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Hemmnisse und Treiber der Wärmewende

Das Energiewende-Großprojekt Norddeutsches Reallabor hat in der Vergangenheit vor allem durch technische Innovationen, Fachstudien und energiepolitische Diskurse von sich reden gemacht. Nun ist am 6. März mit den Transformation Labs eine Veranstaltungsreihe gestartet, die den sozioökonomischen Einflussfaktoren für einen schnellen Umbau des Energiesystems näherkommen will.

Illustration zum Anstieg von grünen Energien

Für die Wärmewende muss es einen Markthochlauf grüner Energien geben und die industrielle Abwärmenutzung ausgebaut werden.

50 Partner wirken im Norddeutschen Reallabor (NRL) zusammen, um gemeinsam den Pfad für eine schnelle industrielle Transformation aufzuzeigen und regionale Referenzanlagen in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Bremerhaven zu errichten, mit denen energieintensive Verbrauchsbereiche aus Industrie, Mobilität und Wärme zur Klimaneutralität geführt werden können.

Das Teilvorhaben „Industrielle Transformation und gesellschaftliche Teilhabe“ begleitet die technologischen Vorhaben des NRL mit sozioökonomischen Fragestellungen. Es erforscht, wie die industrielle Nutzung und damit der Markthochlauf von Sektorenkopplungstechnologien durch eine gezielte Beteiligung relevanter Stakeholder in der Projektregion unterstützt werden kann. Dazu startet nun eine Veranstaltungsreihe, die Fachakteure zusammenbringt, um gemeinsam über die Herausforderungen zu diskutieren, die beim Hochlauf innovativer Energiewende-Technologien auftreten können.

Lab zur Nutzung industrieller Abwärme und zur kommunalen Wärmenetzplanung

Das Thema des ersten Labs: industrielle Abwärme und kommunale Netzplanung. Rund 30 Stakeholder wurden dazu zu einer sechsstündigen Veranstaltung am 6. März ins Hamburger Betahaus geladen: Vertreter*innen von Industrieunternehmen, die industrielle Abwärme produzieren, Zuständige für die Wärmeplanung in Behörden und Kommunen, aber auch Klimaschutzmanager*innen, Wissenschaftler*innen und Privatpersonen sind mit dabei, um sich nach einem Impulsvortrag von Dr. Felix Doucet (CC4E/HAW Hamburg) an unterschiedlichen Thementischen zu ihren Erfahrungen in diesem Bereich auszutauschen.

„Eine konkrete Frage, um die es beim ersten Lab gehen soll, ist, ob die gegenwärtige Infrastruktur bereits eine gute Wirtschaftlichkeitsperspektive für die Einspeisung von Abwärme in das Netz bietet“, erläutert Robin Jaede, der als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Organisation der Reihe zuständig ist.

Jaede und weitere Forschende des Competence Centers für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) der HAW Hamburg begleiten die Diskussionen und werten sie im Nachhinein aus, um verschiedene Szenarien zum Markthochlauf von Sektorenkopplungstechnologien zu erstellen und Zielkonflikte zu identifizieren. Im Laufe des Jahres 2024 folgen drei weitere Transformation Labs zu den Themen „Wasserstoff in der chemischen und Grundstoffindustrie“, „Wasserstofferzeugung, Speicherung und Transport“ sowie „Wasserstoffnutzung in der Mobilität“.

Klimaneutralität braucht Teilhabe verschiedener Akteure

„Klimaneutralität erreichen wir nicht allein durch technologische Innovationen, sondern wir befinden uns mitten in einem gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozess, der uns alle angeht und der das Wissen und die Teilhabe ganz unterschiedlicher Akteure benötigt“, betont NRL-Projektkoordinator Mike Blicker. „Deshalb sind die heute startenden Transformation Labs für unser Projekt auch so wertvoll: Sie ermöglichen uns, besser zu verstehen, wo die Hemmnisse, die Interessenkonflikte, aber auch die Treiber der Energiewende liegen, und wie ein schneller Markthochlauf von Sektorenkopplungstechnologien gelingen kann. Letztlich wollen wir diese Erkenntnisse wiederum möglichst vielen Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zur Verfügung stellen.“

Rundum-Blick auf die Energiewende

Als vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördertes Verbundprojekt ist das Norddeutsche Reallabor ein wichtiger Impulsgeber für die konkrete Ausgestaltung der industriellen Transformation. Es zeichnet das Projekt besonders aus, dass neben zahlreichen regionalen Erprobungsvorhaben zur CO2-Reduktion auch Querschnittsthemen berücksichtigt werden. In unterschiedlichen Forschungsvorhaben befassen sich die NRL-Partner mit der volkswirtschaftlichen und der gesellschaftlichen Dimension des geplanten Transformationspfades hin zur Klimaneutralität. Potenzialanalysen neuer Technologien, regulatorische Betrachtungen und die Entwicklung neuer Markt- und Geschäftsmodelle spielen dabei ebenso eine Rolle wie Studien zur Fachkräftesituation auf dem Arbeitsmarkt und zur gesellschaftlichen Wahrnehmung der Energiewende und den damit einhergehenden Veränderungen.

Im Teilvorhaben „Industrielle Transformation und gesellschaftliche Teilhabe“ erschien zuletzt eine Studie auf Basis von Experteninterviews zu den wichtigsten Einflussgrößen für einen wasserstoffbasierten Markthochlauf.‌

Weitere Information:

Norddeutsches Reallabor: Die Transformation Labs starten in Hamburg

Über das Nord­deutsche Reallabor

Das Norddeutsche Reallabor (NRL) ist ein innovatives Verbundprojekt, das neue Wege zur Klimaneutralität auf-zeigt. Dazu werden Produktions- und Lebensbereiche mit besonders hohem Energieverbrauch schrittweise defossilisiert – insbesondere in der Industrie, aber auch in der Wärmeversorgung und dem Mobilitätssektor. Hinter dem im April 2021 gestarteten Projekt steht eine wachsende Energiewende-Allianz mit mehr als 50 Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Das Großprojekt hat eine Laufzeit von fünf Jahren (04/2021-03/2026). Das Investitionsvolumen der beteiligten Partner beträgt über 405 Mio. Euro. Das NRL ist Teil der Förderinitiative „Reallabore der Energiewende“ und wird mit rund 55 Mio. Euro durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. Weitere Fördermittel werden durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) bereitgestellt. Das NRL versteht sich als ausbaufähige Plattform auch für weitere Projekte.

norddeutsches-reallabor.de

Kontakt

Dr. Sandra Annika Meyer-Ghosh
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Projektmanagement Office (PMO)
Norddeutsches Reallabor

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SandraAnnika.Meyer (at) haw-hamburg (dot) de

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