| Campus
Denkmalschutz an der HAW Hamburg

Architektonischer Schatz wieder sichtbar

Die HAW Hamburg hat an ihren verschiedenen Standorten außergewöhnliche Bauten: Ein Beispiel der rohen Kunst der Architektur, der sogenannten „Brutalismus-Architektur“, ist das denkmalgeschützte Gebäude am Campus Bergedorf, die historischen Altbauten am Campus Finkenau wurden von Fritz Schumacher (1869-1947) entworfen und auch am Campus Berliner Tor steht ein Gebäude des bekannten Architekten der 1920er, der ein Vertreter des Neuen Bauens war. Wer derzeit am Berliner Tor 21 vorbeiläuft, der oder dem fällt zunächst vor allem das Baugerüst auf. Auch im Gebäudeinneren wirken der Windfang und das eingehauste Foyer eher wie eine Baustelle und nicht wie ein architektonisches Meisterwerk.

Marko Götz im Berliner Tor 21, Klopfprobe

Ein zweiter Blick lohnt sich jedoch: „Fritz Schumacher hat in Hamburg mehrere Gebäude konzipiert, doch was diesen Bau einzigartig in Hamburg, wenn nicht sogar in ganz Norddeutschland macht, sind die verschieden farbigen Steinputzflächen. Der Steinputz hat ein steinähnliches Gepräge, erhält aber durch Zuschlagmaterial, wie Porzellan oder Basalt, eine ästhetische Aufwertung. Die genaue Zusammensetzung haben wir anhand von Proben im Labor ermittelt. Der Steinputz, in dem Gebäude als sogenannter Grana-Putz verwendet, ist also ein Mix aus Material und Farbe zugleich, so dass nichts gestrichen werden musste“, erklärt Marko Götz, Diplom-Restaurator und seit 2015 mit der Wiederherstellung und Sanierung am Berliner Tor 21 beauftragt.

Diese Einzigartigkeit war jedoch viele Jahre hinter Farbe versteckt, bis 2003 erste Untersuchungen angestellt wurden. Erst nach dem Abbeizen der Farbe zeigte sich der wahre Schatz des Berliner Tor 21 - allerdings auch seine Alterserscheinungen. Im Beton waren erhebliche Risse und einzelne Elemente drohten sich zu lösen. „Wir arbeiten seit 2016 in verschiedenen Bauphasen an dem Gebäude, um es denkmalschutzgerecht zu restaurieren, aber auch um Sicherheitssanierungen vorzunehmen“, so Kirstin Drowälder, Architektin und an der HAW Hamburg im Team Baumanagement für die Projektsteuerung Hochbau zuständig. „Das zweite Obergeschoss, mit dem wir gestartet sind, ist fast fertig. Auch das Foyer, das seit 2017 saniert und restauriert wird, ist mit den zur Verfügung stehenden Mitteln, fast fertig. Aktuell arbeiten wir am Windfang, für den wir aus dem Hamburger Wirtschaftsstabilisierungsprogramm, kurz HWSP, Unterstützung erhalten. Da eine Förder-Voraussetzung die Beendigung der Baumaßnahmen bis Ende 2022 umfasst, arbeiten wir derzeit mit Hochdruck an der Fertigstellung."

Wir arbeiten seit 2016 in verschiedenen Bauphasen an dem Gebäude, um es denkmalschutzgerecht zu restaurieren, aber auch um Sicherheitssanierungen vorzunehmen.

Kirstin Drowälder, Architektin und an der HAW Hamburg im Team Baumanagement für die Projektsteuerung Hochbau zuständig

Wie aufwendig die einzelnen Restaurierungs- und Sanierungsschritte sind, erklärt Marko Götz, während er mit einem Metallstift gegen die Betondecke klopft: „Wir können am Geräusch erkennen, ob sich in der Betonschicht ein Hohlraum gebildet hat. Dort muss der Beton abgetragen werden und entsprechend neu rekonstruiert werden, damit es nicht zu Abbrüchen kommt.“ Ähnlich sieht es mit den Deckenkassetten aus: In dem in mehreren Schichten aufgetragene Steinputz haben sich großflächig Mikroabrisse und Hohllagen gebildet, die ebenfalls dazu führen können, dass sich Putz von der Decke lösen könnte. Hier musste mit Injektionen eine Mörtelmasse unter den Steinputz gefüllt werden. „Bei den Arbeiten ist besonderes Fingerspitzengefühl gefragt, da zu wenig Masse keine Wirkung hat und zu viel zum Absplittern des Putzes führen kann“, erklärt Götz.

Im besten Fall hinterlassen die Arbeiten, die er mit seinem Team durchführt, das aus Handwerker*innen und Restaurator*innen besteht, keine Spuren. „Wir wissen natürlich, was wir gemacht haben und freuen uns, wenn die Arbeiten nicht zu sehen sind. Aber Studierende und Beschäftigte, die durch das Foyer laufen, sehen zwar wieder die schöne Deckenverzierung, jedoch keinen besonders großen Unterschied zu vorher.“

Dafür sind die Bauarbeiten im Berliner Tor 21 deutlich zu hören: „Wir haben Mitte November einen Lärmtest gemacht, um zu prüfen, wie laut die Arbeiten sind und um die Lärmbelästigung so gering wie möglich zu gestalten“, so Kirstin Drowälder. „Wir können auch verstehen, dass der Wunsch besteht, die Arbeiten möglichst auf die Semesterferien zu verlegen oder die Phase der Online-Lehre zu nutzen. Wir sind jedoch an Förderphasen und damit an bestimmte Zeitfenster gebunden. So lassen sich Bauabschnitte und Semesterzeiten nicht immer in Einklang bringen.“

Der aktuelle und vierte Bauabschnitt betrifft die Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten im Windfang. Diese sollen voraussichtlich Ende 2022 abgeschlossen sein.

Wer bei der nächsten Mittagspause etwas Zeit hat, sollte unbedingt einmal ins Berliner Tor 21 schauen. Wenn einem dann noch Marko Götz über den Weg läuft, kann er sicher noch das eine oder andere Wissenswerte zu diesem besonderen architektonischen Schatz der HAW Hamburg berichten.

Text: Anke Blacha

x