Im Gedenken an Prof. Dr. Willy Julius Georg Bräunling

Am 8. November 2023 verstarb Prof. Dr. Georg Bräunling, der von 1992 bis 2014 das Gebiet der Flugzeugantriebe am Department Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau vertrat. Ein Nachruf von Prof. Dieter Scholz.

Unser Kollege hat am 27. November 2018 seinen Namen ändern lassen auf Georg Bräunling. Dies war ihm sehr wichtig und steht daher hier gleich am Anfang. Prof. Dr. Georg Bräunling starb am 8. November 2023 im Alter von 75 Jahren. Diese Nachricht erreichte uns erst jetzt.

1992 kam Prof. Bräunling an unsere Hochschule – damals war es noch die Fachhochschule Hamburg. Er wurde berufen für die Fächer Flugzeugtriebwerke und Flugzeugsysteme. Die Flugzeugsysteme waren damals nur angehängt an das Ende der Vorlesung Flugzeugtriebwerke. Prof. Bräunling schickte Studierende zur Diplomarbeit an die Technische Universität Hamburg-Harburg, wo ich als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Flugzeugsystemtechnik tätig war. Die von uns gelebte Zusammenarbeit war einigen Kollege aus hochschulpolitischen Gründen ein Dorn im Auge. Mit meiner Berufung 1999 an unsere Hochschule durfte ich die Flugzeugsysteme vom Kollegen Bräunling übernehmen.

Prof. Bräunling beschrieb sich selber als präzise. Ja, er war ein Perfektionist. Für Studierende war er ein freundlicher und verlässlicher Partner. Gremienarbeit war weniger seine Sache. Wenn er nicht gerade unterrichtete, dann widmete er sich seiner Autorentätigkeit, vor allem seinem Hauptwerk Flugzeugtriebwerke. Die vielen Diagramme erstellte er alle selbst. Mit jeder Auflage kamen vielen Seiten zum Buch hinzu. In der 4. und letzten Auflage (2015) sind es über 2000 Seiten in zwei Bänden.

Während der Zeit an der HAW Hamburg entstand auch der Buchbeitrag "Antriebe"  im Handbuch der Luftfahrzeugtechnik des Kollegen Bräunling. Hier waren wir wieder gemeinsam tätig. Ich schrieb den Beitrag "Flugzeugsysteme". Zusammen betrug unser Anteil mehr als 1/3 des Handbuches. Unsere gemeinsame Erkenntnis: Das Schreiben eines Buchbeitrages ist wohl eine der undankbarsten Aufgaben für einen Autoren. Unser Kollege drückte seinen Unmut dadurch aus, dass er den Beitrag unter dem Pseudonym Hauke Onissen veröffentlichen ließ. Trotzdem sah er den Beitrag als wichtigen Bestandteil seines Lebenswerkes.

Georg Bräunling wuchs in Düs­sel­dorf auf. Er fühlte sich als Rhein­län­der. Hamburg war für ihn eine Stadt im hohen Norden. Er überlegte sich, wenn schon am Wasser, dann richtig und kaufte sich eine Segelyacht, mit der er fortan vor allem auf der Ostsee unterwegs war.

Ärger kann krank machen, aber dem Ärger kann man sich entziehen – ein Grund, warum Prof. Bräunling in Besprechungen dann nicht mehr anwesend war. Über seinen Ruhestand sprach Prof. Bräunling schon viele Jahre vorher. 2014 war es dann so weit. Jetzt hatte er Zeit für ein neues Projekt. Das Handbuch der Aerodynamik erschien im Jahr 2022 (900 Seiten).

Der Artikel über Georg Bräunling bei Wikipedia ist in seinem Sinne geschrieben. Hier erfährt man mehr über seinen Lebenslauf. Links führen auf von ihm erstellte Seiten im Internet.

Georg Bräunling ist uns als Mensch und Buchautor unvergessen. Die Fachwelt verliert einen geschätzten Triebwerksexperten. Seiner Familie wünschen wir viel Kraft.

 

Text: Prof. Dieter Scholz

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