| Campus
Neue Leiterin des International Office

„Internationale Studierende sind eine Bereicherung“

Derzeit studieren mehr als 2200 internationale Studierende an der HAW Hamburg. Das bald achtköpfige Team des International Office betreut internationale Vollzeit- und Gaststudierende sowie Studierende und Lehrende der HAW Hamburg, die ins Ausland gehen wollen. Zudem entwickelt es Maßnahmen und Angebote, um die Hochschule stärker international und interkulturell auszurichten. Wir haben mit Ines Tobis, Leiterin des International Office, gesprochen.

Porträt von Ines Tobis

Ines Tobis ist seit Anfang 2023 Leiterin des International Office.

Welche Bedeutung haben internationale Studierende für die Hochschule?
Internationale Studierende sind eine Bereicherung für die HAW Hamburg. Sie tragen zu einer internationalen Atmosphäre in den Veranstaltungen und an den verschiedenen Standorten der Hochschule bei. Sie bringen neue, in ihrer jeweiligen Kultur geprägte Perspektiven in die Lehrveranstaltungen ein und tragen so zur Internationalisierung bei.

Durch den Kontakt mit den internationalen Studierenden können die Studierenden vor Ort zudem einen Blick über den Tellerrand wagen, ihre Fremdsprachenkenntnisse verbessern und sich so auf eine globalisierte Arbeitswelt vorbereiten. Vielleicht bekommen sie durch den Austausch Lust, selbst ins Ausland zum Studium oder Praktikum zu gehen.

Internationale Studierende tragen ebenfalls dazu bei, den insgesamt sinkenden Zahlen an Studieninteressierten in Deutschland entgegenzuwirken und so auch Fachkräfte für die Metropolregion auszubilden.

Internationale Studierende sind eine Bereicherung für die HAW Hamburg. Sie tragen zu einer internationalen Atmosphäre in den Veranstaltungen und an den verschiedenen Standorten der Hochschule bei.

Ines Tobis, Leiterin des International Office

Sie sprechen es gerade an und auch in der Politik wird es diskutiert: Internationale Fachkräfte für den Arbeitsmarkt in Deutschland. Den Hochschulen wird eine besondere Rolle zugeschrieben – sie sollen die internationalen Fachkräfte von morgen mit ausbilden. Was kann die HAW Hamburg konkret leisten?
Die Hochschulen sind aus meiner Sicht im Grunde der ideale Ort zur Gewinnung und Ausbildung der internationalen Fachkräfte. Die internationalen Studierenden lernen die hiesige Kultur kennen, erlernen die deutsche Sprache und können nach dem Studium direkt mit einem Job in Deutschland starten.

Die HAW Hamburg kann internationale Studierende dabei unterstützen. Es geht um Fragen wie: Wo finde ich Stellenausschreibungen? Wie sieht eine Bewerbungsmappe aus? Wie läuft in Deutschland ein Jobinterview ab? Was erwartet ein Arbeitgeber in Deutschland vor mir? Und: Was kann ich von einem Arbeitgeber in Deutschland erwarten? Mit welchen informellen Regeln muss ich am Arbeitsplatz rechnen? Denn die Arbeitsmärkte sind sehr stark kulturell geprägt, und es ist ein großer Unterschied, ob ich mich in Indien, den USA oder Deutschland bewerbe. Nicht nur der Bewerbungsprozess verläuft anders, auch die Zusammenarbeit im Job ist verschieden.

Insbesondere die HAW Hamburg hat ja viele Kontakte zu Firmen in der Metropolregion und kann hier vermittelnd tätig sein. In Koblenz, wo ich an der Universität Koblenz-Landau gearbeitet habe, habe ich beispielsweise zusammen mit der Agentur für Arbeit und einigen Firmen „Business Speed Datings“ für internationale Studierende angeboten. In zehnminütigen Gesprächen konnten sie sich so niedrigschwellig gegenseitig kennenlernen.

Es gab auch an der HAW Hamburg schon einmal zwei vom DAAD geförderte Projekte, die die Integration der internationalen Studierenden in den Arbeitsmarkt unterstützt haben. Leider fiel die Umsetzung dieser Projekte zum Teil in die Zeit der Corona-Pandemie und wir wurden deshalb etwas ausgebremst. Aktuell gibt es wieder ein Programm des DAAD zu internationalen Fachkräften, auf das wir uns im Herbst bewerben werden. Die Themenschwerpunkte sind studienbegleitende Betreuung und Erhöhung des Studienerfolgs sowie die Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit zur Fachkräftegewinnung.

Neben der Betreuung der international Studierenden auf dem Weg an die Hochschule, unterstützen Sie und Ihre Kolleg*innen die Studierenden auch hier vor Ort. Welche Themen stehen dabei auf Ihrer Agenda und mit welchen Bereichen der Hochschule ergeben sich Schnittstellen?
Für mich haben die Themen Studierendenmarketing, das Onboarding und die Verbesserung der Betreuungsstrukturen eine hohe Relevanz. Dies könnten an der HAW Hamburg noch stärker in den Fokus gerückt werden. Ein sehr wichtiges Thema ist zudem der Studienerfolg von internationalen Studierenden. Es gab vor ein paar Jahren eine Studie des DAAD, die herausgearbeitet hat, dass internationale Studierende sehr viel häufiger das Studium abbrechen als deutsche Studierende.

Internationale Studierende stehen beispielweise bei der Wohnungssuche und auch finanziell oft vor noch größeren Hürden als Studierende es allgemein schon tun. Darüber hinaus sind sie mit einer anderen akademischen Kultur konfrontiert und fühlen sich häufig fremd und haben Heimweh. Eine bessere Integration der internationalen Studierenden an der Hochschule und in der Metropolregion kann dem entgegenwirken. Wir können das beispielsweise mit einem noch intensiveren Austausch von internationalen Studierenden und Bildungsinländern erreichen. Hier sind aus meiner Sicht auch der AStA und studentische Initiativen gute Anlaufstellen. Wir vom International Office veranstalten zum Semesterstart eine Welcome Week – die haben wir dieses Jahr aufgrund der Semesterumstellung mit großem Einsatz der Kolleg*innen im Team gleich viermal umgesetzt. Außerdem haben wir für die Studierenden unter anderem auch Sprachkurse organisiert.

Die Hochschulen sind aus meiner Sicht im Grunde der ideale Ort zur Gewinnung und Ausbildung der internationalen Fachkräfte.

Ines Tobis

Viele Studierende der HAW Hamburg möchten während ihres Studiums auch internationale Erfahrungen sammeln. In den vergangenen Monaten war der Erasmus-Bereich im International Office nicht wie gewohnt handlungsfähig. Wie ist hier der aktuelle Stand?
Die beiden Stellen, die an der HAW Hamburg das Erasmus-Programm betreuen, werden zum Oktober und November wieder besetzt sein. Aber schon einmal ein Hinweis an alle interessierten Studierende: Es wird jedoch bis Januar, Februar 2024 dauern, bis der Erasmus-Bereich wieder vollständig arbeitsfähig ist.

Die Komplexität des Erasmus-Programms ist in den letzten zehn Jahren massiv gestiegen. Das betrifft die einzelnen Programmschienen, die in Einzelaspekten immer komplexer und aufwändiger in der Bearbeitung geworden sind. Die größte Herausforderung stellt aber die Digitalisierung des Programms dar. Die Umsetzung des Erasmus-Programms wird in den nächsten Jahren jenseits des International Office auch weitere Bereiche der Hochschule betreffen. Und es ist Zeit, das anzugehen. Vor diesen Herausforderungen stehen übrigens auch andere deutsche und europäische Hochschulen.

Sie sind jetzt mehr als sechs Monate an der HAW Hamburg. Welche Projekte des International Office konnten Sie bereits bewegen und welche möchten Sie als nächstes in den Fokus rücken?
Ich bin tatsächlich seit Anfang meiner Zeit an der HAW Hamburg damit beschäftigt, die personellen Ausfälle beim Erasmus-Programm aufzufangen. Zugleich sind wir im Internationalisierungsbeirat dabei, die Internationalisierungsstrategie vorzubereiten. Im Herbst sollen sich die Gremien der Hochschule damit befassen. Die Strategie bildet die Grundlage für die weitere Internationalisierung der HAW Hamburg.

Ende Oktober fahre ich zur University of Shanghai for Science and Technology, da feiern wir das 25-jährige Jubiläum unserer Hochschul-Partnerschaft. In dem Zusammenhang müssen wir uns überlegen, wie wir die strategischen Schwerpunktregionen der HAW Hamburg – Europa, USA und China, Vietnam, Ostasien – in den nächsten Jahren weiterentwickeln wollen und können. Wie gehen wir angesichts globaler Krisen und neuer geopolitischer Herausforderungen mit unseren internationalen Partnern um? In der gerade genannten Strategie versuchen wir auf Fragen wie diese Antworten zu geben. Dabei gilt es neben den geopolitischen Prozessen auch Risiken und Dynamiken wie Pandemien, Kriege, Klimawandel und Fluchtbewegungen sowie den Fachkräftemangel, die Digitalisierung und das Leistungsvermögen der HAW Hamburg zu berücksichtigen.

In meinen ersten Monaten an der Hochschule ist mir aufgefallen, dass sehr viele Mitarbeiter*innen und Lehrende einen interkulturellen Hintergrund haben. Das ist toll und sollten wir nutzen und auch nach außen darstellen, denn es könnte für internationale Studierende ein Faktor sein, sich für die HAW Hamburg zu entscheiden.

Interview: Anke Blacha

Zur Person
Ines Tobis ist seit Februar 2023 an der HAW Hamburg. Zuvor hat sie das Welcome Center am Campus Koblenz der Universität Koblenz-Landau aufgebaut (seit 2023: Universität Koblenz). Ziel des Welcome Centers war es, internationale Studierende, Doktoranden und Gastwissenschaftler*innen für die Universität zu gewinnen und zu betreuen. Dazu zählen neben der Begleitung der Internationalen bei ihrer Ankunft und ihrer sozialen Integration während des Studiums auch das Studierendenmarketing und die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt.

Davor war Ines Tobis an der Universität Kassel tätig, zunächst als Erasmus-Koordinatorin im International Office, dann als Referentin für Internationalisierung in der Entwicklungsplanung. In dieser Funktion hat sie beispielsweise Hochschullehrer*innen bei der Antragstellung von DAAD-Programmen unterstützt.

Parallel dazu hat sich Ines Tobis im Hochschul- und Wissenschaftsmanagement fortgebildet.

Aufgewachsen ist sie in Heidelberg und Paris und war in der Schulzeit für ein paar Monate in den USA. Während des Studiums hat Ines Tobis in der Ukraine auf der Krim und in Krakau/ Polen studiert und war am Ende ihres Studiums für Archivarbeiten in Paris.

x