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Absolvent*innen der HAW Hamburg

Jeder kann helfen – Obdachlosigkeit in Hamburg

Seit Vanessa denken kann, möchte sie Modedesignerin werden. Sie konnte sich nie etwas anderes vorstellen. Nach ihrem Bachelor hat die 26-Jährige auch ihren Master erfolgreich an der HAW Hamburg abgeschlossen. Dafür hat sie eine Kollektion für Obdachlose entworfen und Prototypen gefertigt. Alle Kleidungstücke sind multifunktional und berücksichtigen die unterschiedlichen Formen von Bedürftigkeit. Ihre Kollektion zeigt sie auf dem Rundgang Armgartstraße vom 15.- 17. Februar 2024.

Woher stammt die Idee für deine Abschlussarbeit?
Die Idee, eine Arbeit im sozialen Kontext zu machen, hatte ich wohl schon länger. Vielleicht weil Nächstenliebe in meinem Leben immer schon wichtig war. Ich bin kirchlich geprägt und sozial engagiert. Ich habe mich aber erst an das Thema Obdachlosigkeit rangetraut, nachdem mein erster Vorschlag für eine Masterthema nicht funktionierte. Danach wusste ich intuitiv, was ich wollte: Menschen helfen. Es fühlte sich an, als hätte die Idee unbewusst in mir gearbeitet, bis sie zum Vorschein kam.

Wer oder was hat dich inspiriert?
Mit zwei europäischen Designern habe ich mich intensiv beschäftigt. Einmal Bas Timmer, der bekannt ist für seine Sheltersuits. Der andere heißt Patrick Mohr und ist mit dem Thema sehr provokativ umgegangen.

Was wäre beinahe schief gegangen?
Sehr viel. Es gab mehrere Momente, in denen ich große Schwierigkeiten und auch Bedenken hatte. Die härteste Phase war die Recherche. Ich wollte ja Kontakt aufnehmen mit obdachlosen Menschen und wusste nichts über sie. Ich war befangen, unsicher und zugleich beunruhigt, ob das Thema zu groß ist und meine Intention zu klein: erlernte Design-Fähigkeiten einzusetzen, um einen nützlichen und respektvollen Beitrag zu leisten.

Wie bist du vorgegangen?
Ich habe mich an Alimaus gewandt, eine Tagesstätte für obdachlose und bedürfte Menschen. Insgesamt acht Monate habe ich dort im Service gearbeitet und insgesamt drei Workshops mit den Gästen gemacht. So nennen sie die Obdachlosen dort. Nach und nach haben ich einige kennengelernt. Beim gemeinsamen Essen sind wir ins Gespräch gekommen. Sie wollten wissen, was ich mache und warum.  Alle waren unglaublich nett und aufgeschlossen. Ich habe gelernt, dass es viele verschiedene Stufen der Obdachlosigkeit gibt.

Womit bist zu sehr zufrieden?
Mit den Workshops. So etwas hatte ich noch nie gemacht. Ich habe mit den Gästen Kleidung gefärbt nach der japanische Shibori-Falttechnik. Und ich habe sie Kleidung und Jutebeutel stempeln lassen. Es hat funktioniert und wir haben uns dabei besser kennengelernt. Alle hatte ihren Spaß.

Wie geht es weiter bei dir?
Nach dieser intensiven Phase der Masterprüfung wünsche ich mir gerade mehr Familienzeit. Die ist etwas zu kurz gekommen in den letzten Monaten.  Beruflich träume ich davon, mich selbstständig machen. Sicherlich kein leichter Weg, aber ich möchte es unbedingt.

Kontakt

Vanessa Drodowski 
@variowska

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