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Tag des offenen Denkmals 2023

In neuem Glanz

Vom 8. bis 10. September findet in Hamburg der Tag des offenen Denkmals statt. Denkmäler, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind, können besichtigt werden. Auch das Gebäude des Berliner Tor 21 an der HAW Hamburg, das vom Architekten Fritz Schumacher entworfen wurde, macht bei der Aktion mit. Es öffnet am 9. September zwischen 12 und 18 Uhr seine Türen für die Öffentlichkeit. Es gibt Führungen mit Architekt*innen, Vorträge sowie die Möglichkeit, Labore des Departments Maschinenbau und Produktion der Fakultät Technik und Informatik zu besichtigen.

Man muss schon genau hinsehen: Die Figuren am Haupteingang des Berliner Tor 21 halten etwas in ihren Händen. Diese hier ein Zahnrad - es steht allegorisch für die Mechanik.

Zwischen 1910 und 1914 schuf der Architekt und Stadtplaner Fritz Schumacher (1869-1947) das Gebäude Berliner Tor 21 der HAW Hamburg. Es ist bei weitem nicht das einzige Gebäude von ihm, das in Hamburg steht: Er baute beispielsweise auch die Davidwache an der Reeperbahn, das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin oder das Holthusenbad in Eppendorf. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Berliner Tor 21 stark beschädigt und in veränderter Form im Jahr zwischen 1951 und 1960 wiederaufgebaut. Seit 2015 wurde das denkmalgeschützte Gebäude aufwändig saniert. Wir haben uns mit Prof. Dr. Enno Stöver unterhalten, dessen Department Maschinenbau und Produktion im Gebäude beheimatet ist.

Prof. Stöver, welche Überraschungen gab es, als sich Restaurator Marko Götz im Jahr 2015 daran machte, das Gebäude BT21 zu restaurieren?

Überraschend war beispielsweise, dass große Stahlträger im Fußboden entdeckt wurden – in Sachen Brandschutz ist das eine Katastrophe. Allerdings waren diese Träger eingebaut worden, damit schwere Geräte in die Labore transportiert werden konnten. Beispielsweise hatten wir am Berliner Tor 21 zeitweise einen eigenen Kernreaktor, der war natürlich sehr schwer.
Man muss allerdings wissen, dass die Sanierung eine Mischung aus Denkmal- und Betonsanierung sowie Brandschutzsanierung war. Die Frage war also, wie die Sanierung eines Denkmals einhergehen kann mit aktuellen Brandschutzauflagen sowie den Anforderungen einer alltäglichen Nutzung. Die Herausforderung war ja, dass wir kein reines Besichtigungsobjekt sind. Das Gebäude wird jeden Tag intensiv genutzt. Dies hat zu sehr kontroversen Diskussionen verschiedener Akteursgruppen geführt – da mussten natürlich Kompromisse gefunden werden. Ich bin für die sehr gute und wertschätzende Zusammenarbeit aller Beteiligten von Architekt*innen, Handwerker*innen, Denkmalschützer*innen, Facility Management bis zu uns Nutzer*innen sehr dankbar.

Hätten Sie da ein Beispiel?

Überspitzt gesagt hat Fritz Schumacher im fünften Stock keine Absturzsicherung an den Fenstern eingeplant. Hier musste das Gebäude seinen heutigen Gegebenheiten angepasst werden. Gleichzeitig sollte aber sein originaler Charakter erhalten bleiben. Die tägliche intensive Nutzung stellt wiederum auch bestimmte Anforderungen an ein Gebäude, beispielsweise größere Türen für die Labore. Oder eben eine Absturzsicherung im fünften Stock.
Auch in Sachen Beleuchtung haben die Architekt*innen und Denkmalschützer*innen die Idee Schumachers in die heutige Zeit gehoben und in meinen Augen einen unheimlich schönes Beleuchtungskonzept gefunden. Ich bin froh, dass wir durch viele Aushandelsprozesse den ursprünglichen Charakter des Gebäudes mit modernen Anforderungen zusammenbringen konnten. Alle zusammen haben es geschafft, bei der Sanierung Brand-, Denkmal-, und Arbeitsschutz unter einen Hut zu bekommen.

Alle zusammen haben es geschafft, bei der Sanierung Brand-, Denkmal-, und Arbeitsschutz unter einen Hut zu bekommen.

Prof. Dr. Enno Stöver, Leiter des Departments Maschinenbau und Produktion

Wie zeigen sich die typischen Merkmale Schumachers am BT21?

Typische Elemente Schumachers sind beispielsweise die Ornamente oder die Stuckdecken. Auch finden sich im Fußboden vor der Aula wunderschöne Mosaike. Schumacher hat viel experimentiert und beispielsweise spezielle Sande für seine Betonmischungen verwendet. Es war gar nicht so einfach, diese für die Restaurierung zu beschaffen.

Was macht in Ihren Augen das Gebäude besonders?

Für mich ist es die Geschichte, die dieses Gebäude atmet. Als Maschinenbauer steht man in einer gewissen Tradition, die eine lange Zeit zurückreicht. Ich finde das Gebäude außerdem sehr repräsentativ – und unsere Aula wird eben aus diesem Grund sehr gerne genutzt. Für mich persönlich ist es auch Familiengeschichte, haben doch mein Vater und Onkel in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts hier an der Ingenieurschule ihren Abschluss gemacht.

Worauf lohnt es sich das Augenmerk zu richten, wenn man das nächste Mal im Foyer des BT21 steht?

Steht man vor dem Haupteingang, sieht man über dem Eingang vier Frauenfiguren aus Stein. In ihren Händen halten sie jeweils einen Gegenstand: eine Zeichnung, ein Zahnrad, eine Kurvenscheibe und ein Dampfschiff. Damit repräsentieren sie jeweils eine wissenschaftliche Disziplin: Die Luftfahrt, die Elektrizität, die Mechanik und die Schifffahrt. Außerdem lohnt sich natürlich ein Blick auf die Ornamente an den Säulen und an der Decke im Eingangsbereich sowie auf die Lampen. Sie machen das Gebäude wirklich einzigartig.

Am 9. September öffnet das Gebäude Berliner Tor 21 seine Türen für die Öffentlichkeit im Rahmen des Tag des Denkmals. Auf was dürfen sich die Gäste freuen?

Wir haben einige Programmpunkte zusammengestellt: Es gibt zwei Führungen mit den Architekt*innen, die einiges zu Fritz Schumacher, dem Gebäude an sich und der Renovierung erzählen können. Es gibt eine weitere Führung eines Kollegen, bei der die Geschichte des Gebäudes als Ingenieurschule im Vordergrund steht. Außerdem gibt es die Möglichkeit, einige Labore des Departments Maschinenbau und Produktion zu besichtigen. Wer dabei hungrig geworden ist, den versorgen wir in der Aula mit Kaffee und Kuchen.

(Interview: Tiziana Hiller)
 

Weitere Informationen
Mehr Informationen zum Tag des offenen Denkmals
Mehr Informationen zum Department Maschinenbau und Produktion
Interview mit Diplom-Restaurator Marko Götz

Kontakt

Prof. Dr. Enno Stöver
Departmentsleiter
Department Maschinenbau und Produktion

Berliner Tor 21
20099 Hamburg
Raum 129

T +49 40 428 75-8600
enno.stoever@haw-hamburg.de

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