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Vietnamesisch-deutscher Austausch

„Highlights gab es viele“

„HaMoNee – Hamburg/Hanoi Mobile Engineers“ ist ein Projekt der HAW Hamburg, das den Studienaustausch und die Zusammenarbeit zwischen der HAW Hamburg und vietnamesischen Hochschulen sowie Partnern in der Industrie in beiden Ländern fördert. Es läuft Ende des Jahres aus. Wir blicken mit Prof. Dr. Dirk Engel und Svenja Henseleit auf die vergangenen Jahre zurück.

Studierende aus Vietnam am Berliner Tor

Prof. Engel, Sie haben das Projekt HaMoNee im Jahr 2020 initiiert. Wie kam es dazu?

Während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Helmut-Schmidt-Universität/ Universität der Bundeswehr Hamburg habe ich mit einem vietnamesischen Staatsstipendiaten zusammengearbeitet. Er hatte meine Kollegen und mich wiederholt nach Vietnam eingeladen und war sehr interessiert daran, interkulturelle Projekte zwischen Deutschland und Vietnam zu initiieren. Ich wiederum hatte während meiner Zeit in einem global agierenden Großkonzern festgestellt, dass es zahlreichen Ingenieurinnen und Ingenieuren an interkultureller Kompetenz und auch hier und da an Selbstvertrauen, in einer Fremdsprache zu kommunizieren, mangelt.

Nach einer Kennenlernreise im Jahr 2019, bei der ich die jetzigen Partnerhochschulen in Vietnam besuchen konnte, haben wir im Jahr 2020 beschlossen, einen Förderantrag für das Programm HAW. International – Modul B bei DAAD (Deutscher Akademischer Auslandsdienst) zu stellen: Projektlaufzeit vier Jahre mit Start zum 01.01.2021, Fördersumme eine Million Euro. Den Zuschlag haben wir bekommen. Damit war HaMoNee geboren.

2021 war noch eines der Corona-Jahre. War es nicht schwierig, ein interkulturelles Projekt aufzuziehen, während die Welt stillstand?

Ja, das war es. Wir haben die ersten anderthalb Jahre rein online gearbeitet: Vorlesungen, Seminare, Gastvorträge – alles fand digital statt. Erst im Jahr 2022 konnte meine Kollegin Svenja Henseleit zum ersten Mal nach Vietnam fahren. Das war damals total wichtig für das Projekt. Svenja spricht die Sprache und war für uns immer ein sehr wichtiger Türöffner.

Frau Henseleit, Sie waren von Anfang an im Projekt HaMoNee dabei. Hatten Sie bereits vorher einen persönlichen Bezug zu Vietnam?

Ich habe an der Universität Hamburg Vietnamistik studiert und unter anderem drei Jahre lang in der Abteilung Internationales der Universität Hamburg gearbeitet. Als die Stelle im Projekt HaMoNee ausgeschrieben war, musste ich mich einfach bewerben, denn es passte so gut!

Das Projekt ist zwar zu Ende, aber es sind dadurch zahlreiche Kooperationen und Kontakte entstanden, die weiter bestehen bleiben werden.

Prof. Dr. Dirk Engel, Initiator von HaMoNee

Wenn Sie auf die vergangenen Jahre zurückblicken: Was waren Ihre persönlichen Highlights?

Highlights gab es viele! Mich hat beispielsweise sehr gefreut, dass der Studierendenaustausch und auch die interdisziplinaren Angebote wie beispielsweise die Sprachkurse, interkulturellen Trainings und Workshops so gut angenommen wurden und  so viele Studierende Lust auf Vietnam hatten. Am Anfang gab es die Kooperationen ja nur auf dem Papier – erst nach und nach wurden sie sozusagen mit Leben gefüllt. Heute gehen die Beziehungen, die entstanden sind, weit über das Projekt hinaus – neue Kooperationen wurden aufgebaut,  gemeinsame Studienmodule und -formate entwickelt und der Studierendenaustausch mithilfe des International Office und der Fakultäten so etabliert, dass er hochschulweit auch nach Projektende weiterläuft. Was mich sehr freut ist außerdem, dass die HAW Hamburg Vietnam als Schwerpunktregion mit großer strategischer Bedeutung in seine Internationalisierungsstrategie aufgenommen hat, was den Weg für einen weiteren Auf- und Ausbau der Kooperationen und Netzwerke in Vietnam ebnet. Ich denke, dass das Projekt HaMoNee dazu auch einen Teil beigetragen hat.

Gab es kulturelle Schwierigkeiten zwischen deutschen und vietnamesischen Projektmitarbeiter*innen?

Ich würde es nicht Schwierigkeiten nennen, aber die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Institutionen unterschiedlicher kultureller Prägungen, Hintergründe und Strukturen kann natürlich auch Herausforderungen mit sich bringen. Diese sollten aber meines Erachtens nicht in der Bewertung der vermeintlich ‚anderen‘ Kultur münden, sondern erfordern vielmehr die Reflexion des eigenen kulturellen Hintergrunds, eigener Erwartungen sowie Denk- und Handlungsweisen. Das macht es ja auch so spannend und horizonterweiternd.
Flexibilität, Mut zur Veränderung und Pragmatismus beispielweise haben meines Erachtens in Vietnam eine viel höhere Bedeutung als in Deutschland, was die Zusammenarbeit mit vietnamesischen Partnern unglaublich agil und lösungsorientiert macht, in Deutschland – und speziell in behördlichen Strukturen –, wo vieles einen festen und teils sehr zeitintensiven Ablauf hat, aber auch zu Verwirrung und Schwierigkeiten führen kann.

Prof. Engel, Ende des Jahres läuft das Projekt aus. Sie stellen gerade eine Abschlusskonferenz auf die Beine.

Ja, am 25. September findet unsere Abschlusskonferenz an der HAW Hamburg zum Projekt HaMoNee statt. Wir erwarten 15 vietnamesische Hochschulvertreter*innen aus Vietnam, zwei Vertreter des vietnamesischen Verkehrsministeriums sowie zahlreiche Studierende, die in Vietnam waren oder noch sind. Frau Leonhard, Senatorin für Wirtschaft und Innovation, wird ein Grußwort sprechen. Zahlreiche unserer Partner und Firmenvertreter*innen werden vor Ort sein. Zusammen möchten wir zurückblicken auf das, was wir in den vergangenen Jahren alles geschafft haben und darüber sprechen, warum dieses Projekt so wichtig ist. Wie kann Hamburg davon profitieren – wie Vietnam?

Wie geht es weiter?

Das Projekt ist zwar zu Ende, aber es sind dadurch zahlreiche Kooperationen und Kontakte entstanden, die weiter bestehen bleiben werden. Aktuell sprechen wir mit der Vietnamese German University in Ho-Chi-Minh-Stadt darüber, den Studiengang Mechatronik zu exportieren, um in Vietnam Mechatronik-Studierende auszubilden. Darüber hinaus haben aber auch zahlreiche andere unserer Partner Interesse daran, unsere Kooperation am Leben zu halten. Wie das dann genau aussehen soll – darüber müssen wir sprechen.

Die Fragen stellte Tiziana Hiller

Mehr Informationen zur Abschlusskonferenz gibt es hier.

Kontakt

Prof. Dr. Dirk Engel
Department Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau

Berliner Tor 5
20099 Hamburg
Raum 11.16

T +49 40 428 75-7902
dirk.engel (at) haw-hamburg (dot) de

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