Wie zufrieden sind Sie mit dem Sommersemester 2020?
Über 17.000 Studierende aus Deutschland und zahlreichen anderen Ländern sowie über 400 Lehrende sind Anfang März in das Sommersemester gestartet. Als Hochschule haben wir einen öffentlichen Bildungsauftrag und stehen unseren Studierenden gegenüber in der Verantwortung, ein qualitativ hochwertiges Lehrangebot anzubieten. Nach dem pandemiebedingten Aussetzen der Präsenzlehre ab dem 16.03.20 hatten wir daher zunächst technische und didaktische Herausforderungen zu meistern, um weiterhin als Hochschule funktionieren zu können.
Lehrende in allen Fakultäten haben in diesen Wochen weit überdurchschnittlich Zeit und Energie investiert, um ein digitales Angebot zu schaffen, und Studierende und Lehrende mussten sich gemeinsam im laufenden Prozess mit den Möglichkeiten digitaler Lehre vertraut machen. Das war keine leichte Aufgabe und hat viele – Studierende wie Lehrende und Beschäftigte – an die Grenzen ihrer Belastbarkeit geführt. Es wurde viel improvisiert und es hat immer wieder laut geknirscht und geächzt im Gebälk der Hochschule, bis wir am Ende des Semesters geordnet Prüfungen anbieten konnten – teils in geschützter Präsenz, teils aus der Ferne.
Zusammenfassend würde ich sagen: Unter extrem schwierigen Bedingungen haben wir als Hochschule zusammengehalten und Lösungen gefunden, um Studium und Lehre weiterführen zu können. Das war ein außerordentlicher Kraftakt und ich bin auf die gemeinsame Leistung von Studierenden, Lehrenden und Beschäftigten in Forschung, Verwaltung und Management sehr stolz.
Welche Nachteile haben sich aus der digitalen Lehre ergeben?
Die kurzfristige Umstellung auf digitale Lehre hat viel besser geklappt hat, als viele das zu Beginn befürchtet hatten. Dennoch haben wir alle auch die Grenzen der digitalen Formate gespürt und die intensive Interaktion in Präsenz vermisst. Besorgt bin ich aber vor allem mit Blick auf die sozialen Folgen der Pandemie: Welche Studierenden haben wir durch die Umstellung auf digitale Angebote nicht erreichen können? Wo haben technische oder räumliche Infrastruktur dazu geführt, dass Studierende nicht oder nicht regelmäßig an den Veranstaltungen teilnehmen konnten? Welche Personen sind durch finanzielle Existenznot, gewachsene Aufgaben in der Erziehungs- und/ oder Pflegeverantwortung oder gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht in der Lage ihr Studium konzentriert zu verfolgen? Und wie wirkt sich das Studium ohne Präsenz auf Studierende auf, die erst am Beginn des Studiums stehen oder nur für ein Semester als Gast an unsere Hochschule gekommen sind? Diesen und ähnlichen Fragen müssen wir uns stellen und rasche Antworten finden. Auch das ist Teil unseres Bildungsauftrags.
Was kann über Corona hinaus vom Semester mitgenommen werden?
Das Sommersemester 2020 war für alle Beteiligten ein besonders herausforderndes Semester und es ist eines, das wir gemeinsam gut aufarbeiten sollten. Wir führen daher hochschulweite Befragungen durch, um von den Erfahrungen aller Beteiligten lernen zu können. Was haben Sie erlebt? Wie ist es Ihnen ergangen? Was hat gut geklappt? An welchen Stellen müssen wir Dinge verbessern? Wo gibt es konkreten Unterstützungsbedarf und welche Vorschläge haben Sie? Mir ist wichtig, dass wir dieses Semester nicht einfach abhaken, sondern dass wir die Dinge, die gut waren, weiterentwickeln und dass wir die Dinge, die nicht so gut waren, verbessern. Dazu möchte ich gern möglichst viele Rückmeldungen von vielen verschiedenen Beteiligten hören.
Hätten Sie etwas anders gemacht?
Die Corona-Einschränkungen haben unseren Alltag im Eiltempo auf den Kopf gestellt und wir mussten alle oft sehr kurzfristig reagieren und Lösungen für zahlreiche Probleme entwickeln. Online-Lehre, Home Office, Prüfungen – all dies und noch viel mehr musste aber nicht nur geregelt werden, es muss auch verlässlich und zeitnah kommuniziert werden. Da haben wir im Laufe des Semesters dazu gelernt und dies werde ich für die Zukunft mitnehmen.
Und wie geht es weiter?
Auch das Wintersemester 20/21 wird von der Corona-Pandemie geprägt sein. Departments, Fakultäten und die Hochschulleitung planen dennoch – ausgehend von den jeweils gültigen Abstands- und Hygieneregeln – so viel Lehre wie möglich in Präsenz anzubieten, als „erweiterte geschützte Präsenz“. Digitale Angebote werden die Präsenzlehre dabei weiterhin ergänzen, auch in hybriden Lehrangeboten wegen unserer beschränkten Raumgrößen.
Bevor es im Herbst wieder weiter geht, wünsche ich zunächst allen Mitgliedern der Hochschule erst einmal eine erholsame Sommerzeit mit ein paar ruhigeren Wochen. Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund!
Weitere Informationen:
FINK: Rangezoomt: Wie lief das digitale Semester an der HAW Hamburg?