Absolvent*innen der HAW Hamburg

„Da ist so viel von mir selbst drin.“

Re:membrance ist eine Installation aus 13 textilen Bildern. Sie hängen leicht versetzt, nicht nebeneinander, eher miteinander im Raum. Sie visualisieren einzelne Erinnerungen aus der Kindheit und Jugend von Phoolan Matzak, Absolventin der Illustration an der HAW Hamburg. Es sind unbeschwerte und auch schmerzhafte Erinnerungen. Re:membrance ist ein persönlicher Weg, sich der eigenen Vergangenheit zu nähern. Einen Teil ihrer Arbeit stellt sie auf dem Rundgang Armgartstraße 2024 (15.- 17.02) aus.

Woher stammt die Idee für deine Abschlussarbeit?
Mein gesamtes Studium über habe ich so viel wie möglich ausprobiert. Dabei bin ich immer dem nachgegangen, was mich gerade interessiert hat. Ich wollte raus aus meiner Comfort-Zone und für meinen Abschluss neue Formen des kreativen Arbeitens nutzen. Und so habe ich für meine Bachelorarbeit zum ersten Mal autobiographisch und zum ersten Mal mit Textil gearbeitet.

In welcher Form hast du autobiographisch gearbeitet?
Ich habe mich intensiv mit meinen eigenen Erinnerungen auseinandergesetzt. Ich beobachtete, welche sich oft in meinem Kopf wiederholen und mit welchen Gefühlen sie verbunden sind. Ich habe mir die Frage gestellt, wie sehr Erinnerungen Einfluss auf die Identität haben. Als ich 14 Jahre alt war, starb mein Vater. Seitdem hat das Thema Erinnerung eine besondere Bedeutung für mich. Manchmal tauchen Erinnerungen plötzlich auf, wie aus dem Nichts. Andere sind an Objekte wie einen Stuhl gebunden, oder wieder andere treten im Zusammenhang mit Fotos auf. Ich wollte mir das näher angucken. Vielleicht ist es auch eine späte Form der Trauerarbeit, die ich jetzt nachhole.

Womit bist zu sehr zufrieden?
Zufrieden bin ich vor allem mit dem Gesamtprozess. Alles war neu für mich. Und es ist so viel von mir in dieser Arbeit. Sicherlich würde ich im Nachhinein einiges anders machen in der Gestaltung. Aber vor allem freue ich mich, dass ich den Mut hatte, diesen Weg zu gehen. Es ist für mich das bedeutendste Projekt, das ich bisher gemacht habe.

Wer oder was hat dich inspiriert?
Inspiriert haben mich nicht zuletzt die Gespräche mit meiner Professorin Gabriele Basch. Sie hat mir viele gute Anregungen gegeben und mich auf Künstler*innen wie Noa Eshkol aufmerksam gemacht.
Was mich sonst in meinem Arbeiten antreibt und führt, sind meine Hände. Ich mag es, wenn der Körper involviert ist, wenn es Muskelkraft braucht, um Projekte umzusetzen. Deshalb ist mir das digitale Arbeiten eher fremd. Ich plane wenig in meinem Schaffensprozess. Ich probiere aus und gehe dem nach, was mich interessiert. Ich arbeite intuitiv und versuche immer in Bewegung zu bleiben.

Was wäre beinahe schief gegangen?
Es gab zum Glück keine große Katastrophe. Aber als ich den Umschlag meiner Thesis in der Buchbinderei mit dem bereits bestickten Stoff bespannen lassen wollte, stellten wir fest, dass das Stück nicht passte. Und ich hatte so viel Geld dafür ausgegeben. Aber der Buchbinder fand eine Lösung, mit der ich happy war. Und eine zweite kleine Katastrophe gab es bei der Präsentation, weil ich vergessen hatte, die Leiter für den Aufbau zu reservieren. Auch da hatte ich Glück und die Handwerker, die sie gerade für Reparaturen in der Armgartstraße nutzten, überließen sie mir, solange ich sie brauchte.

Wie geht es weiter bei dir?
Aktuell arbeite ich als Honorarkraft an einer Grundschule in Wilhelmsburg. Ich leite dort kreative Nachmittagskurse. Die Arbeit macht mir Spaß, aber oft bleibt leider zu wenig Zeit für die eigene Kunst. Perspektivisch kann ich mir vorstellen, noch einen Master im Bereich Textildesign oder Kunstpädagogik zu machen.

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