Prof. Dr. Richard Sorg ist am 04. Februar 2025 im Alter von 85 Jahren verstorben. Er hat Theologie, Soziologie, Politikwissenschaft und Philosophie in Tübingen, Westberlin, Zürich und Marburg studiert. Bis 2005 war er Professor für Allgemeine Soziologie in der früheren Fakultät Soziale Arbeit und Pflege bzw. dem Fachbereich Sozialpädagogik der HAW Hamburg (bzw. der Fachhochschule Hamburg) tätig.
An dieser Stelle möchten wir Richard Sorg, seinen Werdegang, sein berufliches Engagement und sein Wirken an der HAW Hamburg und darüber hinaus würdigen.
Richard Sorg war einem dialektisch-materialistischem Denken und einer kritischen Gesellschaftsanalyse verpflichtet und hat hierzu entsprechend veröffentlicht. Er war Mitglied und zeitweise Vorstandsmitglied des Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi) und Fellow des Berliner Instituts für Kritische Theorie (InKrit).
Auch nach seiner Pensionierung war er noch sehr aktiv, u.a. mit den Veröffentlichungen von »Dialektisch denken« (2018) und »Begreifen, um zu verändern« (2021, beide Papyrossa).
Im damaligen Fachbereich Sozialpädagogik trug er Anfang der 2000er zusammen mit anderen maßgeblich dazu bei, dass die damals so bezeichnete „Fachwissenschaft Soziale Arbeit“ ein fester Bestandteil des Curriculums im Diplom- und später im Bachelor- und Masterstudiengang Soziale Arbeit wurde. Hierzu lud er zu unterschiedlichen Formaten ein, die auch über den Fachbereich hinweg eine Diskussion mit Kolleg*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu relevanten Themen wie u.a. „Kritische Sozialarbeit“ oder „Ethik und Soziale Arbeit“ ermöglichte. Ebenso lud er zu einem Kolloquium nach Hamburg ein und diskutierte mit Fachkolleg*innen die Bedeutung einer eigenständigen fachwissenschaftlichen Ausrichtung. Darüber hinaus beteiligte er sich an friedenspädagogischen und gewerkschaftsorientierten Seminaren.
Im Fachbereich leitete er über viele Jahre den Studienschwerpunkt „Arbeit mit Jugendlichen“ und begleitete Studierende im damals noch für die staatliche Anerkennung erforderlichen Anerkennungsjahr und dann ab1996 im studienintegrierten Praktikum in den dazugehörigen Theorie-Praxis-Seminaren. Sehr wichtig war ihm die Arbeit an der Entwicklung und Durchführung des interdisziplinären Seminars „Grundkurs Geschichte der Sozialpädagogik/Sozialarbeit“ unter Einbeziehung der Anteile aus Geschichte, Sozial- und Gesellschaftspolitik, Soziologie, Psychologie sowie Pädagogik. Dieses gestaltete er über 10 Jahre mit Kolleg*innen im Teamteaching unter Einsatz medialer Techniken und kreativer Didaktik sowie Exkursionen mit den Studierenden. Seine Lehrveranstaltungen waren bei den Studierenden sehr beliebt und nachgefragt. Er konnte Theorien so erklären, dass die Teilnehmenden Zusammenhänge auch für die Praxis herstellen konnten.
Die Welt verliert mit Richard Sorg einen streitbaren und kritischen Geist, aber auch einen warmherzigen Menschen. Er war ein engagierter Hochschullehrer, kritischer Forscher und Streiter für die Soziale Arbeit als eigenständige Fachwissenschaft und fachlich fundierte Handlungspraxis. Unsere Gedanken sind bei seinen Hinterbliebenen und engen Weggefährten.
Für das Kollegium des Departments Soziale Arbeit: Dieter Röh und Ulrike Voigtsberger