Die Bildungsfachkräfte schaffen durch spezielle Angebote wie Vorträge, Workshops und Vorlesungen ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse, Fähigkeiten und Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderungen. Auf diese Weise sollen inklusive Umgebungen in allen Fakultäten entstehen. Das bedeutet nicht nur ein „Empowerment“ für die Bildungskräfte selbst, indem sie ihr Recht auf Bildung und Entfaltung ihres Potenzials wahrnehmen können und ihre Lebenswelten verbessern. Das Projekt kommt zugleich auch der Qualifizierung der Studierenden zugute: Durch den Kontakt mit Menschen mit Behinderungen werden sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gestärkt – und können in späteren beruflichen Kontexten inklusiver denken und handeln.
Ermöglicht wird das Projekt durch das Zusammenwirken mehrerer Partner: Impulsgeberin ist die Hamburger Senatskoordinatorin für Menschen mit Behinderungen. Die Hamburger Arbeitsassistenz (HAA) führt die Qualifizierung als Bildungsträger durch. Das Institut für Inklusive Bildung an der Universität Kiel (IIB) hat das Konzept der Bildungsfachkräfte entwickelt und erfolgreich implementiert, als bundesweiter Vorreiter steht es mit seiner Expertise beratend zur Seite. An der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg sammeln die angehenden Bildungsfachkräfte ihre Praxiserfahrungen. Die Hochschule begleitet die Qualifizierung wissenschaftlich und koordiniert die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteur*innen.
Verantwortlich für das Projektkonzept, die Durchführung und die Begleitforschung an der HAW Hamburg sind Prof. Dr. Marlene-Anne Dettmann sowie Prof. Dr. Dieter Röh aus dem Department Soziale Arbeit. Das bereits bestehende Konzept der Bildungsfachkräfte haben sie explizit um die Perspektive der Studierenden erweitert. Diese sind als Multiplikator*innen in allen Projektphasen einbezogen – von der Entwicklung der Qualifizierung über die Qualifizierung selbst bis hin zur Begleitforschung.
Katharina Fegebank, Wissenschafts- und Gleichstellungssenatorin:
„Als Wissenschafts- und Gleichstellungssenatorin freue ich mich doppelt über den Beginn des Pilotprojekts „Bildungsfachkräfte“ an der HAW Hamburg: Das Qualifizierungsprogramm ist ein wichtiges Zeichen der Inklusion und ein echter Gewinn für unseren Wissenschaftsstandort. Ich wünsche den acht Teilnehmenden einen tollen Start!“
Prof. Dr. Ute Lohrentz, Präsidentin der HAW Hamburg:
„In dem Projekt „Hochschulbildung inklusiv“ pilotieren wir die Zusammenarbeit von Studierenden, Lehrenden und sogenannten Bildungsfachkräften, um die Diversity- und Inklusionskompetenz unserer Studierenden und auch Lehrenden zu erweitern. Zugleich bekommen Menschen eine Chance auf Beschäftigung an der Hochschule und Einfluss auf Lehre und Forschung, die bislang systematisch davon ausgeschlossen gewesen sind. Ich bin sicher: Dieses Projekt wird einen sehr positiven und prägenden Einfluss auf unsere Hochschulkultur haben und unsere Studierenden zu kompetenten Fach- und Führungskräften für eine Arbeitswelt entwickeln, die Menschen mit Behinderungen integriert.“
Ulrike Kloiber, Hamburger Senatskoordinatorin für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen:
„Das Vorhaben ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer inklusiven Hochschule in Hamburg. Lehre und Forschung müssen in Hinblick auf die Zusammensetzung der Akteure, der Planung und Innovation noch deutlich inklusiver werden. Hamburg steht, wie anderswo auch, vor immensen gesellschaftlichen Herausforderungen. Wir brauchen Fachkräfte und Führungskräfte, die durch ihr Studium befähigt werden, inklusive Antworten auf gesellschaftliche Fragen zum Beispiel in der Stadtplanung, der Mobilität und Digitalisierung zu entwickeln.“
Prof. Dr. Dieter Röh, Professor für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Rehabilitation und Teilhabe, Beauftragter für die Belange behinderter und chronisch kranker Studierender an der HAW Hamburg:
„Dass nicht nur Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen und chronischen-somatischen oder psychischen Erkrankungen an der HAW Hamburg studieren und arbeiten, sondern nun auch Dozent*innen mit einer geistigen Beeinträchtigung (Lernbeeinträchtigung) an der Hochschule qualifiziert werden und dann später hier auch beschäftigt sein sollen, ist ein echter Test für die Inklusionsbereitschaft und -fähigkeit einer Institution, die auf höhere Bildung abzielt. Ich freue mich darauf, diesen Prozess begleiten zu dürfen.“
Prof. Dr. Marlene-Anne Dettmann, Department Soziale Arbeit der HAW Hamburg:
„Mit den Bildungsfachkräften wollen wir an der Hochschule Leitprinzipien umsetzen, die wir bereits lehren: Inklusion und Partizipation. Die Resonanz von knapp 40 Bewerbungen für die Qualifizierung werten wir als ersten Erfolg. Wir freuen uns darauf, die Qualifizierung wissenschaftlich zu begleiten. Dabei richten wir den Blick auf die Wirkungen für die acht angehenden Bildungsfachkräfte, die Studierenden, die Lehrenden sowie die Strukturen unserer Hochschule.“
Achim Ciolek, Geschäftsführer der Hamburger Arbeitsassistenz (HAA):
„Als Fachdienst für die berufliche Integration von Menschen mit Behinderung freuen wir uns sehr über die vielversprechende Qualifizierung von acht Menschen mit Lernschwierigkeiten mit dem Ziel, die zukünftigen Bildungsfachkräfte in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse zu überführen. Spannend, weil für diese Qualifikation und das Berufsfeld die behinderungsbedingten Erfahrungen eine Voraussetzung sind und nicht – wie viel zu oft – ein Hinderungsgrund. Spannend ist aber auch die Perspektive, Hochschule inklusiver zu gestalten und Studierende besser zu befähigen, in ihrem nachfolgenden Beruf inklusiver denken und gestalten zu können.“
Gesa Kobs, Geschäftsführerin des Instituts für Inklusive Bildung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel:
„Wir freuen uns sehr, dass die in Kiel entwickelte Qualifizierung zur Bildungsfachkraft nun auch in Hamburg durchgeführt wird. Hamburg ist damit der siebte Standort, an dem zukünftig Bildungsfachkräfte Inklusion an Hochschulen lehren und leben und damit gesellschaftlichen Wandel anstoßen. Die Projektpartner Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg und Hamburger Arbeitsassistenz (HAA) bringen durch die Verbindung der Expertise im Bereich Hochschule und im Bereich Übergang auf den Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderungen ideale Ausgangsvoraussetzungen mit. Wir freuen uns, das Projekt mit unserem Erfahrungstransfer begleiten zu dürfen."
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN
HAW Hamburg: Forschungsprojekt „(Hochschul-)Bildung inklusiv"
Hamburger Arbeitsassistenz (HAA): Inklusive Bildung Hamburg
Institut für Inklusive Bildung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (IIB): Die Qualifizierung zur Bildungsfachkraft