HAW HAMBURG: Hallo Mila und Daniel, schön, dass ihr da seid! Möchtet ihr euch kurz vorstellen?
Mila: Ich bin Mila Rocha. Ich komme aus Brasilien, genauer gesagt aus dem Bundesstaat Rio de Janeiro und ich bin Physikerin. Während meiner Promotion und meines Postdocs habe ich umweltrelevante Gase mit einer ganz bestimmten Messtechnik untersucht. Ich arbeite daran, Sensoren zur Detektion von Treibhausgasen in der Landwirtschaft zu entwickeln.
Daniel: Und ich bin Daniel Santos und komme ebenfalls aus Brasilien – aus derselben Stadt wie Mila. Ich habe einen Bachelor in Physik und einen Master in Naturwissenschaften. Mila und ich haben bereits in Brasilien zusammengearbeitet, bevor wir über dasselbe Forschungsprogramm (DAAD) nach Deutschland gekommen sind. Ich habe 2022 mit meiner Promotion begonnen und verbessere die Sensortechnologien zur Detektion von Treibhausgasen und mache Gasmessungen mithilfe fotoakustischer Spektroskopie.
HAW HAMBURG: Könnt ihr etwas mehr über euer Forschungsprojekt erzählen? Worum geht es da genau?
Mila: Wir wollen Sensoren zum Detektieren von Treibhausgasen entwickeln – insbesondere Lachgas. Zwar ist von Lachgas deutlich weniger in der Atmosphäre als von dem bekannten CO2, aber Lachgas ist fast 300-mal so klimaschädlich. Die Landwirtschaft ist eine Hauptquelle von Lachgasemissionen. Deswegen suchen wir nach besseren Methoden, um diese Emissionen dort zu messen und zu überwachen.
HAW HAMBURG: Das klingt spannend. Was ist dabei besonders herausfordernd?
Daniel: Tatsächlich der Preis. In Brasilien haben wir sehr präzise Lasersensoren verwendet, die kosten aber mehr als 15.000 Euro pro Stück – nicht wirklich erschwinglich für den industriellen Einsatz.
Mila: Hier in Hamburg arbeiten wir an einer LED-basierten Alternative. Die würde weniger als 1000 Euro kosten. Wenn wir es schaffen, zu einem Bruchteil der Kosten ähnlich genaue Ergebnisse zu liefern, wäre das ein echter Durchbruch.
Derzeit sind wir noch in der Optimierungsphase der Sensoren, aber bald vergleichen wir unsere Messergebnisse mit landwirtschaftlichen Daten aus Brasilien.
HAW HAMBURG: Was hat euch nach Hamburg geführt?
Mila: Der brasilianisch-deutsche Forschungsaustausch. Der wird gefördert vom Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD und CAPE, einer brasilianische Förderagentur für Hochschulbildung. Unser Projekt ist Teil dieses Austauschs. Ziel ist es, vom Fachwissen aus beiden Ländern zu profitieren. Wir sind jetzt in Hamburg, aber auch deutsche Forscher*innen sind im Rahmen des Programms nach Brasilien gereist.
Daniel: Dieser Austausch ist super wichtig! Brasilien hat eine starke wissenschaftliche Community und besonders viel Wissen in der tropischen Landwirtschaft. Durch die Zusammenarbeit profitieren beide Seiten: Deutschland lernt mehr über landwirtschaftliche Umweltprobleme in tropischen Regionen, und wir bekommen Zugang zu anderen Technologien und Forschungsinfrastrukturen. Es ist ein echter Wissens- und Erfahrungsaustausch.
HAW HAMBURG: Was war euer erster großer Eindruck – oder vielleicht sogar ein kleiner Kulturschock?
Daniel: Die Kälte! In unserer Heimatstadt sind es immer um die 30 °C. Wir kamen im Oktober an und hatten das Gefühl, direkt in den Winter geflogen zu sein. Anfangs fühlten sich selbst 10 °C eiskalt an, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Nur unter null macht mir immer noch zu schaffen.
Mila: Ich dachte, ich bräuchte länger, um mich an die kulturellen Unterschiede zu gewöhnen, doch das ging ziemlich schnell. Das Forschungsteam hat uns sehr herzlich empfangen. Auch das Wohnen im Studierendenwohnheim hat sehr geholfen – so konnten wir direkt Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen.