Herr Prof. Wulf, die neue Internationalisierungsstrategie der Hochschule liegt jetzt vor. Was sind die wesentlichen Neuerungen bzw. Weiterentwicklungen gegenüber der früheren Version?
Mit der bisherigen Strategie konnte die HAW Hamburg ihre Internationalisierung bereits deutlich vorantreiben. Daher bauen wir mit der neuen Internationalisierungsstrategie darauf auf, nehmen aber auch einige wichtige Änderungen vor. Um einige Punkte zu nennen: Wir wollen uns stärker auf internationale Kooperationen in unseren strategischen Schwerpunktregionen konzentrieren, den internationalen und interkulturellen Austausch durch digitale Angebote ergänzen und die Integration und den Studienerfolg internationaler Studierender in den Vordergrund stellen. Außerdem planen wir, mehr Studienangebote für internationale Studierende zu schaffen. Zugleich sind Internationalisierungsbestrebungen heute vielfältigen Risiken und geopolitischen Dynamiken ausgesetzt und müssen auf die Leistungsfähigkeit der Hochschule abgestimmt sein. Die neue Strategie beschreibt daher auch sehr bewusst, wie wir diesen Herausforderungen begegnen wollen.
Welche Hauptziele verfolgt die Hochschule in der Internationalisierungsstrategie?
Die Hauptziele umfassen die Förderung einer weltoffenen Einstellung, globaler Verantwortung und interkultureller Kompetenzen. Wir möchten internationale Studierende, Lehrende und Forschende durch attraktive Angebote gewinnen und die internationale Mobilität durch Austauschprogramme und Netzwerke erleichtern. Zudem streben wir an, die weltweite Anerkennung der HAW Hamburg durch internationale Aktivitäten zu stärken und strategische Partnerschaften zu pflegen. Die Entwicklung globaler Perspektiven und interkultureller Erfahrungen wird durch entsprechende Studiengänge und Forschungsaktivitäten unterstützt. Ebenso sollen die Hochschulangehörigen für globale Entwicklungen sensibilisiert und in der Wahrnehmung ihrer wissenschaftlich begründeten global citizenship gefördert werden.
Mit welchen ausgewählten Maßnahmen sollen diese Ziele erreicht werden?
Die Strategie gliedert sich in drei Handlungsfelder. Für das Handlungsfeld „Internationalisierung von Studium und Lehre“ kann ich beispielhaft den Ausbau der Willkommenskultur, die Stärkung des Studienerfolgs internationaler Studierender, die Internationalisierung des Studien- und Lehrangebots durch Doppelabschlussprogramme und englischsprachige Bachelor- und Masterstudiengänge sowie die Förderung der Internationalisierung zu Hause hervorheben. Im Handlungsfeld „Internationale Mobilität“ streben wir prioritär eine kontinuierliche Steigerung der Auslandserfahrungen unserer Studierenden an. Und im Handlungsfeld „Internationalisierung der Forschung“ wollen wir insbesondere mit unseren europäischen Partnern stärker den Europäischen Forschungsraum (EFR bzw. ERA) erschließen. Hier sehen wir durch das eigene Promotionsrecht gute Möglichkeiten, internationale Promovierende zu gewinnen und für internationale Partner noch interessanter zu werden. Die Maßnahmen sind zeitlich unterschiedlich angelegt. Einige haben wir bereits begonnen, andere folgen schrittweise und manche sind auch jetzt schon Daueraufgaben. Ein sehr konkreter Schritt ist übrigens, bald auch eine englischsprachige Version der Strategie bereitzustellen.
Auf die derzeitigen Risiken und Dynamiken, denen Internationalisierungsbestrebungen unterliegen, wird in der Präambel hingewiesen: Kriegerische Konflikte, die Folgen der Klimakrise, Migrations- und Fluchtbewegungen, aber auch der Fachkräftemangel sowie eine Förderkulisse (insbesondere für HAWen), die mindestens schwierig zu prognostizieren ist. Wie verbindlich kann die Internationalisierungsstrategie angesichts solcher Herausforderungen und dynamischer Rahmenbedingungen aus Ihrer Sicht überhaupt sein?
Die Internationalisierungsstrategie berücksichtigt die Herausforderungen und dynamischen Rahmenbedingungen, denen sie unterliegt. Sie ist so konzipiert, dass sie resilient und anpassungsfähig ist und sich aktiv mit den Risiken und Veränderungen im internationalen Bereich auseinandersetzt. Mit unserer Podiumsdiskussion vor einigen Wochen, „Internationale Wissenschaftskooperationen im Kontext geopolitischer Entwicklungen“, sind wir in den dafür notwendigen Diskurs bereits erfolgreich eingestiegen.
Wie erreichen wir es, dass die Internationalisierungsstrategie an unserer Hochschule auch von allen Statusgruppen wahrgenommen und gelebt wird?
Internationalisierung ist an unserer Hochschule gut verankert. Wir haben bereits viele internationale Studierende, wir lehren, lernen und forschen vielfach in englischer Sprache und auch Hamburg als wirklich internationale Stadt begünstigt dies sehr. Viele Lehrende und Forschende sind die eigentlichen Träger unserer internationalen Kooperationen, Programme und Studiengänge. Die Kolleginnen und Kollegen in unseren Gremien und Strukturen, wie dem International Office, der Arbeitsstelle Migration, dem Internationalisierungsbeirat und den Student Exchange Coordinators in den Fakultäten, unterstützen dies trotz mancher Herausforderung mit großem Engagement.
Stellen wir uns als Zukunftsbild vor: Wir arbeiten an einer durch und durch internationalisierten Hochschule. Was ist dann an unserer Hochschule selbstverständlich, was heute noch in weiter Ferne liegt?
In einer vollständig internationalisierten HAW Hamburg ist es selbstverständlich, dass Menschen aus mehr als 100 Nationen die Gegenwart und Zukunft der Hochschule gemeinsam und weltoffen mitgestalten. Kulturelle Vielfalt ist systematischer Bestandteil jeder Weiterentwicklung von Studium, Lehre und Forschung und interkultureller Austausch sowie internationale Erfahrungen sind unverzichtbare Teile akademischer Bildung. Es ist normal, gemeinsam international zu lernen, zu lehren, zu forschen und zu arbeiten und damit unserer globalen Verantwortung aktiv nachzukommen. Eigentlich ist das gar nicht so fern.
Interview: Matthias Echterhagen
Prof. Dr. Peter Wulf
Vizepräsident für Forschung und Transfer
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