Sieben Fragen an Annemarie Wegener

„Ich möchte einen Mehrwert für Forschung und Versorgung schaffen“

Lösungen für die Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung finden: Annemarie Wegener promoviert seit Herbst 2024 an der HAW Hamburg im Rahmen des Projektes „go-2-prof:in“. Im Interview erklärt sie, warum ihr Promotionsthema sie begeistert, wie ihr Arbeitsalltag strukturiert ist und welche Rolle ihr Praxispartner, das BG Klinikum Hamburg, dabei spielt.

Promovendin Annemarie Wegener© HAW Hamburg/ Jonas Fischer

Promovendin Annemarie Wegener

Was genau ist Thema Ihres Promotionsvorhabens?

In der Gesundheitsversorgung stehen wir vor zahlreichen Herausforderungen. Mit meiner Forschung möchte ich dazu beitragen, Antworten auf sie zu finden. Konkret untersuche ich: Wie können durch die systematische Berücksichtigung der Bedürfnisse von Angehörigen sowohl die Fachkräfte entlastet als auch die Outcomes von Patient*innen, also deren Therapie bzw. Behandlungsergebnisse, verbessert werden? Und wie kann dabei die Zufriedenheit der Angehörigen gestärkt werden – und das über die stationäre Versorgung hinaus?

Können Sie ein Beispiel für solch eine systematische Berücksichtigung der Bedürfnisse von Angehörigen nennen? 

Ein gutes Beispiel ist die strukturierte Einbindung von Angehörigen in pflegerische und therapeutische Handlungen. Denkbar sind hier – je nach individueller Situation – basale Tätigkeiten wie Haut- und Mundpflege, die Mobilisierung oder auch das Fortführen bestimmter Übungen in Absprache mit dem zuständigen Fachpersonal. Wenn Angehörige frühzeitig Informationen und Anleitung erhalten, aktiv Fragen stellen können und ihre Perspektive ernst genommen wird, profitieren alle Beteiligten: Die Fachkräfte werden entlastet, unter anderem weil sich viele Rückfragen im Nachgang vermeiden lassen. Gleichzeitig fühlen sich Angehörige besser informiert und eingebunden – was sich wiederum positiv auf den Genesungsprozess der Patient*innen auswirken kann. Entscheidend ist, dass solche Maßnahmen nicht vom Zufall abhängen, sondern systematisch in die Versorgungsprozesse integriert sind.

Was begeistert Sie an dem Thema, dass Sie jetzt dazu promovieren?

Ich komme ursprünglich aus der Ergotherapie und habe einige Jahre praktisch gearbeitet. Durch mein anschließendes Studium in Gesundheitswissenschaften und Public Health habe ich meinen Blick von der individuellen Behandlung auf gesamtgesellschaftliche Gesundheitsfragen erweitert. In meiner Promotion zum Einbeziehen Angehöriger in die stationäre Versorgung verbinde ich Praxisnähe mit der Makroperspektive. Besonders motiviert mich, wie sich durch Forschung konkrete Verbesserungen in der klient*innenzentrierten Versorgung erreichen lassen – gerade vor dem Hintergrund struktureller Herausforderungen wie Personalmangel und sich zunehmend verkürzender Aufenthaltsdauer.

Warum haben Sie sich auf dem Weg zu Ihrer Promotion für die HAW Hamburg entschieden? 

Die HAW Hamburg überzeugt mich besonders durch ihre ausgeprägte Praxisnähe – gerade im Fachbereich Gesundheit. Hier gelingt der Forschung-Praxis-Transfer auf eine sehr greifbare Weise. Ausbildung, Lehre und angewandte Forschung sind eng miteinander verknüpft. Zentraler Beweggrund, mich jetzt für diesen Schritt zu entscheiden, war aber das geplante und inzwischen an der Hochschule eingeführte Promotionsrecht. Es zeigt, dass wissenschaftliche Weiterqualifizierung auch an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften ein tragfähiger und zukunftsweisender Weg ist.

Welche Rolle spielt Ihr Praxispartner, das BG Klinikum Hamburg, während der Promotion?

Das BG Klinikum Hamburg ist für mich ein entscheidender Partner, wenn es um die praxisnahe Ausrichtung meiner Forschung geht. Die Kolleg*innen bringen nicht nur große Expertise in der Versorgung mit, sondern begleiten mein Vorhaben kritisch und konstruktiv. Durch den regelmäßigen Austausch kann ich mein Forschungsvorhaben kontinuierlich auf seine praktische Relevanz hin überprüfen. Viele Impulse nehme ich mit, andere lasse ich bewusst los, wenn sich zeigt, dass sie zu wenig Wirkung in der Praxis entfalten würden. Ziel ist es, einen echten Mehrwert für beide Seiten zu schaffen – für Forschung und Versorgung.

Was sind für Sie aktuell die größten Herausforderungen während der Promotion?

Die größte Herausforderung ist für mich der veränderte Arbeitsrhythmus – ich muss mich neu strukturieren und disziplinieren. Hinzu kommt, dass ich nicht nur für meine eigene wissenschaftliche Entwicklung verantwortlich bin, sondern auch gegenüber der Hochschule und meinen Praxispartnern eine gewisse Verantwortung trage. Nach mehreren Jahren als Mitarbeiterin der HAW Hamburg nehme ich die Hochschule nun aus einer anderen Perspektive wahr – als Promovierende. Diese neue Rolle ist spannend, herausfordernd, aber vor allem sehr bereichernd.

Ein kurzer Einblick in Ihren Arbeitsalltag in drei Sätzen…

Mein Tag ist ein bunter Mix aus Lehre, Projektarbeit an der Fakultät und ganz viel Lesen, Denken und Schreiben rund um meine Promotion. Dabei arbeite ich sehr eigenständig, bekomme aber genau dann Unterstützung, wenn ich sie brauche. Ob durch Kolleg*innen, meine Betreuenden, das Promotionszentrum oder das „go-2-prof:in“-Team – irgendwo gibt es immer gute Ideen, hilfreichen Rat und Antworten auf meine Fragen.

Das Interview führte Wega Wilken.

Betreuende Professor*innen an der HAW Hamburg:

Prof.in Dr.in Johanna Buchcik

Prof. Dr. André Klußmann

Zuständige Personen am BG Klinikum Hamburg:

Gylla Rau (Therapiedirektorin)

Isabelle von Struensee (stv. Therapiedirektorin)

Torsten Weiner (Pflegedirektor)

 

Weitere Informationen zum Projekt „go-2-prof:in“ unter: HAW-Hamburg: go-2-prof:in

Kontakt

Wega Wilken
M.A. Kommunikationsmanagerin

go-2-prof:in | Gewinnung und Entwicklung von professoralem Personal

Pronomen: sie/ ihr

T +49 40 428 75 9051
F +49 40 428 75 9019
wega.wilken (at) haw-hamburg (dot) de

HOCHSCHULE FÜR ANGEWANDTE
WISSENSCHAFTEN HAMBURG

Presse und Kommunikation
Berliner Tor 5 / 20099 Hamburg
HAW-Hamburg: go-2-prof:in

 

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