Infor­mationen zur Vortragenden

Dr. Kati Krähnert ist Entwicklungsökonomin und leitet das FutureLab Ungleichheit, menschliches Wohlbefinden und Entwicklung am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. In ihrer Forschung untersucht sie die ökonomischen Folgen des Klimawandels für Haushalte im Globalen Süden. Dazu analysiert sie repräsentative Haushaltsbefragungen, die sie größtenteils mit ihrer Forschungsgruppe erhebt. Kati hat einen Doktortitel in Agrarökonomie und einen MA in Sozialanthropologie und Ökonomie.