Finkenau - Von der Frauenklinik zum modernen Hochschulcampus



[Projekte] Noch dominieren Bauschutt, Staub und freiliegende Kabel das Innenleben des großen Flügelbaus der ehemaligen Frauenklinik und des künftigen Kunst- und Mediencampus Finkenau. Auch demontierte Fahrstühle, neu gezogene Wände und veränderte statische Elemente machen deutlich, worum es sich bei dieser Baustelle handelt – um eine vollständige Kernsanierung.

Schon im kommenden Jahr werden hier, durch die breiten Gänge und Türen, durch die einst Kranken-hausbetten geschoben wurden, 1.500 Studierende der Studiengänge Illustration, Kommunikationsde-sign, Bibliotheks- und Informationsmanagement, Medien und Information  sowie Medientechnik und Media Systems strömen. Die Fakultät DMI verteilt sich dann nicht mehr auf vier, sondern nur noch auf drei Standorte – den Mediencampus in der Finkenau, Teile der Stiftstrasse (bis 2012) und den Modecampus in der Armgartstraße. 


2003 wurde das Konzept für einen Kunst- und Mediencampus von der Stadt entwickelt und seither für rund 41 Millionen Euro sukzessive umgesetzt. Ziel ist es, zahlreiche öffentliche, in Hamburg verstreute Ausbildungsangebote im Bereich der Medien an einem Ort zusammenzuführen. Als Standort wurde der dreiflügelige Fritz-Schumacher-Bau aus den Jahren 1911-1914 ausgewählt, der bis zum Ende der Neunziger Jahre die Frauenklinik Finkenau beherbergte. Bislang befinden sich auf dem Kunst- und Mediencampus Finkenau die Hamburg Media School, die Miami Ad School sowie die Filmausbildung der Hochschule für bildende Künste, das MultiMediaKontor Hamburg und der Bürger- und Ausbildungskanal TIDE. Mit dem Einzug der Fakultät DMI auf etwa 7.800 Quadratmetern wird das Ausbildungsangebot um weitere Disziplinen aus den Bereichen Design, Medientechnik und Information ergänzt. 


Da Baumaßnahmen und technische Ausrüstung maßgeblich von den jeweiligen Anforderungen der Räume abhängen, steht das Raumbuch für den Haupt- und Südflügel bereits seit langer Zeit fest. Denn: Mit ein paar Staffeleien und Büchern ist es nicht getan. Anspruchsvolle Medienausbildung erfordert Computer- und Techniklabore, Film-, Druck- und Fototechnik, aber auch Physik- und Elektrotechnikla-bore sind für die Medientechnik unverzichtbar. Räume für die Lehre mit Studierenden sind anders gestaltet als Personal- und Verwaltungsräume. Augenblicklich werden künftige Labore, Seminarräume und Hörsäle studierendengerecht ausgestattet, Decken abgesenkt und Abzüge verkleidet, um eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Personalräume erhalten Wandanstriche, Teppiche, neue Türen und Schallschutz.

 


Umbau und Anpassung der neuen Räume


„Aufgabe ist es, den Arbeitsplatz für die jeweiligen Anforderungen optimal vorzubereiten“, sagt Prof. Dorothea Wenzel, Dekanin der Fakultät DMI. „Nicht jede/r Mitarbeiter/in sieht dem anstehenden Umzug mit Freude entgegen, da man vorher nicht weiß, ob die Arbeitsbedingungen in der Finkenau besser, schlechter oder gleichbleibend sein werden.“ Tatsächlich sei die Zusammenlegung der unterschiedlichen Departments vergleichbar mit einer neu gegründeten Wohngemeinschaft, in der man sich erst einmal abstimmen und einleben muss. Personen und Departments, die bisher getrennt in der Lehre gearbeitet haben, befinden sich bald unter einem Dach und es gilt Fragen zu klären wie: “Darf ich Räume und Technik des Anderen mitbenutzen?” Um ein Gefühl für die Umgebung und das neue Miteinander zu bekommen, wurden bereits Besprechungen sowie Fakultätsratssitzungen auf die Baustelle verlegt. Im Frühjahr 2010 findet außerdem ein Workshop mit dem Titel „Lehre und Forschen in der DMI auf der Finkenau“ mit dem Fakultätsrat und dem Dekanat in Jesteburg statt. 


Wohnlich wird es in den neuen Räumen zweifellos. Die Studierenden der Designstudiengänge sind dafür bekannt, ihr Umfeld anregend und stilvoll zu gestalten. Schon jetzt richtig Lust zum Arbeiten bekommt man beim Blick in die zu lichtdurchfluteten Ateliers umgebauten Dachböden im Nord- und Hauptflügel der Finkenau. „Mit dem Ausbau hat uns die Stadt und die Behörde ein riesiges Zugeständ-nis gemacht. Die tollen Arbeitsplätze für KünstlerInnen lassen den Campus als Standort noch attraktiver werden“, sagt Dorothea Wenzel. Um die Räume nutzbar zu machen, musste die Statik komplett verändert werden. Tragende Säulen und Balken wurden durchtrennt und an anderer Stelle durch neue ersetzt. Entstanden sind große helle Arbeitsräume, die Campusatmosphäre vermitteln. Offene Treppenhäuser, breite Glastüren und großzügige Flure lassen diese bereits im ganzen Gebäude spürbar werden. 

 


Großzügige und helle Flure


Mittelpunkt des Kunst- und Medienzentrums Finkenau soll der bis 2012 fertigzustellende Neubau in der südöstlichen Ecke des Campus werden. Dort, wo sich jetzt noch das alte Kesselhaus befindet, sollen Bibliothek, Mensa und Medientechniklabore zusammengeführt werden und es entsteht mit dem FORUM FINKENAU ein zentraler Ort der Begegnung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Nach einem Wettbewerb zwischen 19 Architektenbüros, realisiert nun das Büro Gerber Architekten den Neubau für veranschlagte 12,5 Millionen Euro. Bis 2013 wird dann der komplette Umzug auf den Mediencampus abgeschlossen sein. 


Und doch denkt die Dekanin schon weiter: „Mein Traum ist die Entstehung einer Kreativwirtschaft rund um den Campus“. „Ateliers und Agenturen, die unsere AbsolventInnen aufnehmen und sie bereits während des Studiums Erfahrungen machen lassen; Forschungsinstitute und Unternehmen, die sich im Dialog mit der Hochschule immer wieder mit den aktuellen Anforderungen der Verlags-, Medien- und Informationswirtschaft sowie mit der Bibliotheksbranche abstimmen. Dazu eine Ansiedelung von jungen Familien, die ihre Kinder in der Umgebung in Kindergärten und Schulen geben, Feste und Veranstaltungen organisieren, den Ort – auch an den Wochenenden – mit Leben füllen und mit dem neuen Kommunikations- und Medienzentrum kreativ zusammenwirken.


Fotos: Walter Mücksch


Unter folgendem Link können Sie noch mehr Fotos von Walter Mücksch ansehen. Seine Dokumentation der Umbauarbeiten wird aktuell in der Behörde für Wissenschaft und Forschung ausgestellt:

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