Klaus Marckwardt ist am 12.05.1935 in Hagenow/Mecklenburg geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Familie nach Lübeck, wo Klaus 1955 sein Abitur am Johanneum machte. Das Lernen fiel im leicht, und gute Noten begleiteten ihn durch sein Leben. Marckwardt zog für ein Studium nach Stuttgart. Er wohnte in einem sehr einfachen Studentenzimmer, in dem das Wasser im Winter gefror. 1960 schloss er sein Studium der Luftfahrttechnik an der Technischen Hochschule Stuttgart mit dem Diplom ab.
Marckwardt blieb als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Flugzeugbau und promovierte 1968 bei Prof. Dr. Hütter zum Dr.-Ing. der Universität Stuttgart. Thema der Dissertation: "Über die optimale Auslegung freifahrender Schleppturbinen für die Grenzschichtabsaugung an Flugzeugen" (DNB,PDF über Reposit ). Die Arbeit macht deutlich, wie alt viele Forschungsthemen sind, die heute immer noch diskutiert werden, obwohl die Schwierigkeiten ihrer Umsetzung in die Praxis bereits vor Jahrzehnten aufgezeigt wurden. Während seiner Stuttgarter Zeit war Marckwardt aktiv in der Akaflieg. Er flog sowohl Segelflugzeuge als auch Motorflugzeuge. Ab 1967 arbeitete Dr. Marckwardt als Abteilungsleiter bei den Vereinigten Flugtechnischen Werken (VFW) in Bremen.
Dr. Marckwardt wurde 1972 zum Dozenten an der Fachhochschule Hamburg ernannt. Die Fachhochschule Hamburg war zwei Jahre vorher gerade aus ihren Vorgängerorganisationen gegründet worden. Der Flugzeugbau war Teil des Fachbereichs Fahrzeugtechnik. 1980 folgte die Ernennung zum Professor. Während der vielen Jahre an der Hochschule übernahm Prof. Dr. Marckwardt verschiedene Ämter. So war er von 1978 bis 1982 stellvertretender Sprecher und Planer des Fachbereichs und von 1996 bis 1998 Vorsitzender des Prüfungsausschusses. Am 30.08.1998 ging Prof. Dr. Marckwardt in den Ruhestand.
Unser ehemaliger Kollege Prof. Dr. Hans Flüh erinnert sich an Prof. Dr. Marckwardt. Beide hatten in Stuttgart am Institut für Flugzeugbau studiert, sich dort aber knapp verpasst. "Am Stuttgarter Institut für Flugzeugbau wurde immer mit einer gewissen Hochachtung von dem ehemaligen Kollegen Marckwardt gesprochen, der nun leider das Institut verlassen hätte", erinnert sich Flüh und führt weiter aus: "Prof. Dr. Klaus Marckwardt nahm seine Verpflichtung an der Fachhochschule Hamburg immer sehr genau und konsequent wahr und strahlte dabei eine hohe fachliche Kompetenz aus. Auch Verpflichtungen am Fachbereich über die Lehre hinaus stellte er sich bereitwillig und erfolgreich. Daher war er im Kollegenkreis sehr angesehen und die Studierenden achteten ihn sehr bei gleichzeitigem Respekt vor seinen fachlichen Anforderungen."
Marckwardt verlangte viel von sich und so auch von anderen. "Geht nicht gibt es nicht" war seine Maxime. Dabei nahm er sich viel Zeit für Studierende. Wenn jemand die erste Erklärung nicht verstand, dann überlegte er sich eine andere Variante, wie man die Sache noch verständlicher erklären könnte. Prof. Marckwardt hatte den Anspruch, in Klausuren immer absolut neu kreierte Aufgaben zu stellen. Die Ideen für die Aufgaben sammelte er über das ganze Semester. Sein Notenschema war für Studierende "nachvollziehbar". Gute Noten verteilte er sparsam. Die Durchfallquote war hoch. "Sie" war die normale Anrede für ihn und nur sehr wenige Personen schafften es zum "Du" beim ihm. Trotz des bestimmten Auftretens in der Sache, war der Umgang mit ihm immer freundschaftlich und entspannt.
Ich lernte Prof. Marckwardt kennen als ich wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Hamburg-Harburg war und meine Kontakte zur Fachhochschule Hamburg ausbaute. Prof. Marckwardt lud mich in seine Vorlesung "Flugmechanik" ein. Ich sollte zu den Grundlagen der Flugerprobung mit kleinen Flugzeugen unterrichten. Für interessierte Studierende bestand anschließen die Gelegenheit, sich bei einem Flug mit mir anzusehen, wie sich Differentialgleichungen zur Flugzeugbewegung im Flugzeug anfühlen. Später entstand aus diesen Anfängen das Fluglabor. Über 23 Semester haben Flugzeugbaustudierende knapp 2 Stunden mit mir in einer Cessna 172 oder Piper PA-28 verbracht und eher ungewöhnliche Flugmanöver erlebt. Prof. Marckwardt hatte dazu die Tür geöffnet.
Im Wintersemester 1998/1999 übernahm ich von Prof. Marckwardt die Vorlesung "Flugzeugentwurf" zunächst als Lehrbeauftragter. Seine Stelle mit der begehrten Fächerkombination "Flugzeugentwurf und Flugmechanik" wurde ausgeschrieben. Ich konnte mich gegen Mitbewerber durchsetzen und so durfte ich im Sommersemester 1999 die Nachfolge von Prof. Dr. Marckwardt an der FH Hamburg antreten. Er übergab mir seine Vorlesungsunterlagen und nahm sich Zeit, diese mit mir im Detail durchzugehen.
In den ersten Jahren seines Ruhestands kam Prof. Marckwardt noch oft in die Abendvorträge der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) an der Fachhochschule Hamburg. So konnten wir uns am Rande der Veranstaltung zu unseren Fächern austauschen.
Das Wirken von Prof. Dr. Marckwardt ist bis heute noch sichtbar. Viele der älteren Absolventen, aber auch damals schon Absolventinnen des Flugzeugbaus der FH Hamburg sind heute in verantwortlichen Positionen. Sie haben seine Vorlesungen besucht und sind durch ihn geprägt worden. Flugzeugbauingenieure tragen Verantwortung für die Sicherheit der Flugzeuge und somit für Menschenleben. Prof. Marckwardt hat dazu passende Maßstäbe gesetzt. Wir denken mit Hochachtung an ihn. Seiner Frau sowie seinem Sohn mit Familie wünschen wir alles Gute und viel Kraft.
Text: Prof. Dr. Dieter Scholz