Frau Schulte, Sie spielen in der ersten Bundesliga Unterwasserrugby, das hört spannend aber auch ziemlich ruppig an.
Veronika Schulte: Unterwasserrugby ist ein Vollkörperkontaktsport, der aber nicht so brutal ist wie er sich anhört. Man kann sich das eher als Unterwasserhandball vorstellen. Ein Plastikball wird in einen zirka fünf Meter tiefen "Mülleimer" geworfen. Da der Ball mit Salzwasser gefüllt ist, sinkt er langsam, ungefähr einen Meter pro Sekunde. Es tut also nicht weh, wenn man den Ball abbekommt. Schön an den Sport sind die Sprachlosigkeit und die Schwerelosigkeit unter Wasser. Der Ball und die anderen Spieler (insgesamt 2 X 6) bewegen sich in dem dreidimensionalen Raum in allen Richtungen, oben, unten, links, rechts - das macht den Reiz des Spiels aus. Treten ist verboten! Das Motto "über Wasser nice unter Wasser heiß", existiert nicht. Es zählen vielmehr Kraft, Taktik und Umsichtigkeit.
Veronika Schulte in Aktion (Foto: Guillaume Lemoine)
Wie kann man sich das Spiel vorstellen? Sind die Mannschaften gemischt? Was sind die Voraussetzungen?
Veronika Schulte: Eine Spielphase dauert ungefähr 1,5 Minuten, dann wechselt man mit seinem festen Wechselpartner, der am Beckenrand wartet. Ingesamt hat jede Mannschaft fünf Ersatzspieler, die in der Regel alle zum Einsatz kommen. Ich selber spiele seit meinem 22. Lebensjahr. Als Studentin der Biologie in Bielefeld bin ich über den Hochschulsport zum Unterwasserrugby gekommen. Seit 2003 spiele ich hier in der Bundesliga. Da in Hamburg keine Damenmannschaft existiert, trainiere ich mit den Herren. Wenn man als Frau gut genug ist, spielt diese Mischung keine Rolle. Voraussetzung aber ist der Spaß an der Bewegung im Wasser und das Spielen in der Mannschaft, denn Unterwasserrugby ist ein reiner Mannschaftssport. Gut Schwimmen muss man nicht ungedingt und Ohrenschmerzen gehören am Anfang beim Tauchen dazu.
Unterwasserrugby (Foto: Bruno de Menditte)
Wie bringen Sie das harte Training und Ihre Arbeit unter einen Hut?
Veronika Schulte: Weltmeisterschaften sind alle zwei Jahre, dann ist das Trainingsprogramm härter, auch muss man sich den andauernden zeitintensiven Dopingkontrollen, die im A-Kader obligatorisch sind, unterziehen. Sonst aber reicht das Training zwei Mal die Woche aus. Um fit zu bleiben, laufe und reite ich fast täglich. Ich besitze eine 22 Jahre alte Stute Diana, die in Geestacht steht. Sobald aber eine Beziehung und Familie ansteht, würde ich weniger in den Sport investieren. Meine sozialen Kontakte beschränken sich Gott sei dank nicht nur auf den Unterwasserrugby!
Sie sind im Oktober 2007 zusammen mit Prof. Leal und Team von der TU-Tech GmbH an die HAW Hamburg, Fakultät Bergedorf, gewechselt, um hier ein Forschung- und Transferzentrum für angewandte Life Sciences aufzubauen. Wie sehen Sie ihre Zukunft?
Veronika Schulte: Nach dem Studium der Biologie und des Umweltmanagements habe ich lange, beispielsweise bei "Bay to Bio" und bei der Tu-Tech GmbH im Bereich Life Sciences gearbeitet. Ich finde die Idee ungemein spannend, jetzt hier am Campus Bergedorf, so nahe bei den Wissenschaftlern, Forschung in den Life Sciences voranzubringen. Der Osten von Hamburg ist ein echtes Eldorado für dieses Thema und es gibt viel in der Wissenschaft und den ortsansässigen Unternehmen zu tun. Als eingespieltes Team können wir hier einiges bewirken. Auf den Ausgleich im Sport aber möchte ich nicht verzichten. Unterwasserrugby macht süchtig und Gott sei dank kann man es ein Leben lang spielen, mindestens bis 65!
Frau Schulte wir danken für das Gespräch.
Kontakt:Veronika.Schulte (at) haw-hamburg (dot) de
Das Gespräch führte Katharina Jeorgakopulos